Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Mittwoch, 19. November 2014

HINTERGRÜNDE UND ÜBERLEGUNGEN ZUM BEFREIUNGSDIENST (EXORZISMUS) Teil 3: Wer braucht nun einen Exorzismus?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten.
Nach der Erfahrung vieler Exorzisten sind es oft gar nicht die Menschen, die meinen, sie bräuchten Hilfe auf diesem Gebiet.  D.h. oft liegen Symptome vor, die auf eine außergewöhnliche diabolische Belästigung hindeuten könnten, aber bei genauerer Diagnostik stellt sich dann heraus, dass es sich stattdessen um psychische Probleme handelt. Diese Betroffenen sind darüber oft schwer enttäuscht, da ihr Leidensweg nun doch nicht relativ schnell und effektiv beendet werden kann; Exorzismen können sich zwar über Monate hinziehen, psychische Problem aber über Jahrzehnte hinweg oder lebenslang bestehen.

Viel häufiger sind die Fälle, die sich ihres Problems gar nicht bewusst sind. So berichtet ein US-amerikanischer Priester, dass bisher keiner der Fälle, die ihm durch das Bistum zugeschickt wurden, ein authentischer Fall war. Dennoch hat er reichlich zu tun. Er lädt nämlich Menschen, die ihm – ob nun in Gesprächen, auf Treffen oder bei der Beichte -  begegnen und die Probleme erwähnen, die durchaus auch ihre Ursache im dämonischen Bereich haben können, ein, doch einen Termin zu einer speziellen Segnung zu vereinbaren.  Viele nehmen das Angebot an. Er empfiehlt vorher, bei einem anderen Priester zu beichten, damit der Boden auch entsprechend bereitet ist. Im Verlauf des Termins, der auch durch eine Helfergruppe von Gebet begleitet wird, unterhält man sich zunächst entspannt, bis es nach einer Reihe vorbereitender Gebete auch der kleine Exorzismus  von Leo XIII gesprochen wird, bei dem es dann für viele sehr überraschend zu Manifestationen kommt.
Dabei muss es sich durchaus nicht immer gleich um spektakulärere Formen handeln, die mit einer deutlichen Persönlichkeitsveränderung einhergehen. Manchmal zeigt sich die Belastung nur darin, dass der Betroffene, der aufgefordert ist, still für sich eine kurze Andacht zur Muttergottes zu halten, wobei er/sie sich das Marienbild  aussucht, dem er/sie persönlich am meisten verbunden ist, ihm selbst unerklärlich völlig außerstande ist, sich auf diese Andacht zu konzentrieren.

Hat sich der Verdacht bestätigt, dass es sich hier um außergewöhnliche diabolische Belästigungen handeln könnte, werden nach diesem ersten diagnostischen Termin weitere – gewissermaßen therapeutische vergeben. Bis zu diesen erhält die betroffene Person allerdings Hausaufgaben. Es gilt dem unerwünschten Eindringling den Aufenthalt möglichst unangenehm zu machen und dazu gehört eine entschieden christliche Lebensführung. Es wird dringend angeraten
-          wöchentlich besser täglich an der heiligen Messe teilzunehmen
-          monatlich besser wöchentlich zu beichten
-          täglich persönlich und wenn möglich mit der Familie zu beten: Bibellesung, inneres Gebet, Rosenkranz, Litanei zum kostbaren Blut
-          alles zu meiden, was der katholischen Lehre widerspricht, insbesondere esoterische und spiritistische Praktiken aller Art (diesen wird auch bei den folgenden Exorzismen explizit widersagt) und auch jede Form illegitimer sexueller Beziehungen (den Wesen um die es hier geht, ist es völlig gleichgültig, was der eine oder andere Theologe für barmherzigen Umgang hält, sie kennen die geistlichen Konsequenzen allen Handelns und nutzen sie rücksichtslos aus)


Als Fazit wäre zu sagen: Viele, denen ein Exorzismus helfen könnte, kommen wohl nie auf die Idee ihn in Anspruch zu nehmen, weil die einzigen Manifestationen, die bei Ihnen erkennbar auftreten, physischer, psychischer oder zufälliger Natur zu sein scheinen. Allerdings kann in solchen Fällen auch ein entschiedenes christliches Leben eine effektive Heilmethode sein. Aufmerksamkeit kann dann geboten sein, wenn dies jemand trotz bestem Willen und Anstrengungen einfach nicht gelingen will.

Außer diesen diagnostisch schwierigen Fällen gibt es dann noch die relativ eindeutigen Fälle, die bisher in Europa eher in dessen Süden bekannt sind, bei denen es zu schlichtweg unerklärlichen Vorkommnissen kommt, die dann gewöhnlich auch von der ganzen Familie bestätigt werden können.

Montag, 3. November 2014

Hintergründe und Überlegungen zum Befreiungsdienst (Exorzismus) - Teil 2: Diagnostik

Wie bei allen Leiden, deren Ursachen Parasiten aller Art sind, ob nun Viren, Bakterien, Würmer oder deren psychischen und geistigen Äquivalente, ist es in vielen Fällen so, dass bevor etwas behandelt werden kann, zunächst einmal ermittelt werden muss, was zu behandeln ist.

Zum einen wäre die Grundabgrenzung zu treffen, ob es sich nun um eine körperliche Erkrankung (-> Arzt), eine psychische Erkrankung (-> Psychiater/Psychologe) oder ein geistig-geistlichen Parasitenbefall (-> Exorzist) handelt. Schon diese Abgrenzung ist nicht einfach, denn manche Symptome können ihren Ursprung in allen drei Bereichen haben. Ist zum Beispiel die Ursache psychisch, aber das Symptom körperlich, spricht man von psychosomatischen Erscheinungen, was bedeutet, dass die körperlichen Symptome nicht geheilt werden können, solange die psychischen Probleme nicht angegangen werden.
Innerhalb eines jeden Bereiches braucht es dann eine zusätzliche Differentialdiagnostik. Als Beispiele:
Wird das Kopfweh durch Nackenverspannung, Gallenprobleme, Nierenprobleme, Sehstörungen, Vergiftungen, Tumore oder noch anderes hervorgerufen?
Hat die depressive Verstimmung ihren Ursprung in einem akuten Verlust oder gestörten biochemischen Prozessen oder besteht infolge eines Traumas usw?
Ist die außergewöhnliche diabolische Belästigung die Folge von Beschäftigung mit Okkultem oder einer Verwünschung; ist es überhaupt eine Besessenheit, eine Umsessenheit, eine Oppression oder eine Belästigung geringerer Art?

Wie geht man also vor? Zunächst sucht man den Spezialisten auf, der nach allgemeiner Erfahrung für eine Problem zuständig ist.
Läuft die Nase und steigt das Fieber ist der Arzt die vermutlich richtige Anlaufstelle. Leidet man schon immer oder nach einem Unfall/Trauma an einengenden Phobien (Ängsten) könnte der Psychiater die erste Adresse sein. Gibt es ziemlich unerklärliche Vorkommnisse (oft fällt es nur den Familienmitgliedern auf, manchmal den Betroffenen selbst), die sich so gar nicht einordnen lassen in Medizin und Psychologie, könnte ein Exorzist gefragt sein.

Jeder der drei Bereiche hat auch diagnostische Verfahren. Beim Arzt lässt man Blutbilder machen oder röntgen. Psychologen haben auch Testverfahren, ob z.B. der Rorschachtest noch aktuell ist, weiß ich nicht, ich kenne mich auf diesem Gebiet nicht hundertprozentig aus. Der Exorzist hat den formalen Exorzismus, der sich, was viele nicht wissen, auch zur Diagnostik eignet. Allen gemeinsam ist die Anamnese: sie lassen sich vom Leidenden schildern, was ihn denn alles bedrängt, um sich ein vorläufiges Bild machen zu können und geeignete fortführende Diagnostik zu betreiben.

Und allen gemeinsam ist wohl auch das Erstgespräch, bei dem festgestellt wird, ob der Leidende auch den richtigen Adressat gewählt hat. Exorzisten gibt es nicht viele und ihre Zeit ist kostbar, darum übernehmen für diese gewöhnlich Helfer mit medizinischen und psychologischen Grundkenntnisse die Vorgespräche, so dass möglichst nur die authentischen Fälle oder die, die es sein könnten, einen Termin bekommen.

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Hintergründe und Überlegungen zum Befreiungsdienst (Exorzismus) - Teil 1: Nicht Magie, nicht Aberglaube sondern Gebet

Das erste große Missverständnis, dem man im Internet gewöhnlich begegnet, wenn man Informationen zum Exorzismus sucht und dabei oft nicht etwa auf katholischen Webseiten sondern auf denen von Leuten landet, die sich mit diversen spiritistischen oder schamanischen Praktiken beschäftigen, ist dass, das es sich um irgendwie magische Worte großer Macht handelt, eine Art magische Formel mit besonderer Effizienz.
Das mag mit daher rühren, dass die Originalfassung des Exorzismus wie bis vor nicht allzu langer Zeit alle grundlegenden Texte im Bereich der katholischen Kirche (in der aber mittlerweile auch Bischöfe und Kardinäle kaum noch des Lateinischen in fließender Form oder manchmal auch nicht so fließender mächtig sind) im Original in Latein geschrieben ist und bis zur Liturgiereform nach dem Vaticanum II auch wohl nur in dieser Sprache verwendet wurde. Latein wird aber auch bei denen, die sich in Magie versuchen, doch recht gerne verwendet.
Nun kann man besonders im Blick auf die doch sehr vereinfachenden Übersetzungen vieler liturgischer Texte in das Deutsche (in anderen Sprachen mag es ähnlich sein), in denen bewusst auf eine möglichst große Ähnlichkeit mit dem Original verzichtet wurde, durchaus zu der Auffassung kommen, dass die deutsche Sprache nun doch deutlich weniger ausdruckskräftig als die lateinsiche ist. Aber das ist ein Irrtum, nur auf einzelne Ausdrücke mag es zutreffen, aber das ist bei jeder Übertragung von einer Sprache in die andere der Fall. Da der Exorzismus in den letzten Jahrzehnten im deutschen Sprachraum offiziell sowieso eher selten genutzt wurde und viele schon dachten, dieses Überbleibsel vergangener Zeiten sei völlig irrelevant, weicht auch die Übersetzung ins Deutsche vom Latein nicht elementar ab. Man hielt es nicht für nötig, sie vereinfachen (unter Überbordwerfen so manchen Inhalts oder eigenwilliger Neuformulierung von Inhalten wie bei anderen Texten).

De facto ist es letztendlich gleichgültig, in welcher Sprache der Exorzismus gebetet wird. Es ist ein Gebet, keine magische Formel. Die Worte, die darin verwendet werden, sind das Resultat von Erfahrungen und darauf basierenden Überlegungen, wie das Gemeinte möglichst genau ausgedrückt werden kann. Und natürlich, in der katholischen Kirche gilt die Regel, sich bitte an die Vorgabe zu halten, weil die auch für den Beter die größte Sicherheit bietet. Andererseits gibt es ja auch außerhalb der katholischen Kirche Menschen, die gelegentlich Exorzismen beten, anders formulieren und auch helfen können.

Es reicht auch nicht aus, einfach die Worte zu kennen und zu sprechen. Der Exorzist kann sich für sein Gebet auf die Ermächtigung durch seinen Bischof berufen und so die Autorität der ganzen Kirche in Anspruch nehmen, deren Sprecher er ist, wenn er es betet. Dennoch ist es auch für ihn angeraten, sich besonders um ein intensives Gebetsleben, ein Leben mit Sakramenten und den Tugenden und eine integere Lebensführung in allen Aspekten zu bemühen. In der Taufe sind wir Teil Christi geworden, in seiner Autorität wird dort gehandelt, darum sollten die Ausübenden ihm auch aufs engste verbunden sein. Es zählt mehr, wer jemand in Christus ist denn welche Worte er spricht.

Viele halten generell die Überzeugung, dass es geistliche Mächte (Engel, Dämonen) gibt für Aberglauben. Das ist allerdings eine starke Pauschalisierung und Ausweitung dessen, was Aberglaube eigentlich meint. Gibt es nämlich einerseits einen Mangel an religiöser Praxis, der auf Mangel an Glauben basiert, so gibt es auch ein Zuviel religiöser Praxis, das zum Glauben noch dazu erfindet. Dieses Zuviel ist der Aberglaube.

Zum Beispiel: Beim Betreten der Kirche bekreuzigen wir uns mit Weihwasser, um uns daran zu erinnern, dass wir uns durch die Taufe gestorben sind und Jesus in uns lebt, ein Akt des Erinnerns und der Kontemplation. Ein Mangel dabei könnte sein, dass man das Weihwasser nicht beachtet oder gedankenlos das Kreuz schlägt. Aberglaube wäre es, wenn das Bekreuzigen mit dem Weihwasser zur magischen Handlung wird, dessen Unterlassung oder falsche Ausführung sofort dramatische Konsequenzen hat.

