Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Mittwoch, 10. Februar 2016

Die Sache mit dem Nervengas - Berichtaus Wurstelheim

Es begab sich, dass in der Wurstelheimer Kirche die aus Holz bestehenden Einrichtungsteile vom Holzwurm befallen wurden. Uneingeweihten fiel es nicht so auf, aber Experten hatten es festgestellt. Betroffen waren unter anderem die Bodendielen des Podestes auf dem die Kirchenbänke standen.

Nun gibt es ein probates Mittel zur Holzwurmbekämpfung: das Muskel- und Nervengas Permethrin, das zur Gruppe der Pyrethroide gehört. Dieses gilt weithin als unbedenklich, da es zwar auch bei Nicht-Holzwürmern Nerven- und Muskellähmungen hervorrufen kann, jedoch mit einem Zusatzstoff versetzt wird, der nur den Metabolismus von Kerbtieren daran hindert, das Gift wieder abzubauen, jedoch nicht den von Säugetieren aller Art, d.h. auch Menschen atmen es ein und können bei höherer Dosierung von den Wirkungen betroffen werden aber sie scheiden es nach einer Weile wieder aus, wie schnell ist u.a. abhängig von der individuellen Leistung von Bauchspeicheldrüse, Leber und Niere, so dass es bei höherer Konzentration und wiederholter längerer Exposition  auch im Körper angereichert wird und als Kontaktgift, das es ist, zu diversen Beschwerden führen kann, je nachdem wo die Muskulatur gelähmt wird (Lunge beim Einatmen, Muskulatur allgemein, Lymphwege beim Abtransport zur Leber, Leber bei der Verarbeitung und Nieren- und Blasenmuskulatur beim Ausscheiden).

Die Wurstelheimer Pfarrkirche wurde also für einen Monat in den Sommerferien gesperrt und eine Firma führte die nötige Behandlung durch. Nur war von der Auschreibung her vorgesehen, dass die Dielen nach erfolgter Behandlung versiegelt werden, denn das Gift gast aus diesen bis zu zehn Jahre lang aus. Die Versiegelung hätte aber mehr Geld gekostet, so hatte der Wurstelheimer Pfarrer den klugen Gedanken, man könne sich das ja auch sparen. Darauf meldete ein Mitglied des Verwaltungsrates, das einmal im holzverarbeitenden Gewerbe tätig war, Bedenken an und schlug vor, dann eben für eine aktive Beseitigung des Gases durch einen Ventilator zu sorgen, der im Fensterbereich zu installieren gewesen wäre, um die Luft ständig abzusaugen, insbesondere während der kühleren Jahreszeit, wenn die Türen nicht offen stehen können.
Auch dieser Vorschlag wurde abgewiesen. Vielleicht erinnert sich jemand noch an das Problem der Wurstelheimer Heizkosten? Das hätte die ja noch in die Höhe getrieben! Und so kommt es, dass in Wurstelheim von September bis Mai die Türen fest geschlossen bleiben und das Nervengas sich in Ruhe anreichern kann. Natürlich wurde über die Problematik niemand informiert, das hätte ja nur Unsicherheit hervorgerufen.

Glück hatten die Wurstelheimer Kirchenbesucher, deren Lungen angeschlagen sind. Deren eingeschränkte Lungenfunktion reagierte schnell auf das Permethrin, so dass ihnen schnell schwindlig und übel wurde und sie den Besuch dieser Kirche aufgaben. Das waren natürlich  nur Hypochonder. Zwar häuften sich die Fälle von Blasenschwächen bei älteren Leuten und die Anzahl der Gehbeschwerden bei schon anderweitig Angeschlagenen, aber niemand dachte sich jemals etwas dabei, denn das Gas ist geruchlos. Und was nicht riecht, kann auch nicht schaden, meint man in Wurstelheim. Sollte jemand etwas anderes behaupten, kann es nur ein Unruhestifter sein.

Kommen Sie ruhig nach Wurstelheim! Sie werden nichts riechen. Und sollte Ihnen nach einem längeren Gottesdienst leicht übel sein, liegt es allenfalls am Weihrauch. Den kann man riechen.


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