Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 27. März 2011

Ausflug in die Abruzzen

Schon länger geplant, wurde es diese Woche verwirklicht: ein 2-Tages-Ausflug in die Abruzzen mit Ziel Manoppello.

Denn man muss sich das mal vergegenwärtigen: Während das Turiner Grabtuch nur höchst selten der Öffentlichkeit zugänglich ist und bei der letzten Exposition gerade einmal ein paar Minuten zum Betrachten gewährt wurden, ist das Muschelseidentuch mit dem Gesicht Jesu in Manoppello tagein tagaus da. Jeder darf ganz nahe herangehen (Treppe hinter dem Altar) oder es, solange die Kirche offen ist, vom Kirchenschiff aus ansehen. Die Patres sind äußerst gastfreundlich und anscheinen jederzeit bereit, einen Priester dort eine Messe zelebrieren zu lassen. (traummäßig! - Man stelle sich mal vor, dass jemand in einer deutschen Wallfahrtskirche danach fragt. Es dürfte eher selten sein, dass die Antowort ist: 'Jetzt sofort? Bitte hier ist die Sakristei, hier der Text für die Motivmesse sowie das Messbuch in Deutsch (in Italien!)')

Die Anreise ist recht einfach. Entweder über den Ryanair-Flughafen in Pescara, von Deutschland nicht so günstig anzufliegen oder über Rom. Knappe zwei Stunden im Mietwagen quer durch die Abruzzen. Und das ist eine Strecke, die sich lohnt. Sobald die römischen Niederungen verlassen sind, gibt es Panorama pur: Malerisch auf Anhöhen gelegene Ortschaften und wilde Berghänge. Besonders malerisch jetzt im Frühling; der Schnee reicht noch weit nach unten. Die Bergmassive sind abgerundeter mit weiteren Tälern als in den Alpen, aber sehr beeindruckend mit ihren steilen Flanken. Die Krönung war der schneebedeckte Gran Sasso abends bei Sonnenuntergang (vielleicht bekomme ich noch eins der Fotos von den anderen, ich hatte nichts zum Fotografieren dabei). Die Autostrada (viele Hochbrücken) war fast leer. Die Ausschilderung ab Ausfahrt Manoppello zum "Volto Santo" ist nicht zu verfehlen. Hier sind Gäste eindeutig willkommen und erwünscht.

Die ganze Fahrt war gesegnet. Angefangen davon, dass wir in Frankfurt wegen der langen Schlange am Check-in als erste zum Business-Check-in gebeten wurden über den Mietwagen, der obwohl reserviert nicht da war, woraufhin es ein Cabrio-Upgrade gab und die Ankunft während der Mittagspause, als die Kirche wegen einer Reisegruppe doch geöffnet war bis zum Rückflug, als ein freundlicher Flughafenbeamter die kleine Gruppe mit dem Padre durch die Schnellabfertigung winkte.

Es war auch wohltuend zu sehen, wie unser "Padre" des öfteren respektvoll gegrüßt wurde (in Deutschland unvorstellbar).

Sehr gelungen sind auch die kleinen Ölbaumhaine in Manoppello. Ein paar hundert Meter vom Kloster gibt es einen Hang, die Via Matris, auf dem des Samstags die Schmerzen Mariens an sieben Bildern meditiert werden. Auf der Wiese erstes frisches Gras und Blumen, weiter unten eine Schaf-und Ziegenherde mit Zicklein und Lämmchen - ein richtiges Osterbild mitten in der Fastenzeit.

Nachdem die Reisegruppe mit den zwei Bussen weg war, kamen auch nur wenige Besucher. Es war also sehr ruhig und lud zum Beten ein.

Ich kann die Pilgerreise dorthin nur weiterempfehlen!

Di

Dienstag, 22. März 2011

Luther über die Beichte

Normalerweise würde ich Martin Luther nicht zitieren, aber diesen Text halte ich doch für lesenswert:

"Daru habeich gesagt und sage noch, dass ich mir diese heimliche Beicht nicht will nehmen lassen ... Ich kenne den Teufel wohl: hättet ihr ihn auch so wohl erkannt als ich, ihr hättet die heimliche Beicht nicht also in den Wind geschlagen. ... Wer ein Christ ist oder gerne sein wollte, der hat hier einen treuen Rat, dass er hingehe und den köstlichen Schatz hole ... Willst du ihn aber verachten, und so stolz ungebeichtet hingehen, so schließen wir das Urteil, daß du kein Christ bist, und auch des Sakramentes nicht sollst genießen; denn du verachtest, was kein Christ verachten soll, und machst damit, daß du keine Vergebung der Sünden haben kannst. Und ist ein gewiß Zeichen, daß du möchtest über hundert Meilen darnach laufen, und dich nicht lassen nötigen, sondern kommen  und uns zwingen (Beicht zu hören)."