Ob es Engel und Dämonen gibt, ist eine Glaubensfrage (keine absolut grundlegende wie die Dreifaltigkeit Gottes und die Erlösung durch Jesus Christus, aber dennoch eine Glaubensfrage). Der Mangel an Glauben sagt da nein. Der Aberglaube hält sie oft für mächtiger als Gott selbst und nimmt Zuflucht zu magischen Ritualen, mit denen er sich vor ihnen zu schützen versucht.

Der Exorzismus per se also ist ein Gebet. Keine Magie, keine abergläubische Schutzformel sondern ein Gebet. Allerdings in seiner Vollform ein Gebet, das nur den dazu explizit ermächtigten Personen vorbehalten ist, da es in dieser Form den Geistwesen einen Befehl erteilt, und das ist eine Konfrontation, der man als nur für sich stehende Person gewöhnlich nicht gewachsen ist; die Beschränkung auf einen kleinen Personenkreis ist darum als Schutz für alle gedacht.


KLEINE REIHE MIT HINTERGRÜNDEN UND ÜBERLEGUNGEN ZUM BEFREIUNGSDIENST (EXORZISMUS)


EINLEITUNG
Im Zusammenhang mit der nun beendeten außerordentlichen Synode zur  Situation der Familie soll unter anderem geäußert worden sein, die einen hätten sich mehr an der Lehre orientiert, die andern mehr am Leben. Damit wurde implizit der Eindruck erweckt, dass das, was sich aus der Lehre und was sich aus dem Leben ergibt, im Widerspruch zueinander stünden. Quasi, da sei eine Lehre, die auf abstrakten Überlegungen aufbaue und da sei die Wirklichkeit, aus der sich unausweichliche Entscheidungen ergäben, die anders sind als die Konsequenzen der Lehre.

Dem ist bereits widersprochen worden.
Dem muss auch weiterhin klar und entschieden widersprochen werden.

Nun gibt es ein sehr aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängtes Feld, das gerade sehr klar bestätigt, wie lebenswirklich die Lehre tatsächlich ist.
Allerdings ist dies ein Bereich des Lebens, dessen Existenz in der Tat von einer sehr großen Anzahl von Menschen, die sich dabei gewöhnlich den Errungenschaften der Aufklärung verpflichtet sehen, in der Theorie geleugnet wird: Es handelt sich hier um die Grundfrage, ob zu Gottes Schöpfung auch die Geistwesen gehören, die man gewöhnlich als Engel und - näher die Engel spezifizierend, die im Widerspruch zur Schöpfungsordnung leben – Dämonen bezeichnet, und weiterhin, ob diese Einflüsse ausüben können, die direkte Auswirkungen auf das Leben der Menschen haben.

Tatsächlich gibt es sogar einen Abzweig der Theologie und Philosophie, der sich „Angelologie und Dämonologie“ nennt. Die Erwägungen, die dort gemacht werden, sind in erster Linie philosophischer Natur und befassen sich unter anderem mit dem Wesen des Bösen. Die ausführlichste sehr alte philosophische Abhandlung, die mir zu diesem Thema bekannt ist, ist von Anselm von Canterbury. Aus welchem Grund auch immer werden aber als Ausgangsquellen der Argumentation meist nur die Aussagen des hl. Augustinus (nicht so konsequent durchargumentiert und eher als Erläuterung gedacht zum philosophischen Hintergrund Platons und seiner Schüler im Vergleich zu den christlichen Auffassungen)  und des hl. Thomas von Aquin (sehr viel jünger) benannt.

Das Praxisfeld, in dem man allerdings sehr „lebenswirkliche“ Erfahrungen sammelt, ist der Dienst der Befreiung (von den außergewöhnlichen Folgen der Begegnung mit den so oft geleugneten Mächten) der in der römisch-katholischen Kirche der Dienst des Exorzisten ist.

Nun gibt es eine Reihe von Büchern, die sich für jeden zugänglich mit der Materie befassen. Relativ weit verbreitet ist zum Beispiel „Ein Exorzist erzählt“ von Don Gabriele Amorth.
Dennoch gibt es im Zusammenhang mit diesem Dienst einige Fragen, die auch durch solche Lektüre nicht unbedingt beantwortet werden und die wichtig sind, um zu die Vorgänge besser zu verstehen. Andere wiederum haben nicht die Zeit oder Laune, deswegen ein ganzes Buch zu lesen, hätten aber gerne doch ein paar Verständnisfragen schnell geklärt. Ich hoffe dem mit dieser kleine Reihe entgegenzukommen.

Was ich nicht tun werde, ist explizit auf die Details des Exorzismus einzugehen. Das ist nur relevant für die, die mit diesem Dienst beauftragt sind und denen eine gründliche theoretische (Schulung) und praktische (Assistenz bei erfahrenen Exorzisten) Ausbildung ohnehin dringend anzuraten ist.


Dienstag, 28. Oktober 2014

Versuchungen

Das Original steht hier.

In der Ansprache zum Abschluss der III Generalversammlung der Außerordentlichen Bischofssynode äußerte sich Papst Franziskus wie folgt zu Versuchungen, die für die bestehen, die auf der und um die Synode herum fleißig über Verschiedenes diskutierten:

"- Die Versuchung der feindlichen Erstarrung: Das ist der Wunsch, sich im Geschriebenen einzuschließen und sich nicht von Gott überraschen lassen wollen, vom Gott der Überraschungen, dem Geist. Im Gesetz einschließen, in der Sicherheit dessen, was wir wissen und nicht dessen, was wir noch lernen und erreichen müssen. Das ist die Versuchung der Eifrigen, der Skrupulösen, der sogenannten "Traditionalisten" und auch der Intellektualisten.

Die Versuchung des zerstörerischen Gutmenschentums, das im Namen einer falschen Barmherzigkeit die Wunden verbindet, ohne sie zuvor zu behandeln; dabei handelt es sich um ein Symptom, nicht um Gründe oder Wurzeln. Es ist die Versuchung der "Gutmenschen, der Ängstlichen und auch der so genannten "Progessiven und Liberalen".

Die Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln um ein langes, schweres und schmerzhaftes Fasten zu beenden (Lk 4:1-4).Eine weitere Versuchung: Brot in Steine zu verwandeln und sie auf die Sünder zu werfen, die Schwachen und die Kranken (Joh 8:7) und ihnen so unerträgliche Lasten aufzubinden (Lk 11:46).

Die Versuchung, vom Kreuz herunter zu steigen, um den Menschen zu gefallen, und nicht dort zu bleiben um den Willen des Vaters zu erfüllen; sich vor dem Geist der Weltlichkeit zu verbeugen anstatt sich zu reinigen und vor dem Geist Gottes zu verneigen.

Die Versuchung, das "depositum fidei" zu vernachlässigen und sich selber nicht als Hüter, sondern als Besitzer und Herren zu verstehen oder andererseits die Versuchung, die Realität zu vernachlässigen und eine einengende Sprache zu benutzen und so zu sprechen, dass man viel redet und nichts sagt!"

Vielleicht ein wenig unglücklich gewählt, dass es mit einer Kritik, der zu sehr im Legalismus und Buchstabendenken Verhafteten beginnt, da leider auch oft die, die zur Begründung ihrer Position sich auf bestehnde Regeln beziehen, ungerechterweise so eingestuft werden und inzwischen hoch empfindlich auf jede mögliche derartige Unterstellung reagieren.

Doch zur Balance wird auch gleich das nächste Extrem benannt, das Barmherzigkeit völlig falsch versteht und darum nicht in der Lage ist zu heilen sondern eiternde lebensgefährliche Wunden produziert durch seinen fehlgeleiteten Therapieansatz.
Ganz so extrem wie in beiden Fällen benannt ist wohl niemand.

Der Inhalt wird dann jeweils in drei bzw. zwei Beispielen noch einmal vertieft, wobei sich auch die Reihenfolge der beidgenannten Extreme verändert.

Insgesamt also einfach eine Benennung dessen, was man nun wirklich vermeiden sollte und nichts das in seiner - für Papst Franziskus üblichen - Balanciertheit geeignet wäre, um es nun dem "feindlichen Lager" um die Ohren zu hauen.
Vielleicht in der Hoffnung, alle Beteiligten zu einem christlicheren Umgang miteinander zu bewegen?

Montag, 27. Oktober 2014

Wo sind sie hin, die Kardinaltugenden?

Während hier so allgemein die Diskussion über die Synode zur Familie durch Presse und Internet tobte, war ich in der vergangenen Woche in Rom, um einmal wieder bei einer Konferenz in Rom, auf der alle so voll beschäftigt waren, dass keiner auch nur von den Vorgängen um die Synode redete.

Völlig unabhängig davon kamen durchaus Themen zur Sprache, die einen gewissen Beitrag zur laufenden Diskussion leisten könnten - so aus ganz praktisch-pastoraler Sicht. Es ging nämlich um den Dienst, der von denen in Anspruch genommen wird, die unter "außergewöhnlichen diabolischen Belästigungen" leiden. Verschiedene Priester schilderten ihre Praxiserfahrungen und mehrere erwähnten, dass man es bei den Personen, die in irregulären Beziehungen leben und daran nichts ändern wollen, es auch gleich lassen kann, ihnen helfen zu wollen: die Verursacher oben genannter Belästigungen lassen sich nun einmal nicht entfernen, wenn das Leben der Opfer nicht eine - wie sie ca. 2000 Jahre betrachtet wurde, bis das seit kurzem als überholt gelten soll - sehr überzeugende christliche Lebensführung annehmen.
Ob sich das als Argument anführen lässt? Schwierig die meisten glauben ja, dass es diese Dinge auch nicht gibt.

Jedenfalls ging es auf der Konferenz auch um den laufenden Seligsprechungsprozess von P. Amantini, der demnächst zum Abschluss kommen wird. Der Vortragende setzte auseinander, was dabei geprüft wird und es wurden sehr explizit die theologischen Tugenden - Glaube, Hoffnung, Liebe - als auch ein Leben genannt, indem die Kardinaltugenden sichtbar werden: iustitia, temperantia, prudentia und fortitudo.

Wenn das die 4 Angelpunkte sind, an denen sich alles Tun (und Schreiben) messen lassen sollte, sieht es in weiten Teilen ja nicht so gut aus.
Wie ich ja weiter oben im Text schon angedeutet habe, halte ich aufgrund zahlreicher praktischer Erfahrungen, die viele schon gemacht haben, ganz und gar nichts davon, Dinge die in sich schwere Sünden sind und die Ausübenden in sehr ernste Schwierigkeiten bringen können, plötzlich als lobenswert und positiv erachten zu sollen. Aber zu denen, die gerade das vorantreiben wollen, sage ich heute nichts.

Und ich habe durchaus Verständnis, dass alle, die man gewöhnlich "konservativ" nennt, allmählich sehr besorgt sind, was den derzeitigen Papst und die künftige Wahrung der katholischen Lehre angeht. Damit mache ich ganz explizit keine Aussage darüber, was der Papst nun wirklich denken mag, denn ich stehe da auch vor einem Rätsel. Vielmehr erinnert es mich ein wenig an die Situation, als mein Bruder (10 Jahre) mir (12 Jahre) mitteilte, Mama habe ihn überhaupt und sowieso viel lieber als mich, das habe sie ihm gesagt. Und so teilen uns ja gewisse Leute seit Monaten schon mit, unser "Papa" liebe alle, die endlich die Moral der Kirche völlig über den Haufen werfen wollen, weil das barmherzig sei und werde es denen, die begründen wollen, warum die in Frage stehenden moralischen Überzeugungen, noch so richtig eintränken, dass sie nur legalistisch und herzlos seien.

Damals hatte ich tatsächlich den Eindruck, dass die Indizien für die Behauptung meines Bruders sprächen,  und habe erstmal auf meinem Zimmer geweint. Aber dann kamen mir Zweifel, weil mein Bruder es doch nicht immer so genau mit der Wahrheit nahm. Also habe ich meine Mutter gefragt - und sie hatte ihm nie so etwas gesagt.

Es ist erschreckend, wenn die Presse sich jetzt auf Meldungen stürzen kann, dass gewisse "konservative Kreise" (vorerst in Italien, aber ich kenne ja die Pappenheimer hier, da ziehen irgendwann welche nach) sich in apokalyptischen Szenarien ergehen, dass der jetzige Papst die Kirche ins Verderben ziehen werden.

