Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Montag, 3. September 2012

Wurstelheimer Empfehlungen zur Pastoral (4)




Wir fahren fort mit den Auszügen aus den Pastoraltipps von Pfarrer Schlau aus Wurstelheim:

„Nach diesem kurzen Ausflug in die pastoralen Möglichkeiten der Familiengottesdienste können wir uns fast übergangslos der nächsten Sakramentenkatechese zuwenden, der Vorbereitung der Drittklässler auf die Erstkommunion.
Wie bereits mehrfach ausgeführt ist es von essentieller Bedeutung auch hier das Angebot sehr niedrigschwellig zu halten, da wir davon ausgehen müssen, dass ein nicht zu vernachlässigender Anteil der Kinder kein Gebet sprechen kann. Wir können jedoch an den beliebten Familienritus vor dem Essen „piep, piep, piep, wir haben uns alle lieb“ anknüpfen, der in zahlreichen Familien praktiziert wird und uns bereits eine exzellente Vorlage liefert. Den worum geht es bei der Erstkommunion? Um ein Mahl, DAS Mahl per se. Ein Mahl, zu dem alle eingeladen sind, in dem Jesus zusammen mit uns feiert. Sozusagen seine Party, an der wir auch teilnehmen dürfen. Das ist etwas, was alle Kinder leicht erfassen werden, das gemeinsame Genießen der Tischgemeinschaft. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, dass Verknüpfungen der eucharistischen Mahlgemeinschaft mit traumatisierenden Begriffen wie „Opfer“ pädagogisch äußerst ungeschickt wären. Wir vermitteln Liebe und Annahme.  Darum sprechen wir auch konsequent vom heiligen Brot statt vom „Fleisch und Blut Christi“. Wie sollten Kinder etwas so kannibalisch Klingendes auch verstehen? Sie könnten auf die Idee kommen, dass das Christsein ihnen etwas abverlangen könnte (Opfer), dabei geht es doch darum, sich beschenken zu lassen von der Güte und Liebe Gottes, die alle erreicht.
Wenn sie dieser Leitlinie gut folgen, können Sie auch völlig problemlos eine Einheit zum Sakrament der Versöhnung einfügen.  Vermeiden Sie hierbei nur Begriffe wie „Sünde“ oder gar „Schuld“. Sagen Sie den Kindern, dass das nur eine nette Unterhaltung ist, an deren Ende ihnen noch einmal Gottes Segen erteilt wird. Zeigt sich irgendwo ein Anzeichen von Schuldgefühlen, glätten Sie sofort die Wogen und versichern, dass das doch gar nicht schlimm war. Ich brauche sicher nicht zu erwähnen, dass Sie auf keinen Fall die Kinder kritisieren sollten, indem Sie auf Dinge hinweisen, die sie „falsch“ gemacht haben. Sie wollen doch nicht etwa Ihr Urteil diesen unschuldigen Wesen aufzwingen? Besonders wichtig ist es dann noch, dass diese Versöhnungsfeier auch in irgendeiner Weise feierlich begangen wird. Dafür sollen und dürfen Sie keine Rücksicht auf Kalendertage wie Freitage oder Aschermittwoche nehmen, wahres Fasten zeigt sich ohnehin nicht im Verzicht auf Banales wie verschiedene Speisen sondern in der geistigen Haltung. Und Feiern ist schließlich der Hauptinhalt, den wir in der Erstkommunionkatechese vermitteln wollen. In dieser heiteren Atmosphäre wird der Glaube der Kinder gut gedeihen.
Da die Standardgottesdienste für ältere Gemeindemitglieder leider immer noch persönlichere Gemeindefeiern wie Familien- und Kindergottesdienste  blockieren, achten Sie gut darauf, dass die Kinder nicht von unbedachten Eltern, die meinen, sie damit auf den Empfang des heiligen Brotes vorbereiten zu können, in solche ungeeigneten Gottesdienste mitgenommen werden. Erteilen Sie klipp und klar die Anweisung,  dass nur passende Feiern, die speziell für die Kinder gestaltet werden, besucht werden.  Alles andere wäre in keiner Weise förderlich.
Legen Sie besonderen Wert darauf, dass die Gottesdienste mit den Kommunionkindern besonders bunt und lebendig sind.  Die fröhliche Schar sollte möglichst immer um den Tisch für das heilige Mahl versammelt sein und passenderweise auf Stühlen darum herum Platz nehmen.  Kreative Interaktionen mit viel Malen und Gesang unterstützen die Vermittlung aller wichtigen Inhalte. Gebrauchen Sie nur kindgerechte Texte und streichen Sie möglichst viel unnützes liturgisches Beiwerk. Achten Sie darauf, dass zumindest ein Teil der Kinder stets beschäftigt ist mit dem Vortragen von Texten oder dem Umhertragen des einen oder anderen, das fördert ihre Aufmerksamkeit und das Verständnis. Und vermeiden Sie unter allen Umständen bedrückende Stille und einschüchternde Aufforderungen, sich weniger lebendig zu verhalten, weil das heilige Brot in der Kirche aufbewahrt wird. Mit etwas Glück gelingt es ihnen auch die Kirche so zu renovieren, dass der problematische Tabernakel, der nun einmal als Aufbewahrungsort für die Wegspeisung für die Kranken nötig ist, sich gut abgeschirmt in einem Seitenraum befindet. Eine zentrale Position im Altarraum fördert nur unerwünschte Einwände seitens konservativer Personen, die deswegen ein Verhalten einfordern möchten, dass ich nur verkrampft nennen kann. Jesus liebt diese Kinder und will ihre Freude nicht durch Verbote beeinträchtigen. Und Gott braucht doch keine Verehrung von uns, er will, dass wir glücklich sind. Das ist doch der Kern der Sache.
Jesus liebt dich und will mit dir feiern. Wenn Sie das vermitteln konnten, haben Sie das Ziel der Erstkommunionkatechese erreicht und es bestehen gute Chancen, dass die Kinder noch etwa zwei bis drei Jahre in eigens für sie arrangierte Feiern kommen, bevor sie die problematische Pubertät erreicht haben."