Leider fehlt mir die Originalquelle; das Zitat stammt aus: Michael Schmaus, Kath. Dogmatik IV, 1 § 264 und ist zitiert im Buch "Umkehr - Heiligung" des Miriam-Verlags (1977)

Sonntag, 20. März 2011

Geht es bei Kirchenaustritt wirklich um „die Kirche“?


 Nachdem ich jetzt auch den Anhang des Mainzer Fastenhirtenbriefes gelesen habe, muss ich leider feststellen, dass auch dieser keine nützlichen Mitteilungen zur Evangelisation enthielt, sondern einen Text, den der Kardinal – damals noch ohne diese Würde – 1975 verfasst hat und dem ein längeres Küng-Zitat vorangeht, das nicht mehr richtig aktuell ist außer in der Zeitschleife, in der ebenselber Herr Küng gefangen zu sein scheint.

Der Mainzer Kardinal meint, mit seinen 6 Thesen darin eine Handreichung zu geben, wie man Menschen plausibel machen könne, dass es gut sei, in der Kirche zu bleiben. Das Problem, das ich bei den Thesen, wie in der Abhandlung über die Modalitäten des Kirchenaustritts vorher sehe ist, dass der Schwerpunkt auf der „Mitgliedschaft“ in einer Gemeinschaft liegt und nicht auf der Gemeinschaft der Glaubenden, die keine Mitgliedschaft braucht sondern von ihrem Haupt her entsteht. Hier ein Textbeispiel:

„Selbst wenn dadurch – wenigstens im Augenblick – kein Sinneswandel eintritt, so kann die ausgetretene Person dennoch spüren, dass der Kirche der Verlust eines Mitglieds keineswegs gleichgültig ist, und zwar bei weitem nicht nur im Blick auf die finanziellen Folgen.

VII. Rückkehr und Wiedereingliederung
Wer aus der Kirche ausgetreten ist, kann diesen Schritt im Prinzip jederzeit wieder rückgängig machen. Dann wird die Kirchenmitgliedschaft wieder belebt und die Beschränkung der Mitgliedsrechte aufgehoben.
Dies ist aber nicht gleichzusetzen mit einem Wiedereintritt in irgendeinen Verein, den man einmal verlassen hat. Es muss aufrichtige Reue und echte Umkehrbereitschaft vorliegen.

So nah dran und doch irgendwie dran vorbei.

Überhaupt nicht angesprochen wird, wie denn dem Glaubensverlust oder nicht existenten katholischen Glauben (irgendeinen Glauben haben sicher alle, aber mit dem Evangelium hat er eben nicht unbedingt zu tun)  bei den Austretenden begegnet werden kann. Thematisiert wird nur ein Glaubwürdigkeitsverlust kirchlicher Repräsentanten gleich welcher Ebene. Diesem soll durch die „unverkrampfte“ Begegnung abgeholfen werden. Ob das tatsächlich ein Erfolgsrezept ist?

Da ich einmal schon fast aus der Kirche ausgetreten bin, muss ich feststellen, dass dieser Hirtenbrief nicht auf meine Gründe dafür eingeht. Mein Grund war sehr einfach, dass ich nicht vorhatte, mein Leben an Gott auszurichten und deshalb nicht weiterhin in gewisser Weise lügnerisch mich als Teil des ihm gehörenden Leibes bezeichnen wollte. Denn das ist doch wohl klar, dass die Kirch nur Kirche ist, wenn sie Christus gehört und gehorcht. Ich hatte damals andere Vorstellungen.

Dass so ein merkwürdig ambivalentes Verhalten (zu behaupten, man sei Leib Christi und dann gegen den Herrn zu rebellieren) für viele normal ist (für mich wäre es das nie und unter keinen Umständen), stellte ich erst fest, als ich für mich überraschend zu dem Wunsch gelangt bin, Jesus Christus doch zum Herrn zu haben.

Und seit ich die Beziehung mit dem Herrn geklärt habe, ist für mein Verbleiben in der Kirche das Verhalten anderer Kirchenmitglieder, ob Amtsträger oder nicht, in keiner Weise relevant.