Leute, ich glaube, alle die sich da sorgen, sollten einfach auch einmal den "Papa" ganz vertraulich (per Brief geht das ja) fragen, ob er sie wirklich nicht leiden kann. Es scheint ja so zu sein, dass ihm alle möglichen Leute herzzerreißende Briefe schicken, wie grausam sie von legalistischen Priestern und "Konservativen" behandelt werden - und sein mitleidiges Herz will den Unterdrückten helfen. Wie wäre es denn, ihm keine Lehrabhandlung, was er alles falsch macht, zu schicken, sondern auch ganz persönlich zu schildern, wie es einem das Herz zerreißt, wenn man als jemand, der die Kirche und die Gebote Jesu liebt, ständig von vielen Priestern, manchen Bischöfen und jetzt anscheinend auch noch vom Papst selbst als dumm und herzlos hingestellt wird, wenn jemand, der sich um das Seelenheil anderer sorgt, ständig als unbarmherzig dargestellt wird und einfach darzulegen, dass die ungerecht so Titulierten gerne auch einmal von ihrem "Papa" beschützt würden und sehen würden, dass der zu ihnen steht? Wenn es sich dann erweisen würde, dass Mitgefühl nur zu haben ist, wenn man sich von den bisherigen Lehrmeinungen der Kirche abwendet, dann wäre öffentlicheres Handeln gefragt.

Doch zornige Angriffe und mehr oder weniger verzweifelte Attacken und Beleidigungen werden die bestehenden und ständig wiederholten Vorurteile und Vorverurteilungen sicher nicht zum Besseren wenden.
Klugheit, Mäßigung, Mut und Fairness sind die Angelpunkte nach denen beurteilt werden wird, wie sehr der Glauben wirklich gelebt und geliebt wird.


Sonntag, 5. Oktober 2014

Auditur et altera pars

Bevor ich sonst etwas dazu äußere, wollte ich das offizielle Gebet für die Familiensynode  hier einstellen, was nun getan ist. Vielleicht wäre es eine gute Idee, es immer zuerst zu beten, bevor noch irgendetwas zu der nun begonnenen Synode gesagt wird. In all den Diskussionen und Argumentationen, den wild aufgebauten Erwartungen und haarsträubenden Befürchtungen sollten wir nie vergessen, dass der Herr seine Kirche immer noch selbst leitet, dass er in den Getauften (und sogar in Nicht-Getauften) wirken kann und dass unser Gebet die wichtigste Mitwirkung ist, die wir leisten können, wenn es um kirchliche Neuausrichtung und Selbstbesinnung geht. Insbesondere brauchen die unser Gebet, die in so einer Synode anwesend sind, damit sie die Gnade bekommen, gut auf den Heiligen Geist zu hören, und wir sollten nie unterschätzen, dass der Heilige Geist sehr wohl in der Lage ist sich denen mitzuteilen, denen er sich mitteilen möchte. Auch wenn sie sich in eine Position verrannt haben sollten, die dem Willen Gottes zuwiderläuft.

Dann möchte ich ganz kurz (und paraphrasiert) auf das hinweisen, was Papst Franziskus in Evangelii Gaudium dargelegt hat, worauf man bei der Wahrheits- und Richtungsfindung in der Kirche achten sollte, wobei die vier Punkte NUR in ihrer Gesamtheit wirksam werden:

1) Es ist wichtig zu bewahren und es ist wichtig neue Wege zu finden. Wenn beides gegeneinander steht, ist das zu bevorzugen, das nicht in eine Sackgasse führt.

2) Es ist wichtig die Einheit zu wahren und es ist wichtig, Konflikte zuzulassen. Die Konflikte dürfen aber nicht die Einheit zerstören.

3) Es ist wichtig, sich den Realitäten zu stellen und es ist wichtig, neue Ideen zuzulassen und auzutesten. Letztendlich aber kann ein Ideengebilde nicht der Wirklichkeit aufgesetzt werden, wenn es ihr nicht gerecht wird.

4) Das Ganze ist wichtig und die Teile sind wichtig. Jeder ist zu würdigen, aber die Würdigung des Einzelnen darf nicht auf Kosten des Ganzen geschehen.

Diese vier Punkte sind in ihrer Kombination ein sehr gutes gutes Instrument zur Entscheidunsfindung und wir dürfen wohl vertrauen, dass jemand der sie ausformuliert, sich auch an Ihnen orientiert.


Und zuletzt: Wenn eine Diskussion gut geführt werden soll, müssen die Beteiligten ihre Meinung auch vollständig und mit den besten Begründungen, die sie finden können, vortragen können. Auch wenn klar zu sein scheint, gilt, dem andern sorgfältig zuzuhören: Auditur et altera pars.
Man siehe auch auf das Prozedere von Heiligsprechungen, bei denen jemand der Part des Advocatus Diaboli übertragen wird, um auch wirklich alle widersprechenden Argumente vorzutragen.

Ja, mir graust es auch, wenn jemand impliziert, dass es schon so gut wie entschieden sei, aus pastoralen Gründen Dinge zu entscheiden, die rein logisch betrachtet, Ehe und Eucharistie in Frage stellen und die allen Aussagen widersprechen, die wir in Texten prophetisch begabter Heiliger wie z.B. Hildegard von Bingen in ihren Visionen finden, weil Visionen heute nicht ernst genommen werden, die Konstrukte moderner Theologie dagegen sehr.
Aber ich vertraue auch, dass der Heilige Geist in der Kirche das letzte Wort hat, dass Papst Franziskus trotz aller Pastoralität und Einfachheit ein kluger Kopf und ein frommer Mensch ist und dass hier nach altehrwürdigen katholischen Prinzipien die Wahrheit gesucht und gefunden werden wird.

Beten wir alle dafür, wie es auch unsere Pflicht ist!

Gebet zur Heiligen Familie anläßlich der Familiensynode

Das ist das offizielle Gebet für die Synode:

Jesus, Maria und Josef,
in euch betrachten wir
den Glanz der wahren Liebe,
an euch wenden wir uns voll Vertrauen.

Heilige Familie von Nazareth,
mache auch unsere Familien
zu Orten der Gemeinschaft und Räumen des Gebetes,
zu echten kleinen Schulen des Evangeliums
und kleinen Hauskirchen.

Heilige Familie von Nazareth,
nie mehr gebe es in unseren Familien
Gewalt, Verschlossenheit und Spaltung:
Wer Verletzung erfahren oder Anstoß nehmen musste,
finde bald Trost und Heilung.

Heilige Familie von Nazareth,
möge die (kommende) Bischofssynode
in allen wieder das Bewusstsein erwecken
für die Heiligkeit und die Unantastbarkeit der Familie,
für ihre Schönheit im Plan Gottes.

Jesus, Maria und Josef,
hört und erhört unser Flehen!

Papst Franziskus, 29. Dezember 2013

Samstag, 4. Oktober 2014

Ähm, das also nennt sich mittlerweile Satire?

Ich hatte ja nicht vor, mich ausgerechnet dazu zurückzumelden. Beim Durchblättern der Blogs von letzter Woche bin ich nur auch auf den Filmausschnitt von der heute-Show zum Marsch für das Leben 2014 gestoßen. (Nein, verlinken lohnt sich nicht; das ist so erbärmlich schlecht gemacht; ich habe bis zuletzt gewartet, wann denn nach den dümmlichen Fragen des ZDF-Menschen und zahlreichem Bildmaterial von Gegendemostranten, die nicht als solche kenntlich gemacht waren, denn nun die Satire beginnt - aber es kam keine mehr.)

Und ich frage mich, was macht das ZDF mit dem ganzen Gebührengeld, wenn es so einen zusammenhangloses Wirrwarr als Satire hinstellt? Und wollte der fragestellende ZDF-Mensch wirklich von sich aussagen, dass er nicht weiß, wie man einmal einfach nur Spaß hat, ohne gleich mit jemandem intim zu werden? Oh je. Pech auch, dass er statt Spaß Fun sagte, was die ältere Dame gar nicht erst verstand. Ist ja auch verwirrend, wenn einem jemand das Mikrofon mit ZDF-Logo unter die Nase hält und dann etwas peinliche Intimdetails zum Besten zu geben scheint.
Und dann wollte er noch weismachen, dass die Polizei hierzulande ganz brutal zu den Gegendemonstranten ist. Gibt es schon Strafanzeigen wegen unangemessener Gewaltanwendung oder fehlte da ein bisschen Material, was dazu führte, dass da jemand zu Boden gerungen wurde?
Und was ist daran Satire?

Ja, da war ein älterer Herr, dem man Aussagen entlockte, dass die Polizei zur Aufrechterhaltung der Ordnung auch Gewalt anwenden darf. Dazu eingespielte Lacher und Juchzer.
Heißt das jetzt Satire, wenn man irgendwo zusammenhanglos Lachkonserven einspielt?

Oder waren das echte Lacher, als der ZDF-Mensch sich als Sexsüchtigen präsentierte, der nicht weiß, wie man sich auch anderweitig nett amüsieren kann? Ja, wen hatten die denn da als Publikum? Auszubildende gerade über 18, die sich über sowas wegschmeißen können vor Lachen?

Ich schaue ja kein Fernsehen, ich hoffe einfach, dass der Groteske (keineswegs Satire) auch informativer Bericht über den Marsch für das Leben vorausging, so dass niemand den Eindruck erhielt, es sei etwas völlig anderes was er war. Wenn ich keine anderen Informationen als jene Groteske hätte, wäre ich da jetzt nämlich schon mit sehr falschem Eindruck zurückgelassen worden.


Sonntag, 20. Juli 2014

"Tut die Kirche zu wenig für den Lebensschutz?" Zum Beitrag von Kardinal Lehmann in der Kirchenzeitung


Generell möchte ich oben genannten Beitrag von neulich begrüßen. Denn es ist immerhin ein Versuch, das zu benennen, was es im Bistum Mainz an kirchlichen Einrichtungen gibt, die dem Lebensschutz gewidmet sind. Etliches davon sei erst seit 1999 eingeführt worden.
So gibt es ein „Netzwerk Leben“. – Noch keine Information, was das tut. In der Gemeinde meiner Eltern (ich nehme die mal als Referenz) scheint davon nichts bekannt zu sein. Jedenfalls nicht unter den noch so irgendwie halbwegs regelmäßig den Gottesdienst Besuchenden. Aber es gibt da also etwas, wo wohl etwas getan wird.
Dann sei da das „Haus des Lebens“, also irgendwo im Bistum, ich muss einmal recherchieren wo, in oben genannter Gemeinde  (Nähe Stadt Mainz) kein Begriff, daher erst einmal auch nicht ermittelbar, welchem Zweck es dient.
Es gibt Dekanatsbeauftragte für Lebensschutz. Sicher gut. Derjenige des eben diskutierten Dekanates hat sich meines Wissens in den Gemeinden bisher nicht bekanntgemacht und vorgestellt. Was er tut? Leider so noch nicht zu ermitteln.
Aber es gibt jedenfalls solche Dinge, deren Existenz bisher zwar weder befriedigend, noch ausreichend, nicht einmal mangelhaft, eher ungenügend bekannt gemacht wurde für den Normal- und Durchschnittskatholiken; dennoch gibt es sie und also Bemühungen und Gelder, die da hineinfließen. Das ist sicherlich gut, wenn auch an der Bekanntmachung genannter Einrichtungen deutlich zu arbeiten wäre.
Ebenfalls aufgezählt wird die „umfangreiche Beratungstätigkeit“ des SkF, wo auf „vielen Ebenen“ „etwas“ getan werde (bisher weiß ich auch  noch nicht was, in besagter Gemeinde sind die wohl nicht tätig) und es errege Zorn, dass das nicht besser bekannt sei. – Ja, wer ist denn dafür nun verantwortlich? Irgendwo sind die Informationen auf dem Weg zum Kirchenvolk wohl steckengeblieben. – Jedenfalls danke für den Hinweis, dass es da „etwas“ gibt, Konkretisierungen wären allerdings schon hilfreich. Vielleicht in einem Sachartikel der Kirchenzeitung? Einer kleinen Serie? Die wäre doch das geeignete Medium, das bisher wohl die Informationen nicht in geeigneter Weise unter die Leute gebracht hat.

Zudem jedoch moniert der Kardinal eine allgemeine Abstumpfung und Müdigkeit, was den Schutz des Lebens angeht und begrüßt alle Initiativen, die sich mit dieser Situation nicht abfinden wollen. Er gesteht sogar zu, eingeschlafenes Gewissen müsse da durchaus geweckt werden.
Allerdings beklagt er dann, dass das gelegentlich in einer Attitüde des „wir sind die besseren Christen“ geschehe. Inwieweit das zutrifft, kann ich nicht beurteilen, auch nicht worauf genau sich das "Bessersein" beziehen soll. Es fehlt eben wieder ein konkretes Beispiel.