Die Vorabdrucke werden fortgesetzt.

3 Kommentare:

  1. Das ist jetzt nicht wirklich echt oder ?

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  2. Es ist überspitzt. Vor Ort findet man meist nur eine Auswahl der verwurstelten Theorien. Aber im Grunde läuft es in etwa darauf hinaus.
    Die Absichten sind immer sehr gut. Aber der bei uns verwendete Kommunionkurs hat ungefähr das vermittelt. Die kleine Feier am Aschermittwoch, der Auftrag keine Gemeindegottesdienste zu besuchen, das Konzept die Kinder mit den geringsten Vorkenntnissen auf ihrem Niveau abzuholen (auch wenn solche in der konkreten Gruppe nicht vorhanden sind) das habe ich dieses Jahr live erlebt. Erfunden ist nichts. Es gab vor Ort nur zusätzlich auch einige positivere Ansätze. Das mit der "Kinderbeichte" ist auch so. O-Ton Neffe: "Der Pfarrer wusste doch ganz genau, dass ich fast nie in der Kirche bin, aber er hat mich gar nicht drauf angesprochen, wieso eigentlich nicht, wenn ich eigentlich da sein sollte?" Und die Beichte war ihm als freundliche Unterhaltung so dargestellt worden, zumindest gab er es so wieder; das war also das, was er bei der Erklärung verstanden hat.

    Auch alle anderen Texte beruhen ausschließlich auf persönlich schon Erlebten und nicht etwa auf Gerüchten. Natürlich ließe sich alles geschönt oder mit verklärtem Blickwinkel darstellen, so dass die Unsinnigkeit im Gesamtansatz nicht hervortritt. Genau das wird ja auch getan.
    Mein Anliegen ist es aber, das ganze Kartenhaus einmal in einem grelleren Licht zu beleuchten, damit man sieht, warum das Gebilde zusammenbricht.
    Jedes Einzelereignis könnte in einem soliden Ganzen aufgefangen werden. Wenn aber eines der wackligen Gebilde auf das nächste gestellt wird, gibt es keine stabilisierende Statik mehr.
    So geartete Pastoralansätze gehen immer noch vom Vorhandensein einer gesunden christlichen Gemeinschaft aus, bzw. auch von der katholischen Kirche, wie sie von vielen in den 50er und 60er Jahren erlebt wurde und die von vielen auch als ungesund empfunden wurde durch zuviel Zwänge und Einengendes. Das aktuelle Bedürfnis sehr vieler Menschen nach irgendeiner klaren Richtlinie im allgemeinen und persönlichen Chaos und nach Orientierung statt noch mehr Angeboten, die doch nur alle gleich beliebig sind, wird gar nicht wahrgenommen.

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  3. Das traurige ist, dass ich vor nem Jahr ein RelPäd Seminar hatte und der Dozent an vielen Punkten (etwa die Vermeidung von "Reizworten" und die Sache mit dem Mahl) GENAU SO gesprochen hat... es war Realsatire pur!
    Erschreckend war auch, dass fast alle meine Kommilitonen das klaglos hingenommen haben: diese Rede kannten sie bereits aus ihrer Gemeinde, es bedeutete für sie keine Umstellung. Ich bemerke eine Generation von "Religionspädagogen" die solche (fiktiven) Anleitungen oft nicht mehr brauchen, weils schon so üblich ist.

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