Diese Aussage finde ich leider nirgends in diesem „Fastenhirtenbrief“, dessen Verlesung heute alle kopfschüttelnd erduldeten. („Warum sagt man das uns? Wir sind doch hier!“)

Was wenn Jesus heute wiederkäme ...

Ein deutsch synchronisierter schwedischer Kurzfilm darüber, was möglicherweise geschehen könnte, wenn Jesus heute wiederkäme - zum Nachdenken. Obwohl es meiner Meinung nach etwas daneben liegt, was die Möglichkeiten des Herrn angeht.

Der Fastenhirtenbrief des Bistums Mainz

ist eine Abhandlung über den Kirchenaustritt mit rechtlichen Konsequenzen usw.  und endet damit, dass die Pfarreimitglieder aufgefordert sind, Gespräche mit Ausgetretenen zu führen, die ein "wahres und zugleich unverkrampftes Bild von der Kirche vermitteln". 

 Das soll im Anhang näher ausgeführt sein.

Nicht verlesen wurde der Anhang, den ich mir noch zu Gemüte führen muss.

Samstag, 19. März 2011

Wer war kirchlicherseits zuständig für das Live-Interview während der Wandlung?

Stanislaus hat darauf hingewiesen, aber hier der Link, der belegt, wie der WDR mit dem umgeht, was den Katholiken am heiligsten im Gottesdienst ist, der Wandlung in einer heiligen Messe. Es ist dabei völlig unerheblich, wo diese Messe stattfand oder wer daran teilnahm. Ich gehe davon aus, dass die Mitarbeiter des WDR sich in keiner Weise bewusst waren, was sie da taten, als sie ausgerechnet während der Wandlung in der Kirche ein Live-Interview führten. Vermutlich würde die Moderatorin vor Ort auch bedenkenlos während einer Oper oder eines Konzertes oder einer Theateraufführung Live-Interviews führen und für so etwas Ähnliches hat sie die "Darbietung" auf der "Bühne" (= Altarraum) wohl gehalten.

Nur erhebt sich hier die Frage, welcher Verantwortliche hat etwas Derartiges von kirchlicher Seite aus genehmigt?

Mittwoch, 16. März 2011

Immer noch aktuell

"... jetzt, da man so viel von der Krise der Christenheit spricht und mit größter Bereitwilligkeit Reformvorschläge für die Kirche auf den Tisch legt. Doch mit erleichternden Reduktionen ist noch nie eine Kirche erneuert worden. Wer Opfer auf sich nimmt, die ergänzen, was an den Leiden Christi noch aussteht, der allein reformiert die Kirche (Kol 1,24). "

Walter Nigg (1975)

Erstaunlich, dass Mitte der 70er eigentlich schon alles gesagt und erkannt war. Anscheinend wollte es nur niemand hören.

Sonntag, 13. März 2011

"Sant'Anna-Code" entschlüsselt

Im neuen  Vatican-magazin findet sich in der Kolumne "Aufgeschnappt - Hinter dem Sant'Anna-Tor" ein Absatz, der vielleich manchen etwas kryptisch anmutet. Ich zitiere mal:

"Das Handeln der beiden Patres Purpurati ist uns allen verständlich. Wurde doch der eine allein aus dem Willen des Heiligen Vaters geboren, während der andere als eine Art säkularer Nachgeburt unter der tatkräftigen Mithilfe verdienter politischer Würdenträger das kardinalizische Lebenslicht erblickte."

Tatsächlich erzählt man sich in gewissen Kreisen im Bistum des zweitgenannten Pater purpuratus, dass es zu seiner Ernennung unter bestimmten Umständen kam. Während einer Afrikareise des damaligen Papstes soll der Kanzler unserer Republik selbst sich nach Rom bemüht haben und dort derart aufs Tapet gehauen haben, dass man in der Kurie seinen Wünschen nachgab und dem Papst nach seiner Rückkehr vollendete Tatsachen präsentierte, von denen er sich nicht ohne großen öffentlichen Skandal hätte distanzieren können.

Da es die Kolumne schon erwähnt, darf ich das hier wohl auch hinzufügen. Als Bonbon aus gut informierten Kreisen.