Dann jedoch kommt  in dem bisher recht ausgewogenen Beitrag „Auf ein Wort“ eine Stelle, bei der ich mich frage, ob der bisherige Mangel an Konkretisierung tatsächlich nur der begrenzten Wortzahl in einer solchen Adresse geschuldet ist  oder überhaupt nur bestehende unkonkrete  Annahmen auflistet und zwar da, wo der Beitrag tatsächlich einmal etwas Konkretes benennt, nämlich Babyflaschen und Embryonenmodelle.
Nur zur Rekapitulation:
a)       Babyflaschen sind oft bunt bedruckte Fläschchen mit Schnuller obendrauf, mit denen man Babies und Kleinkindern flüssig-breige Nahrung zuführt. Sie sind meist bei den Kleinen sehr beliebt und ihr Verlust kann großes Geschrei auslösen.
b)       Bei den Embryonenmodellen handelt es sich um Darstellungen von (ungeborenen) Kindern in frühen Entwicklungsstufen, die schon eindeutig als Kinder erkennbar sind, Hände, Füße, Kopf.
Jetzt kann man natürlich der Meinung sein, dass Babyflaschen nicht der Inbegriff der Ästhetik sind – bunte, manchmal vielleicht etwas kitschige, auf Babies abgestimmte Gebrauchsgegenstände sind das eben.
Und sicher gibt es Mitmenschen, die Neugeborene erst einmal grundhässlich finden und Babies bis  zu dem Zeitpunkt an dem sie nicht mehr „an zwei Enden undicht“ sind bevorzugt deren Eltern überlassen. Andere können in den kleinen Wesen durchaus sofort etwas Schönes erkennen, auch wenn das nicht für Miss World oder Mr. Universum klassifiziert.

Durchaus übertrieben jedoch finde ich es, wenn man Babyflaschen und Embryonen/Neugeborene als abstoßend bezeichnet.

Leider tut das der Kardinal aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen. Denn – meiner Information nach, selbst habe ich es nicht erlebt - sind gewisse Sammelaktionen mit Babyflaschen geradezu auf Entzücken gestoßen, weil das eine so nette Idee war und eben gar nicht abstoßend, und besagte Embryonenmodelle werden, soweit ich höre, keineswegs verwendet um Leuten zu zeigen, wie abstoßend ungeborene Kinder sind sondern im Gegenteil, um zu zeigen, dass sie - auch noch ungeboren - echte komplette kleine Menschen sind.
Ich kann nur vermuten, dass dem Kardinal im Hinterkopf die Gerüchte – die letzten, die ich hörte sind gut 15 Jahre alt – von Aktionen sind, bei denen erschreckende Bilder von blutigen, abgetriebenen Embryonen und deren Einzelteile gezeigt wurde. So etwas kann durchaus abstoßend sein. Nur wie man das dann mit Babyflaschen  usw. verwechseln kann, das passiert wohl, wenn man einem Klischee in die Falle geht.

Zuletzt wird noch moniert, es seien anstelle von amtlichen Kollekten private Sammlungen abgehalten worden. (zum Zwecke des Lebensschutzes, wie es scheint)  Ich würde eher vermuten, dass sowohl die amtlichen Kollekten als auch die privaten Sammlungen gemacht wurden, wogegen eigentlich nichts einzuwenden sein kann. (Ich könnte hier etwas zu den amtlichen Kollekten und privaten Sammlungen in einem gewissen Wurstelheim, das ziemlich überall ist,  sagen, übrigens in keinerlei Zusammenhang zu Babyflaschen, was hier etwas den Rahmen sprengen würde.)


Nach dieser eher wenig gelungenen Passage jedoch appelliert  der Kardinal dann an alle Katholiken (er sagt katholische Mitchristen – ob er mittels dieses Ausdrucks eventuell Frauen mehr inkludieren wollte oder darauf hinweisen, dass manche Katholiken nicht unbedingt auch Christen sind, das lässt sich wohl nicht klären), nun jedenfalls, dass alle Mitchristen, die katholisch sind sich vor unglücklichen Polarisierungen hüten sollten und sich klarer werden sollten, was Lebensschutz bedeutet, um mit dem Zitat aus Gaudium et spes 51 zu enden, dass Abtreibung und Tötung des Kindes verabscheuenswürdige Verbrechen sind. 
Das unterschreibt er  und das ist tatsächlich mutig  in der heutigen Situation, in der eine solche Aussage sehr heftigen Unmut ernten kann.

Sonntag, 15. Juni 2014

Was hat Ägypten mit Freiburg zu tun?

Update: Die Lösung kam tatsächlich schnell und unbürokratisch - das Bistum Mainz lässt Monsignore Schroedel vorzeitig in den Ruhestand gehen, den er in Ägypten verbringen darf. Möge es in der deutschen Kirchenbürokratie Schule machen.

Ein kausaler Zusammenhang lässt sich natürlich nicht herstellen oder gar belegen, und es gibt ja immer merkwürdige Zusammentreffen.

Was also stößt hier auf?

"Ich bin da geschockt ..."
sagen nicht nur die Exildeutschen in Ägypten sondern es stand auch als Titel über einem Bericht der Mainzer AZ über eine Podiumsdiskussion mit Kardinal Lehmann im Erbacher Hof, der es anderweitig als kürzere dpa-Meldung in die Öffentlichkeit schaffte.
Nun ist Kardinal Lehmann nicht etwa geschockt, dass der zum Bistum Mainz gehörige Monsignore Schrödel kurzfristig und ohne andere öffentlich bekannte Gründe als die "riskante Lage in Ägypten" dort abberufen wird, ohne dass ihn ein Nachfolger ersetzen soll. (Die Betroffenen vor Ort haben dazu ein  Video gedreht, das u.a. hier zu finden ist.) Kardinal Lehmann ist darüber geschockt, dass man in Freiburg drei Vorschläge für den neuen Bischof nach Rom schickte und drei andere zurückbekam.
(Daniel Deckers von der FAZ will wissen, die Alternativen zum Freiburger Kirchenrechtler Burger seien die Kölner Weihbischöfe Puff und Schwaderlapp gewesen oder einer von ihnen und ein Priester aus Rottenburg/Stuttgart.)
"Wer in Rom Reformen durchsetzen wolle, müsse Zivilcourage aufbringen, betont der Mainzer Kardinal." Offenbar meint er zu wissen, der künftige Bischof Burger habe eine solche nicht.
Der Artikel schweift, wohl eine Frage-und-Antwort-Runde darstellend dazu ab, wie vorbildlich der Kardinal gegen Rom für einen Verbleib in der Schwangerschaftskonfliktberatung mit Schein für straffreie Abtreibung kämpfte, dann zur Debatte ob katholische wiederverheiratete Geschiedene zum "Abendmahl" (sic!) dürften. "Ich gebe nicht nach", habe der Kardinal gesagt. In ihm brenne das Reformfeuer, meint der Berichterstatter.

Von seinen deutschen Bischofs-Mitbüdern fordere er eindringlich Courage. - Gott weiß, in dieser Sache sind wir uns alle einig. Möglicherweise nicht darin, worin die Courage bestehen soll.
Auch wenn man "mehrfach abgeschüttelt" werde, müsse man (in Rom) mit "Geduld und Beharrlichkeit seine eigenen Überzeugungen zu Gehör bringen".

Und dann sagt der Kardinal etwas, was er auf das "Zentrum der Weltkirche" bezieht und was ich nur zu gerne ihm und der DBK ins Stammbuch schreiben würde: ...."darf sich nicht als eine in sich selbst kreisende Organisation begreifen, die am Ende an den wirklichen Fragen und den wahren Bedürfnissen der Gemeinden und Ortskirchen vorbeizulaufen droht."

Heißt das etwa, dass man in Nordafrika hoffen darf, dass das Bistum Mainz natürlich auch ohne die DBK seinen Priester Joachim Schrödel dort weiterarbeiten lässt, wo er bisher segensreich gewirkt hat? (Immerhin ist er verantwortlich gewesen für die verantwortlich für die Gemeinden in Syrien, Jordanien, Libanon, Sudan und Äthiopien - und es ist kein Ersatz geplant!) Vermutlich würde man sogar vor Ort, das notwendige Geld aufbringen, um den beliebten und notwendigen Seelsorger zu halten.


Dienstag, 13. Mai 2014

Caritas ohne jegliche (namensgebende) Caritas

Was ist Caritas? Eigentlich die lateinische Übersetzung des griechischen "agape", der selbstlosen Liebe.
Es war einmal, dass eine katholisch-kirchliche Organisation gegründet wurde, die diesen Namen wählte, weil so der Rahmen geschaffen werden sollte, dass katholische Pfarreimitglieder (andere natürlich auch willkommen) gezielt spenden konnten, damit organisiert und effektiv die Hilfe auch die erreichte, die sie am meisten brauchten. Das war einmal.

Die sich Caritas nennende Organisation wurde immer mehr zu einem Unternehmen, das Geld erwirtschaften wollte. Belange der ursprünglichen Caritas wurden zunehmend irreleveant, Hauptsache, die geschäftliche Seite stimmte. Schon seit über 30 Jahren höre ich von Verwandten und Bekannten, die Caritas verschwende Gelder, wende sie unsinnig an und christliche Arbeit leiste sie kaum. Belege werden dafür nicht angeführt, gelegentlich Beispiele, die den einzelnen bekannt sind, aber so reden die Leute. So gar mancher wies deshalb die Caritassammler mit zunehmend schlechtem Ruf von der Tür ab. Generell, weil man lieber da spendete, wo man genauer wusste, was mit dem Geld geschah.

Hier vor Ort zum Beispiel baute die Caritas ein Altenheim. Mit Subvention der Ortsgemeinde, die deswegen bestimmte Auflagen stellte. Alle Auflagen wurden, wie es scheint, inzwischen zunächst aktiv gebrochen und annulliert. Der Zweck des Altenheims wurde mehrfach geändert, Verträge mit betreutem wohnen, die eigentlich unbegrenzte Laufzeit hatten, gekündigt, Leistungen aus den Verträgen nicht erbracht. Geschulte Arbeitskräfte durch ungeschulte Teilzeitkräfte ersetzt. Die Senioren vor Ort, für die das Altenheim geplant war, bekamen keine Plätze, weil Pflegefälle aus einer anderen Caritaseinrichtung dorthin umverlagert wurden. Jetzt werden diese auch ausquartiert und die neuen Insassen sollen für ihre hohen Wohnkosten noch arbeiten und selbst die hilfloseren Fälle pflegen. Zumindest erzählen mir das so einige aufgebrachte Senioren. Der Ruf der Caritas in diesem Ort ist schon sehr tief gesunken. Und nicht dort, an anderen Orten gibt es andere Geschichten dieser Art.

Und jetzt kommt die "Spenden-gehören-uns"-Bekämpfungskampagne der Caritas gegen eine Laienorganisation, die Konfliktberatung für Frauen in Schwangerschaftskonflikten macht. Wie nun der Generalsekretär der Caritas verlauten lässt, möchte der Caritasverband dass alle Bistumsleitungen verbieten, dass irgendeine Organisation neben diesem Verband  Pfarreien über ihre Angebot im Sektor Konfliktberatung auch nur informieren darf. Die Caritas selbst habe jede Kooperation mit dieser Konkurrenz strikt abgelehnt. (Diese wurde also sogar von dem anderen Verein sogar angestrebt, wie es scheint.) Nein, da dürfe es keinen Spielraum geben, dass die anderen an Spenden gelangen.

Liebe Leute, des Vereines, der sich Caritas nennt und den Namen so völlig zweckentfremdet, seid sicher, dass ich ganz bestimmt keine Spende mehr - egal für was - an euch geben werde. Ihr missbraucht eure Anerkennung als katholisch wie der Weltbildverlag sein Image als "katholischer Verlag" missbraucht hat. Der Verlag vertrieb Bücher mit allem, was katholischen Überzeugungen zuwider lief. Der "katholische Verein" lehnt es ab, z.B. über natürliche Empfängnisregulierung zu informieren. Der Begriff "Mutter" wird gemieden, man bevorzugt, "Frauen, die Kinder haben". Verhütungsmittel werden empfohlen. Die Haltung bezüglich Abtreibungen ist fraglich.

Mir scheint, wir brauchen eine katholische Caritas, die diesen Namen noch zu recht trägt, aber diesem Verein, der ihn in Anspruch nimmt, gehört wohl eher das "katholisch" als auch der irreführende Name "Caritas" aberkannt. Soll er sich der Verband mit neuem Namen mit ProFamilia um den einträglichen Markt schlagen.
Jetzt auch noch die Bistumsleitungen instrumentalisieren zu wollen, einer echten caritativen Laieninitiative den Boden zu entziehen, ist einfach zu ungeheuerlich.

Mittwoch, 30. April 2014

Güte – Vergleich dreier Päpste

Der nun heiliggesprochene Papst Johannes XXXIII war berühmt für seine Güte. Güte im Sinne von gütig sein, die Menschen anzunehmen und jedem einzelnen etwas von der Liebe Christi sichtbar zu machen.  Aus seinem geistlichen Tagebuch strahlt dieser innerste Kern seines Seins hervor. Das Ringen, andern keinen Anstoß zu geben, der Verzicht, eigene Rechte und Interessen durchzusetzen, das ständige Bemühen – mit all seinen kleinen Schiffbrüchen – in dieser hingebenden Liebe und Güte zu wachsen. Gott hat all diesem Ringen ganz offensichtlich seine Gnade dazugegeben, so dass diese Güte auch wirklich aus ihm herausstrahlen konnte.
Nein, wer die Aufzeichnungen dieser reinen Seele liest, braucht kein Wunder mehr, um die Heiligkeit erkennen zu können, die hier aufstrahlt.

