Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Samstag, 11. Januar 2014

Furore um eine Petition

Gestern wunderte ich mich noch über das extravagante mediale Interesse an dem Coming-out eines Ex-Profi-Fussballers, den ich nicht kenne und dessen sexuelle Präferenzen mich in keiner Weise interessieren -spätestens heute zeigt sich des Rätsels Lösung. Zumindest stellt die ein oder andere Tageszeitung gleich hilfreich den Zusammenhang her: es geht um die Petition von Eltern in Baden-Württemberg mit dem Titel  Zukunft-Verantwortung-Lernen-kein-Bildungsplan-2015-unter-der-Ideologie-des-Regenbogens, die bisher von 94.000 Menschen unterzeichnet wurde.

Zur genaueren Information bitte den Text der Petition nachlesen.

Ab 2015 soll in Baden-Württemberg ein neuer Bildungsplan für allgemeinbildende Schulen gelten.Explizit hält die Petition fest:
"Wir unterstützen das Anliegen, Homosexuelle, Bisexuelle, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle nicht zu diskriminieren. Bestehende Diskriminierung soll im Unterricht thematisiert werden. "  .

Worum geht es also, wenn nicht um das Thematisieren, dass herabsetzendes Verhalten gegenüber Menschen anderer Überzeugungen generell nicht gut ist? Wobei es durchaus sinnvoll ist, da auch die LSBTTI-Gruppe explizit zu nennen aber eben nicht nur diese. Diskriminierung gibt es gegen viele und vieles. In manchen Fällen kann ein "falscher" Pullover zum Anlass zum Mobbing unter Schülern werden. Hier für ein mitmenschlicheres Verhalten zu sorgen, würde die Unterstützung aller finden.

Darum fordert die Petition u.a. "Wir fordern… 
…ein klares Zeichen der Bildungsplankommission zu einer verantwortungsbewussten Sexualpädagogik und ein „Nein“ zur Überbetonung einzelner Gruppen und ihrer Interessen. "

Gerade die Sexualpädagogik ist ein sensibler Bereich. Für viele Jugendliche (und Kinder) ist es in keiner Weise hilfreich, sich mit allen (ja, wirklich allen, so sehen es solche Pläne meist vor) existierenden Sexualpraktiken ausführlich beschäftigen zu müssen. Für viele ist das eine Traumatisierung.
Wenig sinnvoll erscheinen mir auch Forderungen, wie sie gewöhnlich im Umfeld solcher Agenden erscheinen, diese sexuelle Praktiken in davon unabhängigen Fächern wie zum Beispiel Mathematik zu thematisieren: z.B. als Textaufgabe getarnt (statt: "Frieda fährt mit ihrer Freundin Isa von A nach B ins Kino, dabei machen sie halt in C." müsste man dann plötzlich lesen, dass die beiden unbedingt eine Bar für Lesben aufsuchen müssen.)

Weiterhin wird in der Petition bemängelt, dass in bisherigen Umsetzungen leider gewöhnlich vermieden wurde, auf besondere gesundheitliche Gefährdungen durch verschiedene sexuelle Praktiken (die alle ohne Ausnahme als gut und zum Ausprobieren empfohlen werden) verzichtet wurde. Links zu den Originaltexten mit den Absichten der Landesregierung finden sich am Ende der Petition. Dort findet sich weiterhin eine lange Liste von Pro- und Contra- Stimmen.

Höchst bedenklich finde ich, dass die 94.000 Unterzeichner von Zeitung und Fersehsendern in den letzten 24 Stunden als irregeleitet, als Extremisten, Fundamentalisten usw. diffamiert wurden. Und das obwohl wie oben angeführt klar festgehalten wird, das man sich selbst gegen Diskriminierungen in dieser Frage wendet.

Eine Regionalzeitung, die ich kenne, stellte übrigens einen klaren Zusammenhang zwischen dem Eltern- und Lehrerprotest und jenem Coming-out her; in einer begleitenden Karrikatur zu dem Text, in der die unterzeichnenden Eltern und Lehrer wie oben angegeben beschimpft wurden, schießt jemand einer Person in einer Menge, die jemanden beschimpft, einen Fußball an den Kopf.
Nun beschimpft die Petition gar keinen, auch wenn die Presse das behauptet. Aber der Karrikaturist war sich offenbar des Zusammenhanges vom medialen Bruhaha um das Sexleben eines Fussballers und der Diffamierung einer legitimen Petition und deren Unterzeichnern bewusst. Noch dazu wurde im Artikel unterstellt, der Elternprotest habe sich erst am Coming-out jenes Fussballers entzündet, was nachweislich nicht den Tatsachen entspricht.

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