Heute in der heiligen Messe

Merkwürdige (ich erkenne einen Mangel der deutschen Sprache oder meiens Wortschatzes, es war nicht wirklich wert, es der Erinnerung zu erhalten oder als bemerkenswert zu erklären, das klingt alles so positiv wertend) geschehen bei uns im Gottesdienst immer wieder und wie es zu dieser Episode kam, kann ich nur vermuten:

Jedenfalls stand zur Gabenbereitung auf dem Altar statt der Hostienschale das Ziborium neben dem Kelch. Ein langhalsiges, sehr kelchähnliches Ziborium, ist es wichtig anzumerken. Die Hostienschale - wobei anzumerken ist, dass unsere Pfarrkirche durchaus nicht nur diese eine besitzt - befand sich, wie sich später herausstellte, im Tabernakel, mehr als randvoll gehäuft.

Mein Herleitungsversuch für diese Ausgangssituation ist der folgende: Gestern war ein "Gottesdienst für Kommunionkinder und Gemeinde". Die gibt es bis Ostern jede Woche zur arbeitnehmerfreundlichen Uhrzeit von 16 Uhr am Freitag. Das sind diese Gottesdienste bei denen die Kinderschar bei der Wandlung um den Altar versammelt wird, damit sie alles ganz nah sehen können. Und da es der erste Gottesdienst der Reihe war, waren auch manche der Eltern anwesend. Und vermutlich gingen manche dieser Anverwandten der Kommunionkinder dann doch nicht zur Kommunion, so dass viel zu viele Hostien konskriert wurden und entsprechend viele nicht konsumiert wurden und da das Ziborium weniger Volumen hat als die Hostienschale, dieser Leib des Herrn nicht im Ziborium unterzubringen war trotz erster Häufungsversuche. Und da Sparmaßnahmen bei uns groß angeschrieben sind (zeitliche und materialmäßige) wurde kein zweites Ziborium aus der Sakristei geholt, sondern im allgemeinen Gewimmel alles in die Hostienschale umgefüllt und in den Tabernakel befördert. Es war möglicherweise auch nicht zumutbar, daran nach dem Gottesdienst etwas zu ändern und möglicherweise wurde die überfüllte Hostienschale im Tabernakel beim Samstagabendgottesdienst zu spät registriert, so dass alles jetzt am Morgen während der Messe bereinigt werden sollte. - Das sind natürlich alles Spekulationen, ich weiß es nicht.

Jedenfalls stand da das Ziborium, dessen oberer Durchmesser deutlich kleiner ist als der der Hostienschale wegen der Kelchform. Durch diesen geometrischen Umstand bedingt geschah es, dass nach der Wandlung, als der Zelebrant den Leib Christi mit eleganter kleiner Wurfbewegung in die Öffnung des Ziboriums befördern wollte, diese am Rand hängen blieb. Worauf dann ein kleiner Schnips und einetwas gezielterer Wurf erfolgten.

Hat noch irgendjemand Fragen, wie es in Pfarrgemeinden dazu kommt, dass Pfarreimitglieder meinen, es handele sich hier nur um ein Stück Brot, das irgendetwas metaphorisch darstellt (in erster Linie natürlich die "Mahlgemeinschaft")?

Freitag, 11. März 2011

Haben Tiere eine Seele?


Josef Bordat hat heute das Thema aufgegriffen, ob Tiere eine Seele haben und ganz richtig festgestellt, dass in dieser Frage zunächst einmal eine Begriffsdefinition notwendig ist. Nicht jeder meint das gleiche, wenn er von „Seele“ spricht.

Ansonsten halte ich das Thema durchaus der Erörterung wert, auch wenn es nicht möglich sein wird, die große eschatologische Frage zu klären, ob Tiere „in den Himmel kommen“? 

Setzen wir das Ganze also zunächst einmal etwas tiefer an: Haben Tiere Gefühle und wenn ja welche? Die Frage beinhaltet zumindest zwei Ebenen der Gefühlsempfindung, die rein physische und die psychische. Niemand wird bestreiten können, dass Tiere physischen Schmerz und physisches Wohlergehen empfinden können. Das beruht schlicht auf ihrem Nervensystem, das sich von unserem kaum unterscheidet.

Viele meinen jedoch, dass Tiere keinen psychischen Schmerzen und Freuden empfinden können.  Das halte ich für falsch.  Auch in dieser Frage lassen sich natürlich nur Beobachtungen machen und Thesen aufstellen. Der endgültige Beweis wäre eine  unmissverständliche Mitteilung des Tieres, wie sie nur durch Sprache möglich ist. Tiere haben zwar durchaus komplexe Verständigungsmöglichkeiten untereinander, aber die sind für uns Menschen nicht unbedingt nachvollziehbar.