Güte ist auch ein herausragendes Zeichen bei Papst Benedikt XVI. Seine Güte hatte nicht die Qualität der schlichten Einfachheit wie bei Johannes XXIII sondern stets die Qualität einer bewussten Entscheidung, auch dem ärgsten Gegner mit Respekt zu begegnen .  Die Güte eines Johannes XXIII war - zum Beispiel mir – unerreichbar, diese Heiligkeit ist nicht jedem gegeben. Die Güte Benedikts XVI  war etwas, dem ich nacheifern konnte. Das war Christus, der sehr wohl weiß, was falsch und schief ist und wie es mit jemand steht und demjenigen dennoch begegnet als wäre es ein gleich-zu-gleich. Eine Zuwendung, die den, der sich treffen lässt, auf heilsame Weise beschämen kann, weil der eigene Egoismus, die eigene Rechthaberei plötzlich durch den Kontrast hervortreten und der Wunsch stark werden kann, diese Hässlichkeiten endlich loszulassen.
 Das war eine Güte, die so rein sie war, vielen nicht genehm war, weil sie nicht bereit waren, sich selbst in Frage zu stellen.

Was gleich war bei diesen beiden Manifestationen des Wesens Gottes ist, dass die Güte – weder die einfach mit Liebe umarmende Johannes XXIII noch die den eigenen Edelmut aus dem Schlaf rufende Benedikts XVI – in irgendeiner Weise auf Kosten anderer ging.  Die eine kritisierte gar nicht, die andere basierte auf Selbstkritik, beide gründeten in Demut.

Auch bei Papst Franziskus ist ein Bild der Güte zu sehen. Bei ihm ist es eher die flammende Leidenschaft für die Ärmsten, für Ausgegrenzte, für Leidende. Ein Herz das brennt, Not zu lindern und Ungerechtigkeiten zu beheben. Eine Sehnsucht bei denen zu sein, die leiden und dort das Leiden Christi zu sehen, das nach unserm Handeln ruft. Da ist ein Hirte, den die Not berührt, der sofort herbeieilen will, um zu helfen und bei dem es dann schon einmal vorkommt, dass bei der Rettung des einen Schäfchens in der Eile ein anderes Schäfchen einen Schubs bekommt, nachdem es dann auch rettungsbedürftig ist. Was dann natürlich auch geschieht, sobald die Situation erkannt ist. Ein Hirte, der wirklich will, das keins verloren geht.

Wie drückte es letzt jemand aus? „Ach die beiden andern, das sind  halt Heilige (auch wenn der eine noch lebt, wird ihm das irgendwie zugestanden), aber der Franziskus, der ist wie wir. Der gefällt mir besser.“ Wie wir. Ja, warum eigentlich schlagen die Wellen der Beliebtheit plötzlich in vorher ungeahnte Höhen?
Wenn man es wirklich bedenkt, P. Werenfried von Straten z.B. hat mehr mobilisiert für Arme aller Art. Wenn er gepredigt hat, hat es Herzen so getroffen, dass die Zuhörer bis an die eigene Schmerzgrenze gegeben haben und manchmal sogar darüber hinaus, weil sie erkannten, dass da – ein ihnen fremder – Bruder, eine Schwester, das Ebenbild Christi in Not ist. Hat Papst Franziskus bisher eine solche Welle der Hilfsbreitschaft in Gang gebracht? Es würde ihn ungeheuer freuen, gelänge ihm das. Aber nein.
Es wird viel geredet darüber, dass der oder jener mehr tun solle, um Armen zu helfen, aber natürlich nicht man selbst sondern „die Kirche“, „der Bischof XY“, „diese selbstherrlichen Pfarrer“ usw. 
„Die da“, nicht wir.

Woher kommt das?
Nicht weil Papst Franziskus da ein schlechtes Beispiel gäbe. Nein, er wird gerne als Beispiel angeführt, dass „die da“ es ihm mal nachtun sollten. „Die da“, nicht die Sprecher selbst.

Wo also sitzt der Wurm?
Der Wurm, der nichts mit Güte gemein hat und der eine Umkehr bei  sich selbst nicht will sondern bei den andern fordert. Der Wurm, der sich im eigenen Bessersein sonnt und auf andere herabschauen möchte. Der Wurm, bei dem lang kultivierte Rachegelüste und Zerstörungswille an die Oberfläche kriechen, weil sie glänzende moralische Deckmäntel gefunden haben.

Ich kann es nicht sicher sagen. Mir fällt nur auf, dass das Einschlupfloch für diesen selbstgefälligen Wurm, der die Früchte frisst, die den wahrhaft Armen und Leidenden zukommen sollten, das folgende sein könnte:
Die Güte, die Johannes XXIII praktizierte und Benedikt XVI noch praktiziert, diszipliniert sich selbst und verzichtet(e) auf Vorwürfe außer sie beziehen das Selbst ein. 
Die Güte von Papst Franziskus liefert immer Sündenböcke mit, auf die man dann Steine werfen zu dürfen glaubt. 
Das erfreut die gefallene Seele natürlich, sich gar nicht selbst disziplinieren zu müssen sondern mit andern abrechnen zu können, die ja ganz klar von komptetenter Seite benannt wurden.

Papst Franziskus sagt nicht: „Wir Priester verletzen oft durch unbedachte Worte.“ Er sagt: „Viele Priester machen das schlecht.“ Was der Wahrheit ja durchaus entspricht, nur allgemeiner Konsens ist dann: „Er macht es ja gut. Ja, wenn die es machten wie er. Denen sagen wir mal Bescheid.“
Papst Franziskus sagt nicht: „Wir Christen leben oft nicht die Freude des Glaubens.“ Er sagt, dass es da traurige Exemplare gebe, die das nicht tun, die sich da besinnen müssten. Und der Chorus tönt: „Seht ihr. Er ist ein gutes Beispiel. Aber ihr da, tut mal endlich was.“
Die Liste wäre lange fortsetzbar.

Und das heilt keine Wunden, es reißt neue auf, es spaltet tiefer. Es verbittert die Angeklagten, es erbittert die Ankläger. Statt Güte und Vergebung verbreitet sich eine Mentalität der Selbstgerechtigkeit, der Anklage, des Beschuldigens, des Hetzens und Steinigens der Sündenböcke.

Ich weiß nicht, ob ich den ablaufenden Mechanismus hier ganz erfassen konnte, und ich kann nur hoffen, dass Papst Franziskus gewahr wird, dass hier etwas seine genuinen und guten Absichten bei ihrer Präsentation und Vermittlung ständig auf Gleise umlenkt, die in völlig unerwünschte und ungute Richtungen führen.

Aber schön wäre es, wenn dieser Spuk endlich ein Ende fände.

Samstag, 19. April 2014

Zumindest hier liegt Kardinal Kasper einfach falsch

Und zwar beziehe ich mich auf seinen in der DT vom Dienstag, 15. April 2014 abgedruckten Leserbrief.

Darin vertritt der Kardinal die Meinung ein verlassener Ehepartner, der darunter litte, dass sein treubrüchiges Gemahl - als wäre nichts geschehen - seine nächste (oder vielleicht auch über- oder überübernächste) Beziehung lebt, als sei er nach katholischem Recht verehelicht (mit dem oder der Neuen) und - nach Meinung des Kardinals ruhig zur Kommunion gehen dürfe, weil das doch barmherzig sei, wenn die neue Beziehung (abgesehen von dem bestehenden Ehebruch, der irgendwie recht irrelevant zu sein scheint) doch völlig christlich lebt also, wenn dieser Verlassene das nicht gut fände, begebe er sich in die Rolle des älteren Bruders in der Geschichte vom verlorenen Sohn.

Also, mir wurde leicht übel, als ich das las. Ich hatte aber keine Zeit durchzudenken, warum sich die Aussage so falsch anfühlt, außer dass ich mit etlichen treuen Katholiken bekannt bin, die von ihren Partnern schnöde abserviert und teils mit den Kindern sitzengelassen wurden und die in der Kraft des Glaubens dennoch treu geblieben und nie eine neue Beziehung eingegangen sind. Ich hoffte erst einmal still, dass sie so einen Satz nie ins Gesicht hören werden.  Aber das lässt sich wohl nach soviel Publizität kaum noch vermeiden.

Ich versuchte also gestern einmal logisch über das Argument nachzudenken und kam zu folgendem Schluss:

Ehepartner sind keine Schwestern oder Brüder.

Sonst wäre ja auch die Ehe in keiner Beziehung gültig, mal ganz vordergründig.

Aber was ist denn z.B. ein wesentlicher Unterschied zwischen dem älteren Bruder und dem verlassenen Ehepartner.

1) Da wäre zum einen, den Bruder hat man sich nie ausgesucht. Man kann für den einfach nichts, der ist göttliche Fügung ob nun zum Guten oder Bösen. Den Ehepartner hat man sich ausgesucht, sich bewusst für diese Person entschieden.

2) Der verlorene Sohn begeht kein Unrecht gegen seinen Bruder. Er lässt sich sein Erbteil auszahlen. Das war unschön und eine Belastung für alle aber kein Unrecht. Mit seinem Bruder hat er keinen Vertrag, keine Absprache. Es geht hier um die Eltern. Den älteren Bruder mag es ärgern, aber er hat keinen Schaden.
Der untreue Ehepartner begeht ein Unrecht gegen seinen Vertragspartner. Er bricht sein Wort. Er nimmt dem andern, was diesem gehört und verfügt darüber. Er bringt den anderen in große Schwierigkeiten.

3) Als der verlorene Sohn zurückkehrt, kommt er zu seinem Vater, der dem andern Bruder sein Erbe noch nicht übergeben hat. Hätte er es übergeben, besäße er ein Altenteil, über das er verfügen könnte. Jedenfalls hätte er auch dann etwas, mit dem er seinen verlorenen Sohn willkommen heißen könnte. Er nimmt also etwas von seinem Eigentum und freut sich und feiert.
Der ältere Bruder ist verstimmt, weil er findet, dass der jüngere zu gut wegkommt und besser behandelt wird als er.

Der untreue - in neuer Beziehung lebende - Ehepartner kehrt nicht zurück. Er lässt sich mit dem, was dem andern immer noch gehört (seine Person) nieder. Er bereut nicht, dass er den andern verlassen hat. Er hat keine Intention das zu heilen. Er kommt nicht demütig und bittet da er schon als Ehepartner nichts getaugt habe, würde er gerne wie ein Diener seine verlassene Familie unterstützen und wolle damit zufrieden sein.

4) Der Vater kann dem verlorenen Sohn kein neues Erbteil aussetzen. Er kann mit ihm teilen was er hat. Er kann nicht seinem anderen Sohn wegnehmen, was diesem gehört. Der ältere Bruder muss sich damit abfinden oder seinem Bruder auch Essen und Wohnung gönnen. Sein Problem ist ja, dass er ihm das Elend gönnt.

Der verlassene Ehepartner würde in vielen Fällen seinen untreuen Partner wie der barmherzige Vater zurücknehmen. Aber er will ja gar nicht sondern hat neue Fakten geschaffen. Sie werden gar nicht um Verzeihung gebeten, sie sollen nur aus der Gleichung gelöscht werden, weil sie stören und nach Meinung des untreuen ein Fehler sind und waren.


Ich kann nur sagen verlassene Ehepartner in irgendeiner Beziehung als geistige ältere Brüder des umkehrenden Sohnes zu bezeichnen, die ihm nicht einmal ein freundliches Wort gönnen mögen,  zeigt von allem anderen als Barmherzigkeit.

(zur Ergänzung das Originalzitat:
"Ganz abgesehen davon, dass die Absolution nicht vom Ehebruch sondern von der Schuld des Ehebruchs freispricht (freispräche wäre wohl richtiger und ehrlich gesagt, ich verstehe nicht, wie man von der Schuld des Ehebruchs freisprechen will und gleichzeitig nicht vom Ehebruch), würde sich ein solcher (...) in der Ta wirklich dumm in der Rolle des brav im Hause gebliebenen älteren Sohnes im Gleichnis Jesu begeben, der dem barmherzigen Vater Vorwürfe macht, weil er dem verlorenen Sohn Barmherzigkeit zuteil werden lässt ... Wer so argumentieren würde, hat von Gottes Barmherzigkeit noch gar nicht verstanden."

Samstag, 5. April 2014

Deutsche Kirche tut sich schwer mit Laienengagement

Offenbar wird die Problematik aktuell am Umgang der Diözesen Speyer und Augsburg (eigentlich keine Hauptverdächtigen in Bezug auf Verweltlichung und Anpassung an den Zeitgeist) mit der Schwangerenkonfliktberatung von 1000plus.

Allgemein - also nicht in Bezug auf obigen Fall - formuliert ist es so:

Katholische Laien, die nicht in irgendeiner Form ein theologisches Fach mit Abschluss studiert haben, werden generell als unqualifiziert in allen Dingen betrachtet, die über untergeordnete Dienstleistungen hinausgehen. Gleich ob es um geistliches, soziales oder politisches Engagement geht, wie es scheint.

Dahingegen werden klerikalisierte Laien verschiedenster Provenienz (theologische Studien verschiedenster Art, studierte Soziologen im kirchlichen Dienst, auf hohen politischen und kirchlichen Positionen befindliche Laien unabhängig von ihrem religiösen Leben) als kompetent angesehen; ihnen ist höchste Anerkennung zuzollen, auch wenn sie sich klar gegen jeden beliebigen Glaubensinhalt oder im katholischen Glauben begründete moralische Auffassungen wenden.

Kurz gesagt: in Deutschland hat man als Katholik nur was zu melden, wenn man einen Abschluss oder einen sozialen hohen  Rang aufzuweisen hat. Die niedere Kaste der theologisch unstudierten bzw. politisch nicht-einflussreichen Laien ist stets vernachlässigbar.

Eigentlich hatten die Bischöfe im zweiten Vaticanum sich das anders gedacht:
Laien - und zwar gerade die nicht theologisch studierten Laien - sind die Fachleute in den meisten Bereichen. Wenn Sie sich dort von ihrem Glauben getragen engagieren, sollten sie seitens der geweihten Personen mit allen Kräften unterstützt und gefördert werden.

Sicher kann so eine Unterstützung und Förderung durchaus auch in Kursen bestehen, bei denen man Abschlüsse erwerben kann. Diese können sogar sehr hilfreich sein. Nur leider ist gerade die deutsche Mentalität wohl extrem in Bezug auf dokumentierte Abschlüsse. Interessant ist nicht, ob jemand etwas kann, sondern ob er ein Zertifikat vorweisen kann. Zertifikat geht immer über Können.

Diese Mentalität scheint sich auch im Fall von 1000 plus zu offenbaren:
Da haben sich - zum Teil sogar studierte (Theologie, Soziologie, Psychologie)  - Laien zusammengetan um unter hohem persönlichem Einsatz Frauen zu beraten, die wegen ihrer Schwangerschaft nicht mehr aus noch ein wissen und eigentlich oft nur möchten, dass Ihnen jemand zuhört, um ihre Gedanken und Gefühle ordnen zu können. Und dieser Dienst steht bei 1000 plus auch dann zur Verfügung, wenn die - durchaus gute Arbeit leistenden - Mitarbeiter offizieller Organisationen wie u.a. Caritas und SkF Feierabend und Wochenende und Nachtruhe haben.
Es konnte vielen Frauen geholfen werden. Etwa zwei Drittel haben sich sogar dafür entschieden, ihr Kind zu bekommen, weil ihnen die nötigen finanziellen und anderweitigen Hilfen vermittelt werden konnten.
Aber selbst die engagierteste Arbeit benötigt Geld, Spenden in dem Fall.
Man wandte sich also an die Diözesen - und wurde offenbar von einigen nicht einmal einer Antwort gewürdigt.
Kein Problem. Man bemühte sich, Multiplikatoren zu informieren, die dann zu Veranstaltungen (Info) in Pfarreien einluden. Natürlich bat man da auch um Spenden. Viele Pfarrer und ihre Gemeinden waren sehr angetan von dem, was da geleistet wurde und wollten diese Arbeit unterstützen. Ein ganz natürlicher Prozess.Man informierte sich, prüfte und befand für gut.

Was dann geschah - man kann nur darüber spekulieren. Sahen sich Caritas und SkF kritisiert? Glaubte man der eigenen Organisation gingen Spendengelder verloren? Oder war es nur die so oft in allen möglichen Dingen erfolgende Abklassifizierung, diese Leute könnten doch keine normalen Katholiken sein, wenn sie sich so einsetzen sondern seien deswegen halb unter Sektenverdacht, "evangelikal" und "katholikal" (was auch immer das ist) sollen als abwertende Begriffe (zum Schutz eigener Pfründe? aber welcher genau?) gefallen sein. Als könne man nur katholische Arbeit leisten, wenn  diese in kirchlicher Besoldung geschieht.

Tatsache ist doch, dass viele Frauen bei dieser Beratung Hilfe fanden, obwohl es parallel die Angebote von Caritas und SkF in der Diözese gab, nur dass das Angebot von 1000plus, wo vermehrt auf Internetarbeit gesetzt wird, wohl noch niedrigschwelliger angesetzt ist.
Offenbar freute es niemanden, wie vielen dort geholfen wurde.
Die obigen zwei Bistümer verboten den Pfarreien eine weitere Unterstützung - da es sich nicht um einen kirchliche Organisation handle.

Ein durchschnittlicher Laie kann das eigentlich nur noch als Bürokratie einordnen. Da hat man sich die Sache angesehen, selbst der Pfarrer fand es gut und einwandfrei und es machte Freude, das Gute zu unterstützen und die Pfarrei war der natürlich Ort dafür, wenn man katholisch war, aber es darf nicht sein. Verstehen kann man es nicht wirklich. Extrem weltfremd könnte man sagen.

Wer sagt denn eigentlich, dass die katholische Kirche in regionaler Ausprägung sich nicht hinter eine Initiative stellen darf, die in allem ihren Glaubenssätzen entspricht aber nicht von kirchlichen Gremien und Behörden selbst initiiert wurde?
Dieselbe merkwürdige "wenn-es- nicht-von-uns-kommt-kann-es-nicht-gut-sein- und-falls-doch-auch-egal- wir-machen-selbst-was"-Haltung zeigte sich ja auch schon in Bezug auf die Bürgerinitiative Einer-von-uns, die in Deutschland fast gescheitert wäre, hätten sie dann nicht doch noch etliche Bischöfe befürwortet (die Bischofskonferenz lehnte zuvor jede Unterstützung ab).

Donnerstag, 20. März 2014

und zu den Leserbriefen zu Kardinal Müller und dem AZ-Interview

Gut geschriebene Leserbriefe können manchmal besser sein als Zeitungsartikel. Allerdings findet man gute Leserbriefe gewöhnlich in Zeitungen mit guten Artikeln; das mag daran liegen, dass auch Leserbriefe meist redaktionell überarbeitet werden und nicht unbedingt dem Wortlaut des Verfassers entsprechen (je schlechter das Artikelniveau, desto geringer die Übereinstimmung  möglicherweise).

Nun, in der MAZ prangten heute viel Leserbriefe, die dem Niveau der Zeitung entsprachen. Besonders stach mir jener ins Auge, der ausführte: Als der Schreiber fröhlich nichtehelichen Sex hatte, sei er ja zu den Sakramenten zugelassen gewesen. (Das meinte er offenbar ernst.) Dann habe er sich standesamtlich trauen lassen und sei von den Sakramenten ausgeschlossen gewesen. Dies  zeige wie dumm und weltfremd die katholische Kirche sei und wie verrückt ihre Lehren.
Tja, wenn das stimmte, wäre es verrückt - ES STIMMT ABER NICHT!
Aber es zeigt wieder einmal welcher unglaubliche Wissensmangel dank der Vernachlässigung von Lehre und Katechese entstanden ist: JEDER außerehliche Geschlechtsverkehr schließt per se vom Empfang der Kommunion aus.

Den Rest der Ausführungen zu Kardinal Müller und dem was er - vermeintlich - gesagt hat, kann man sich dann ja noch denken.
Dabei war es doch nur eine väterliche Ermahnung, sich doch einmal zu erinnern, was einmal die Mainzer Fastnacht so charakteristisch gemacht hatte. Nicht das Heulen mit der Wolfsmeute sondern das Aufzeigen von Wahrheit die keiner sehen will.
Doch die Lust am Niedermachen ist an die Herrschaft gekommen und heult jetzt auf, wenn jemand auf sie hinweist.

Mainzer Zeitung setzt ihre Causa Tebartz mit fröhlichem Jagen auf Kardinal Müller fort

Dabei sah es erst ganz harmlos aus. So harmlos, dass ich sofort misstrauisch wurde, weil die Montagsausgabe sich in freundlicher Berichterstattung gegenüber Kardinal Müller erging, der seine Heimat in Mainz-Finthen anlässlich des 70. Geburtstags seines Bruders  besucht und dort einen Gottesdienst gefeiert hatte.
Die Mainzer AZ tut sich ja schon länger in Kirchenpolitik hervor, d.h. sie versucht es sich hervorzutun. Da das Merkmal des Blattes aber generell Artikel sind, die man nur verstehen kann, wenn man die Fernsehnachrichten des Abends oder andere - exaktere - Druckmedien verfolgt, weil gerne auf eine Darlegung des im Folgenden oft recht polemisch Diskutierten gern verzichtet wird, so dass der uneingeweihte Leser öfters verwirrt Rat im Internetz und bei Bekannten suchen muss, um was es denn nun überhaupt geht. Da dies also so ist, kann man sich die Qualität der kirchenpolitischen Beiträge vorstellen. Unter dem Label Limburg findet man Beispiele für einige dieser Werke, so die Referierung der Artikel eines kleinauflagigen Satiremagazins oder über die Wortäußerungen diverser Touristen, die Limburg besuchten, alles halbseitig und wortreiche Meldungen (Titelseite) die zum besten geben, dass man nichts zu berichten habe.
Seit man dann den vermeintlichen Coup landete mit dem Redaktionsgespräch mit Bischof Ackermann, bei dem dieser sich darstellte als hinge er nicht mehr dem christlichen Glauben an sondern einem promiskuitätsfördernden Fruchtbarkeitskult (alles ist gut und wertzuschätzen laut diesem - das Wort sträubt sich - Bischof: ob wechselnde Partnerschaften, außereheliche Beziehungen der meisten Art, nein nicht aller, wobei er allerdings nicht aufzeigte welche denn nicht - jedenfalls nach diesem Wasserschlag der Mainzer AZ, wollte man wohl gerne etwas draufsetzen und führte ein Interview mit Kardinal Müller.
Ausschnitte davon sind als Video hier zu finden.

Er habe an seiner Schule gelernt, dem Willigis-Gymnasium in Mainz, sagte der Kardinal unter anderem, wenn alle auf einen einschlügen auf dem Schulhof, solle man sich auf dessen Seite stellen. Es sei erschreckend wie man in Deutschland in den letzten Jahren nicht nur mit kirchlichen Personen umginge, gleich ob sie nun Fehler gemacht hätten oder nicht. (Schnitt im Video) Wie auch Bischof TvE in der Mainzer und Düsseldorfer Fastnacht behandelt worden sei, sei menschenunwürdig und das habe es leider auch schon in anderen Epochen gegeben, dass bestimmte Gruppen in Kabaretts und öffentlichen Veranstaltungen menschenunwürdig behandelt worden seien. Das habe nichts mehr mit Humor zu tun sondern sei Missbrauch der Fastnacht.

Leider nicht im Video, aber wohltuend fand ich den Satz, die Herren Zollitsch und Ackermann möchten doch einmal über die Bedeutung der Begriffe Kollegialität und Mitbrüderlichkeit nachdenken. (Leider kann ich den genauen Wortlaut nicht referieren, denn mein fußballbegeisterter Bruder ist leider vor mir an die Montagsausgabe der Zeitung gekommen ...)