Meine Grundlage ist, dass ich seit vielen Jahren mit verschiedenen Kanarienvögeln zusammenwohne. Und bei einigen Jahren engeren Zusammenlebens, konnte ich einige Beobachtungen machen.  Andere Tierbesitzer werden ähnliches zu sagen haben. Meist werden die Aussagen jedoch von Nichttierbesitzern nicht ernst genommen. Vielleicht ist es hilfreich, dass meine Mitbewohner Vögel sind, eine Spezies, die sich von uns doch deutlich unterscheidet und sehr andere Verhaltensmuster hat.

Dies hier ist keine wissenschaftliche Studie, darum werde ich das nicht detailliert belegen, denn das würde ein paar Seiten erfordern:

a)      Kanarienvögel träumen. (gute Träume und Alpträume)

b)      Kanarienvögel haben ausgeprägte Eigencharaktere, Abneigungen und Vorlieben, die nicht simpel durch Prägung oder Instinkt zu erklären sind.

c)       Kanarienvögel sind fähig, mit anderen Vögeln, Tieren und Menschen Beziehungen aufzubauen, die nicht einfach durch Instinkt oder Prägung erklärbar sind und sie leiden, wenn diese Beziehungen zerbrechen.

d)      Kanarienvögel haben eine klare Vorstellung über adäquates und nicht adäquates Verhalten ihrer Artgenossen. Sie reagieren auf Verstöße dagegen mit  gezielten, gewöhnlich angemessenen Strafmaßnahmen und honorieren Bemühungen des Übeltäters um Besserung. – Vögel, die sich an den „Codex“ nicht halten, werden zu Außenseitern. – Dies betrifft nicht beliebige Eigenarten, die großzügig toleriert und oft von den anderen neugierig betrachtet werden, sondern Verstöße gegen das, was sie anscheinend als „Recht und Ordnung“ betrachten. – Es könnte sich um eine Art von Moral handeln. (Es war das Kerlchen auf meinem Profilbild, das u.a. solche  Erziehungsmaßnahmen ab bekam. Er hatte sich sehr schlecht benommen (versucht mit einer fest liierten Dame  anzubandeln), woraufhin er schweren Ärger mit dem Pärchen und mit seiner Liebsten bekam. Die haben ihn danach alle völlig abblitzen lassen und ein bisschen verprügelt. Als er mich dann sah, flog er (das erste und einzige Mal) quer durchs Zimmer auf meine Schulter und fiepte mir ins Ohr. Es hieß ziemlich eindeutig: ‚Verstößt du mich jetzt auch?‘  Als ich dann nett zu ihm war, hat er wieder neuen Mut gefasst – und seinen Verstoß nicht mehr wiederholt.)

e)      Kanarienvögel haben sehr unterschiedliche Grade an Intelligenz. Je intelligenter, desto eher versuchen sie mit Menschen zu kommunizieren. Manche haben einen engen Horizont und kommen nicht auf die Idee, dass Menschen wenigstens annähernd kommunikationsfähig sind.

Als Fazit möchte ich aber festhalten, Tiere sind zu Gefühlen fähig und entwickeln ihr Gefühlsleben, sobald sie neben dem Kampf ums Überleben Zeit und Möglichkeit dafür haben. Haustiere sind da natürlich im Vorteil. – Andererseits erleben wir es ja leider auch, dass Menschen besonders in Extremumständen manchmal auf eine rein animalische Ebene herabsinken. 

Bei der Frage nach der Seele geht es aber gewöhnlich nicht um diese Ebene, sondern um eine, die wir auch gerne als „geistlich“ bezeichnen. Insbesondere geht es um die Erkenntnis von Gut und Böse.

Obwohl Tiere durchaus einen Begriff von richtig und falsch haben, wie z.B. das obige Erlebnis zeigt, vermute ich, dass ihr Begriff von Gut und Böse nur sehr elementar ist. So hatte mein kleiner Kanarienhahn in obigem Beispiel keine böse Absicht per se. Er hatte nur die Vorstellung, dass die Welt nur für ihn da ist. Nachdem er schmerzhaft feststellte, dass andere auch Rechte haben und sie durchsetzen können, hat er das akzeptiert.
Die Herangehensweise ist vergleichbar mit  der von kleinen Kindern – vor dem Unterscheidungsalter: Regeln werden gekannt, gegebenenfalls akzeptiert, aber nicht unbedingt reflektiert.  Kinder tun zwar manchmal etwas, von dem sie wissen, dass sie es nicht sollten, sind dabei aber ohne gezielte böse Absicht.