Die AZ enthielt sich am Montag so gut wie aller Kommentare und das konnte nichts Gutes heißen. Wie schon geradezu erwartet, kam dann die große Abrechnung mit der Dienstagsausgabe:
"Müllers NS-Vergleich ist unerträglich".
Soweit ich weiß, ist das böse N-Wort in dem Interview ja gar nicht gefallen, es war allerdings von mehreren Epochen die Rede, in denen Menschen verunglimpft wurden. Sicherlich dürfte auch die NS-Zeit dazu zählen, aber man wird zahlreiche Beispiele finden, die auch einige hundert Jahre weiter zurückgehen. Natürlich meldet sich Wisiki zu Wort (das heißt nichts, dort hat man leider schon öfter dokumentiert, dass Textanalyse nicht zu den Stärken der paar hundert Mitglieder zählt). Der Mainzer Oberbürgermeister meine, der NS-Vergleich sei nicht statthaft - na ja, der Mann hatte wohl auch keine Zeit den Originaltext zu lesen. Johannes Gerster ereifert sich gar schröcklich, die Aussage sei nicht hinnehmbar - das Original kannte er wohl auch nicht, als er sich erregte (so sind sie leider die Politiker, schön öffetnlichkeitswirksam drauhauen, ist doch egal, ob es stimmt oder nicht).
Und dann haben wir noch Herrn Andreas Schmitt, Sitzungspräsident der Mainzer Fastnacht, der gerne als Ordinariatsmitarbeiter geannnt wird (er ist in der EDV), es sei "unfassbar den Urgedanken der Fastnacht mit Mesnchenjagd in der Nazizeit gleichzusetzen". - Also Herr Schmitt hat sich auch nicht die Mühe gemacht genau hinzulesen oder hinzuhören, denn genau das sagte doch der Kardinal, dass so etwas dem Urgedanken der Fastnacht widerspräche!! Somit ein Missbrauch desselben. Herr Schmitt sagt er habe es dreimal gelesen. Hmmm. Es soll ja Erkrankungen geben, bei denen man die Wörter zwar wahrnimmt aber den Inhalt nicht mehr erfasst. Hmmm. Andererseits wer hätte dann seine Fastnachtsvorträge geschrieben? Hmmm, hmmm, hmmm. Fromm fügte er hinzu, er bete für Fehlgeleitete, auch für Kardinal Müller.
Lesen zu können, scheint immerhin Kabarettist Lars Reichow, er formuliert vorsichtiger, was man tatsächlich aus den Worten des Kardinals herauslesen kann, allerdings - bitte - kann ihm jemand ein Buch über den katholischen Widerstand  im Dritten Reich schicken? Es muss doch sowas geben. Er meinte, der sei von vielen Menschen vermisst worden, der Widerstand. Von den Hunderten in KZs ermordeten Priestern und Ordensleuten und den Tausenden ebendort ermordeten Ehrenamtlichen scheint er nie etwas gehört zu haben. Nichts von P. Naab und dem Versuch mit Hilfe eines mutigen Verlegers ein kleines Gegengewicht zur Desinformation zu schaffen, wofür jener mutige Zeitungsmann, der gar nicht lange vorher zum katholischen Glauben konvertiert war, ermordet wurde. Ach, die Liste ist lang. Herr Reichow weiß nichts davon.
Herr Jürgen Dietz ist der Auffassung der Kardinal habe versucht, ihm einen Maulkorb anzulegen, dabei ist er nicht einmal erwähnt worden und es ist die Frage, ob er überhaupt kritisiert wurde.

Und seitdem überschlagen sich die Leserbriefschreiber über den "weltfremden" Kardinal, der die Mainzer Fastnacht nicht verstehe. Dabei hat er sie verstanden, aber leider scheinen deren Funktionäre vergessen zu haben, was sie einmal war: eine Möglichkeit, den Mächtigen einen Spiegel vorzuhalten? Wer ist denn mächtig? Ein Bischof, neu ernannt, der von manchen seiner Mitarbeiter unklug beraten von andern willentlich hintergangen und verleumdet wurde, der sein Amt derzeit nicht ausübt, über den landauf landab Lügen verbreitet wurden? Ja, es hätte da interessante Themen für die Mainzer Fastnacht gegeben: wie die Presseleute eine gewisse Badewannenfalschmeldung von einander abschrieben ohne einmal nachzuprüfen, ob sie stimmt. Wie die Auflage über die Wahrheit ging. Wie dem eigenen Machtrausch alles willkommen war, selbst Morddrohungen gegen die völlig unbeteiligte Familie des Bischofs. Wie viele öffentlich äußerten, ihnen sei völlig egal, ob der Bischof in Wirklichkeit völlig unschuldig sei, er müsse weg, dafür sei jedes Mittel recht? Eine Fundgrube für Fastnachtsvorträge, die Eigennutz, Selbstgerechtigkeit, Gier nach Ruhm und Auflage entlarven. - Aber was blieb: die x-te Auflage von der unwahren Badewannengeschichte. Kläglich!!!!




Samstag, 22. Februar 2014

Das Gleichnis vom modernen Hirten

Ein Hirte hatte 15 Schafe. In den offiziellen Dokumenten stand zwar, dass es 100 in seiner Herde gebe, aber er war ein sehr respektvoller Hirte, darum hätte er es sich nie einfallen lassen, tatsächlich irgendein Schaf zu zwingen, sich in die Nähe der andern zu gesellen und um erst gar keinen Verdacht aufkommen zu lassen, dass er es nicht ernst meine, hatte er auch schon längst die Hürdenzäune abgerissen, die die Schafe hätten einengen können. Auch gebrauchte er keinen Stock oder Stab, das wäre ja Schafsmissbrauch und Bedrohung gewesen. Wenn ein Schaf davonwanderte, hielt er es nicht auf, das wäre ja Manipulation gewesen. Man konnte schließlich auch vertrauen, dass der sichere Instinkt der Tiere sie garantiert zu den besten Weiden führen würde, den für sie persönlich besten. Da durfte er als Hirte sich nicht einmischen.
Indem er den Schafen so ihren freien unbeeinträchtigten Willen ließ, blieb ihm auch genügend Zeit sich um andere Tiere zu kümmern. Jedes, ob Schwein, Hund, Ratte, Kuh oder Wolf sollte sich in seiner Herde wohl fühlen. Schafe, die vor anderen Tieren zurückscheuten, waren in seiner Herde ohnehin fehl am Platz, besser dass die sich eine andere suchten.
Dummerweise die Hirtenorganisation aber auch noch dieses antiquierte Leitbild, dass ein Hirte wenigstens einmal jährlich ein verirrtes Schaf heimholen solle. Verirrt! Die Tiere waren doch selbständig! Und dann wollte man da auch noch plötzlich eine Übersicht, in welchem Zustand wieviel seiner Schafe seien.
Missmutig betrachtete er die fünfzehn in der Nähe. Verlauste Tiere, die nicht so selbständig wie die anderen waren, die sich glücklich ihr eigenes Futter weit weg suchten. Manche wollten sich sogar an ihn drängen; die merkten nicht, wie sehr er gerade sie verabscheute.
Aber jetzt brauchte er ein paar Vorzeigeschafe mehr. Er griff zum Fernglas. Ja, da waren ja welche! Hmmm, sah aus also ob der 5er-Trupp am Hang weiter weg zu der Nachbarherde war. Das würde nur Ärger geben, wenn er die holen würde. Und die zwei da an dem Teich. Ungünstig, die waren ziemlich bissig, ließen ihn sowieso nicht in die Nähe. Es half nichts, er musste sich aufmachen, um irgendwo ein paar seiner Schäfchen ausfindig zu machen. Irgendwo hatte er doch noch Leckerbissen. Die verteilte er sonst nicht, die dummen 15 mussten schließlich lernen selbständiger zu werden. Er packte die guten Brocken ein und ging auf die Suche.
Drei Tage lang suchte er. Er sah einzelne der offiziellen Herdenschafe, aber die meisten ergriffen bei seinem Anblick die Flucht. Dumm, dumm - er musste einen Erfolg vorzeigen.
Da stieß er auf die Rettung: vier halbwilde Hunde. Er wusste wie man die anlocken konnte. Die kamen sofort, wenn man ihnen Futter zeigte und schließlich gehörten in seine Herde alle Tiere. Also lockte er die Hunde mit ein paar Essensresten um sie seiner Herde zuzuführen.
Auf dem Weg zurück gewöhnte er sich richtig an seine neuen Tiere. Nur unglücklicherweise stellte sich heraus, dass er bei seinem Wohnsitz, wo die 15 Schafe, ach nein, 14 waren es noch, kläglich mähend herumstanden, die Vorräte aus und er hatte nichts mehr und seinen neuen Hundeschafe fingen an, ihn anzuknurren.
Die Lage war misslich. Gerade da hörte er das klägliche Blöken. Schaf Nr. 15, ein besonders unselbständiges Exemplar, hatte sich in einem Dickicht verfangen. Es schien auch verletzt. Warum sollte das Tier unnötig leiden? Schnell befreite er es von seinem Elend und überließ den Kadaver seinen neuen Herdentieren. Eins weniger, drei dazu. Das war doch schon mal ein guter Anfang.

Donnerstag, 13. Februar 2014

Ich wage einen Aufbruch

- und zwar in einem Feld, das in der deutsch-katholischen Kirche sträflich vernachlässigt worden ist und über welches offenbar auch unter Bischöfen eine eklatante Ignoranz besteht - zum mindesten nach dem zu urteilen, was Bischof Ackermann von Trier da letztens bei der Mainzer AZ vom Stapel gelassen hat.
Auf seine Abkehr von etlichen katholischen Lehrmeinungen will ich hier gar nicht eingehen. (Auch das deutsche Theologiestudium ist bekanntermaßen sehr defizitär was  Grundlagenarbeit und umfassende Information angeht.)
Doch Bischof Ackermann hat sich auch zu einer Frage geäußert, die eben nicht nur eine moralische Komponente hat sondern auch eine medizinische: er meint doch allen Ernstes, eine Unterscheidung zwischen natürlicher und künstlicher Empfängnisverhütung sei künstlich!!! Ich kann das eigentlich nur noch als frauenverachtende Äußerung werten. Denn die Frauen sind es, die fast die ganze Wucht und einen Großteil der Folgen der künstlichen, insbesondere der hormonellen Empfängnisverhütung zu tragen haben. Die Folge der hormonellen Mittel sind nämlich nach wie vor ein erhöhtes Brustkrebsrisiko, zahlreiche Herz-Kreislauferkrankungen, Schilddrüsenerkrankungen, Bindegewebsschwäche mit Krampfadern und Folgen bis hin zu Gallenoperationen und Totaloperationen sowie depressiven Störungen. Über all dies lässt sich mehr erfahren, wenn man zum Beispiel unter dem Stichwort der "Östrogendominanz-Syndrome" recherchiert.

All das kann simpel eliminiert (bzw. das Risiko sehr stark abgesenkt) werden durch eine natürliche Empfängnisverhütung.
Viele Frauen wissen inzwischen um diese Risiken - aber sie sehen sich außerstande, ihren Partnern klarzumachen, dass sie diese Risiken lieber nicht eingingen. Aus Angst deren Zuneigung zu verlieren, nehmen sie lieber Erkrankungen in Kauf, die ja auch erst zwanzig bis dreißig Jahre später voll zum Ausbruch kommen werden. Das erscheint weit weg.

Nun befürwortet - und das wissen inzwischen viele schon gar nicht mehr - die katholische Kirche eine natürliche Empfängnisregulierung. 
Man sollte meinen, dass man in kirchlichen Informationen und Einrichtungen regelmäßig niedrigschwellige Hinweise und Informationen dazu fände - aber Fehlanzeige!
Glücklich wer geschickt im Internet recherchieren kann - aber viele, auch Jüngere, sind in gezielter Recherche gar nicht so geschickt. Und wie soll man auch nach etwas suchen, von dessen Existenz viele gar nicht wissen?

Ich habe gezielt recherchiert und bin - traurig wie es ist - für einen Umkreis von 100 km um meinen Wohnort nur auf 2 Personen gestoßen, bei denen Informationen in Fragen NER oder NFP zu erhalten sind. Eine davon habe ich angerufen und herausgefunden, dass das Familiendezernat meines Bistums tatsächlich schon gelegentlich einen Kurs mit dieser Frau abgehalten habe. Allerdings sei die Teilnahme sehr gering gewesen.

Hier ist wieder einmal ein Beispiel für völlig gescheiterte kirchliche Logistik. Ein Dezernat setzt einen Kurs an und gibt ihn in Broschüren  bekannt, die falls überhaupt in einem Stapel von 50 anderen Broschüren anderer Dezernate in den Pfarreien landen und dort möglicherweise in einem weitgehend ungeordneten Wust von Papier am "Schriftenstand" hinten in der Pfarrkirche vergilben, wo man ohnehin kaum Licht hat, um etwas in Augenschein zu nehmen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gottesdienstbesucher oder gar ein Kirchenbesichtigungsbesucher sich das entsprechende Programm greift und auf Seite 23 oder 37 oder 54 den Kurshinweis findet, dürfte gegen Null gehen.
Für den Kurs wurden Räume in Bildungshäusern angemietet. Die sind teuer und müssen sich durch genügend Teilnehmer tragen. Infolgedessen wurden die raren Kurse für die wenigen, die die Information fanden, dann wegen Teilnehmermangel abgesagt.

ABER - ich kann etwas tun. Denn ich habe eine Naturheilpraxis.Und einen Raum dort, in dem sich eine Veranstaltung für bis zu 10 Teilnehmer problemlos abhalten lässt. (-> keine Buchungskosten, kein Absagezwang)
Ich habe mit der Referentin zur NER einen Termin ausgemacht für einen Einführungsvortrag.

Zu diesem Vortrag (ich nehme es mal als Fastenopfer) werde ich eine kleine Anzeige im Mitteilungsblatt der Verbandsgemeinde schalten über einen Vortrag mit dem Thema Natur statt Hormone in der Empfängnisregulierung (oder so ähnlich).

Unsere Pfarrei hat einen vierteljährlich erscheinenden Pfarrbrief. Ich werde versuchen, mich dort als Ansprechpartner für Fragen der Natürlichen Empfängnisregulierung eintragen zu lassen, denn der Pfarrbrief kommt in ALLE nominell katholischen Haushalte, nicht nur zu den Kirchenbesuchern. Und auch wenn erst einmal niemand reagiert. Irgendwann werden Frauen, denen es mit ihren hormonellen Mitteln nicht gut geht (und das sind einige) und die jetzt eine Adresse vor Ort haben sich doch einmal beim Experten (Heilpraktikerin) erkundigen, wie denn eine Alternative aussehen könnte.
Falls sich mehrere Interessenten finden, kann ich in meinen eigenen Räumlichkeiten einen Kurs mit der geschulten Dozentin dazu anbieten, ohne dass dafür viel zu organisieren wäre.

Und natürlich müssen dann entsprechende Informationsmaterialien greifbar und ansehbar vorhanden sein.

Ich bin mir sicher, auch in anderen Pfarreien wäre eine ähnliche kleine Basisinitiative ohne große Mühe möglich:
Es braucht nur in möglichst vielen Pfarreien jemanden, der sich mit einem der Multiplikatoren für NER oder NFP in Verbindung setzt, sich etwas Informationsmaterial besorgt, evtl. einmal an einer Informationsveranstaltung selbst teilnimmt und sich bei den vielen Verantwortlichen in den Pfarrmitteilungen als Ansprechpartner für NER und NFP aufführen lässt.
Das wird auf Dauer mehr ins Bewusstsein bringen, dass es so etwas wie eine natürliche Empfängnisverhütung/Familienplanung gibt und dass diese von der katholischen Kirche - aber nicht nur von dieser - gefördert wird. Es werden sich Interessenten finden. Es wird Frauen und Familien geholfen werden und möglicherweise sogar ein paar Ehen retten.
Das wäre eine Initiative für Laien, die von diesen getragen wird. 
Aber schön wäre es, wenn auch Pfarrer sich einmal die Mühe machten, einen Inforationsveranstaltung zu besuchen, damit sie guten Gewissens eine Empfehlung dazu aussprechen können und  nicht aufgrund völliger Ignoranz der Materie, wie ein gewisser Bischof, der sich offenbar im Beifall der Medien sonnen möchte, mit Äußerungen zur Schau stellt, die niemandem helfen aber seinen Mangel an echtem Interesse und Informiertheit verraten.

Montag, 10. Februar 2014

Auch ich habe geantwortet

... auf die Weitergabe des Fragenkatalogs zur Bereitung der Synode zur Familie. Nur um zu illustrieren, was dabei wirklich herauskam, fasse ich das mal zusammen.
(Ja, natürlich auch, dass die meisten nominellen Katholiken nur eine sehr flüchtige Ahnung von katholischer Lehre haben und infolgedessen sich auch gar nicht an etwas halten können, das sie nicht kennen (im Sinne von damit vertraut sein nicht im Sinne von schon mal irgendwie was gehört haben). Deutlich wird vor allem eins: das fast völlige Versagen der deutschen Bischöfe in Bezug auf Lehre, Katechese und simple Informationsvermittlung.)

In Punkt 1 wurde gefragt, inwieweit die Aussagen der Heiligen Schrift und des Lehramtes in Bezug auf die Familie bekannt seien und wie "Gaudium et spes" und "Familiaris consortio"angenommen werden.

Antwort:
Manche haben schon den Ausdruck "Gaudium et spes" gehört und wissen dass das irgendso ein Dokument ist, einige wenige wissen, es ist ein Konzilsdokument. Den Inhalt kann niemand auch nur grob zusammenfassen (studierte Theologen vielleicht ausgenommen). Von der Existenz von "Familiaris consortio" wissen auch nur wenige Eingeweihte. In Pfarrei und Religionsunterricht wird das nicht erwähnt, man stößt höchstens in Studium oder Eigenstudium darauf. Die Heilige Schrift wird selten von jemandem außerhalb des Gottesdienstes aufgeschlagen

Ehevorbereitungskurse
Es soll so etwas geben. Eigentlich kenne ich nur ein Paar, das an so etwas teilgenommen hat, die waren in einer geistlichen Gemeinschaft. Erwähnt wird es eigentlich nie und nirgends so dass man wüsste, was das überhaupt soll außer unnötig Zeit kosten, wo doch schon soviel Praktisches vorzubereiten ist für die große Feier.

Kirchliche Lehre zur Sexualität
Nur Bruchstücke sind bekannt. Das, was bekannt ist, wird oft nicht angenommen bzw. abgelehnt, da auch die Verantwortlichen bei Erwähnung solcher Fragen (falls überhaupt) sich meistens auch ablehnend dazu äußern. Daher werden sie nur von einigen wenigen praktiziert, obwohl generell eine Bereitschaft da ist, mehr zu akzeptieren, wenn es nur entsprechend einsichtig erklärt würde. Man weiß nicht, warum man sich daran halten sollte. Es scheint keine Notwendigkeit irgendeiner Art dazu zu bestehen.

Katechesen über die Familie gibt es nicht in meinem Erfahrungsbereich.

Was es gibt, sind vage Vorstellungen, dass die Kirche gegen alles sei, was fast jeder tut: sexuelle Beziehungen wie und wann jeder es für sich für richtig hält und Einsatz beliebig gewählter Mittel. Man weiß, dass die katholische Kirche Verhütung jeder Art ablehnt (Natürliche Familienplanung ist im Grunde ein Fremdwort). Man versteht nicht, was da angeblich gefordert wird.

Kulturelle Faktoren, die der katholischen Lehre entgegenstehen sind mir eigentlich nicht bekannt. Viel Kultur gibt es ja eigentlich auch nicht..


Im zweiten Fragenkatalog ging es um "Ehe nach dem Naturrecht"
Welchen Raum nun der Begriff des Naturrechts in der weltlichen Kultur einnimmt, hört sich irgendwie nicht nach einer Frage für den normalen Kirchgänger an. Dieser vermutet, dass mit Naturrecht das gemeint ist, was natürlich ist, zum Beispiel eben auch das Männer und Frauen heiraten und nicht in anderer Kombination. Zumindest ergaben das Nachfragen in meiner Umgebung. Die einhellige Meinung in Bezug auf andere Konstellationen war: "Ich hab nichts gegen die, sollen die doch machen, was sie wollen, aber dass das normal sein soll, können die mir nicht weismachen." Inwieweit jemand es noch wagen würde das öffentlich zu wiederholen, ist inzwischen schwer zu wissen. Wie dieses Naturrecht in kirchlichen Einrichtungen vertieft dargelegt wird, weiß ich nicht, davon habe ich noch nicht gehört.
Interessant ist die vierte Frage, wie man sich verhalten solle, wenn nicht praktizierende oder sich klar als ungläubig bezeichnende Getaufte eine katholische Eheschließung wollen. Da wäre ausführliche Aufklärung und Verhinderung von unüberlegt gemachten Versprechen wohl sehr dringend am Platz.Und dazu wären Handreichungen und klare Vorgaben sehr hilfreich, statt die Ortspfarrer mit dem Problem irgendwie wursteln zu lassen.

Dritter Komplex: Familienpastoral im Kontext der Evangelisierung
Evanglisierungsauftrag der Ehepartner und Familien? - Darf ich einmal laut lachen. Außer in diversen Gemeinschaften würde man vermuten, dass wer von so etwas redet zu einer Sekte gehört.
Gebetsformen für die Familie? - Habe in 40 Jahren nur von einer Familie gehört, in der zusammen gebetet wurde, einmal abgesehen von Tischgebetsformeln und dem Nachtgebet mit Kleinkindern.
Umsetzung der Berufung zur Weitergabe des Glaubens? - Manche Eltern wären sehr dankbar, wenn ihnen jemand eine Hilfe gäbe, wie sie etwas erklären sollen, von dem sie selbst nur wenig wissen.
Verbreitung einer glaubwürdigen ganzheitlichen Sicht durch Ehepaare und Familien ? - Viele haben sich sicherlich bemüht. Gewöhnlich ohne eine Unterstützung, manchmal torpediert durch kirchliche Angestellte, die ihren Kindern und ihnen selbst Verhaltensweisen nahelegten, die nicht mit der kirchlichen Lehre übereinstimmen. Gelungen ist so etwas sehr sehr selten, oft zum großen Schmerz der Eltern.
Unterstützung der Kirche für Ehepaare in Krise? - Es soll da so Beratungsstellen geben. Wer intensiv sucht, findet sie wohl. Meist wird Ratsuchenden beschieden, so sollten das tun, womit sie sich am besten fühlen, weil krampfhaft gefürchtet wird, man könne sich beeinflussend in eine Gewissensentscheidung einmischen oder derartiges.

Vierter Komplex: Pastoral in schwierigen Ehesituationen
Ob es Leute gibt, die ohne Ehe zusammenleben und wenn ja wieviel? Na sicher. Sehr viele.
Wieviel getrennt Lebende und Wiederverheiratete es gibt? Und ob es dafür Pastoralpläne gibt? - Wenn es weche gibt, vor Ort hört man nichts davon.
Ist es diesen gleichgültig oder leiden sie unter ihrer Situation? Es gibt alle Varanten. Ältere sind sich der Ambivalenzen stärker bewusst. Jüngere ignorieren sie zum Teil völlig. Und die Sakramente holt man sich, wie man will. Man sieht auch keinen logischen Grund, etwas nicht zur Kommunion gehen zu können, da viele Pfarrer bei Familienfeiern freundlich auch Nichtkatholiken zum Kommunionempfang einladen und wenn die ohne Beichte und unabhängig von anderen Lebensumständen eingeladen sind, warum dann Katholiken nur weil sie irgendwelche Regeln, die ihnen ohnehin böhmische Dörfer sind, nicht einhalten durften?
So sieht man das dann.
Wie eine Straffung von Annullierungsverfahren helfen könne? etwas speziell die Frage
Pastoral, die Wiederverheiratete und Geschiedene unterstüzt? Nein, die sind sich selbst überlassen wie alle anderen auch. Wie die Familien, die Alleinstehenden usw. - Punktuell mag es so etwas schon geben, aber nicht in der normalen Pfarrei.

Fünfter Komplex: Gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften
Frage nach der zivilen Gesetzgebung und der kirchlichen Haltung dazu
Pastorale Aufmerksamkeit für diese Personen? - Wie gesagt, echte pastorale Aufmerksamkeit gibt es für keinen. Wer sollte die auch leisten? Es gibt ja niemanden, der die Laien dazu ermutigt und aufbaut und die Pfarrer protestieren doch ständig nur, was ihnen sowieso schon alles zugemutet wird.
Glaubensweitergabe an Kinder in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften? Die scheitert ja schon zum großen Teil in den Familien.

Sechster Komplex: Kindererziehung in irregulären Lebensgemeinschaften
Was man denn für deren geistliches Wohl tue? - Na ja, genauso viel bzw. wenig wie für das anderer ...

Siebter Komplex: Offenheit der Eheleute für das Leben
Wie gut Humanae vitae bekannt ist? - Wer  damals lebte, bekam die Enzyklika evtl. in der Kirche vorgelesen und hat eine gewisse Ahnung davon. Wer später geboren ist, weiß vielleicht, dass es da doch um die Pille ging. Und das war es dann so ziemlich. (Ausnahmen gibt es immer, besonders in geistlichen Gemeinschaften)
Akzeptanz? - Was man nicht kennt, kann man auch schlecht akzeptieren.
problematischste Aspekte? - Zu allererst, dass es sehr schwierig ist, überhaupt eine Einführung zu bekommen.
Welche natürlichen Methoden der Geburtenregelung im Bistum gefördert wird? - Öh, keine? Ich habe nie auch nur schriftliches Material dazu gesehen. Auf keiner Tagung. In keinem Bildungshaus. In keiner Pfarrei.
Beichte in Zusammenhang mit der Empfängnisverhütung? - In unserem Bistum beichten regelmäßig vermutlich noch ein paar hundert Leute ... Wer das überhaupt noch tut, für den könnte das durchaus eine Frage sein.

Gegensätze weltliche Erziehung und Lehre der Kirche: viel gegensätzlicher geht es kaum. Leider wird die Lehre der Kirche auch von ihren eigenen Leuten nicht dargelegt und/oder lächerlich gemacht und/oder die weltliche Positon völlig übernommen.
Wie man einen Anstieg der Geburtenrate fördern könne? - Gute Frage.

Achter Komplex: Beziehung Familie - Individuum
Offenbarung Christi in der Familie? - ?????
Familiensituationen die eine Christuserfahrung behindern? - Trennung der Eltern, Wiederheirat, Streit, mangelnde Wertschätzung ...
Wie wirken sich Glaubenskrisen Einzelner auf das Familienleben aus? - heftig, weil es nirgends ein stützendes Umfeld gibt. Die gläubige Großelterngeneration anderer Länder besteht hier meistens nur noch in gläubigen Urgroßeltern, falls vorhanden und verfügbar. Die Großeltern waren die 68er-Generation. Ein paar haben sich da bekehrt inzwischen, aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.