Im Grunde stoßen wir hier auf das Phänomen der Erbsünde, das nicht nur die Menschen sondern die ganze Natur betrifft.

Ich vermute, Tiere können keine bewusste Entscheidung für Gut und Böse treffen. Insofern brauchen sie ohnehin keinen persönlichen Erlöser.

Andererseits schrieb schon Paulus, dass  die ganze Schöpfung gefallen ist und Erlösung braucht – hier geht es um den Bereich der „Erbsünde“.

Inwieweit sich auch die Erlösung der Schöpfung allgemein auf unsere Mitwesen auswirken kann, können wir nicht wissen.  Wir wissen ja auch nicht wie wir im erlösten Zustand sein werden; wir haben nur verschiedene Hinweise darauf. Es ist aber durchaus nicht völlig auszuschließen, dass die endgültige Erlösung auch für die Tier- und Pflanzenwelt ein neues Leben bringt.  Alle Details jedoch wären völlig spekulativ.

Mittwoch, 9. März 2011

Wie soll man etwas wollen, wenn man gar nicht weiß, dass es das gibt?

 Johannes hat es gut auf den Punkt gebracht:
 
"Was nützen viele Priester, wenn die Gläubigen durch sie nicht bekommen, was ihnen von Gott her zusteht?! 


Was sollen viele Priester, wenn die Gläubigen alles bekommen [können], aber nicht erfahren, was es eigentlich ist?!"

Denn die Tragödie ist doch, dass viele Priester nur noch ihre eigene Meinung verkünden, und dass die wenigsten Gläubigen auf die Idee kommen oder auch den Nerv haben zu sagen: "Herr Pfarrer/Pater, ich will nicht Ihre Meinung hören, sondern das, was die katholische Kirche in der Sache sagt."
(Als Antwort auf: "Die katholische Kirche lehrt zwar, aber ich sage Ihnen ..." )


Die meisten Katholiken wissen inzwischen gar nicht mehr, dass der Aschermittwoch und der Karfreitag ein strikte Abstinenztage sind. Ich habe das irgendwann mit 20 erfahren, als ein Bekannter von einem Aufenthalt in Bayern erzählte, bei dem es in einem bayrischen Dorf am Aschermittwoch in der Metzgerei nur Käse zu kaufen gab (wohl, damit niemand in Versuchung kommt). In dem Zusammenhang fand ich dann heraus, dass der Aschermittwoch nicht irgendein Fastentag ist wie ein normaler Freitag (bei uns war es eben noch Familientradition an Freitagen kein Fleisch zu essen), sondern dass es für diese zwei Tage sehr strenge Regeln gibt.
Niemand hat mir das in über 20 Jahren je gesagt. Weder in der Familie, noch in der Kirche, noch in einer der "Katechesen" zu den Sakramenten. Es war mehr oder minder reiner Zufall, dass ich mich wenigstens annähernd an Regeln gehalten habe, von denen ich gar nichts wusste.

Und da ich ja nicht einmal wusste, dass es da irgendwelche Regeln gibt - habe ich logischerweise erst recht keine Begründung dafür gehört oder eine Erklärung, was der Sinn solcher Regeln  ist.

Die einzige fastenzeitvorbereitende Maßnahme in unserer Kirche war am Sonntag eine Fürbitte über die Nützlichkeit des "Autofastens".

Warum geht denn kaum noch jemand zur Beichte? Nicht weil die Leute das generell ablehnen, sondern weil ihnen von ihren Hirten gesagt wurde, dass Beichten unnötig und unzeitgemäß ist. In unserer Pfarrei ist die Praxis weitgehend zusammengebrochen, als der damalige Pfarrer großzügig alle Nicht-Katholiken zum Kommunionempfang einlud. Ich erinnere mich noch, damals oft gehört zu haben: "Wieso soll ich denn noch beichten gehen? Die machen das ja auch nicht und gehen trotzdem zur Kommunion."
Dass solche Aussagen natürlich schon einen heftigen Mangel an Verständnis, was die Sakramente sind, erkennen lassen, zeigt nur ein weiteres Problemfeld des Nichtwissens auf.

Dienstag, 8. März 2011

Garage und Gottesdienst

"Wie soll ich daran glauben, dass Dein Christus der wahre Gott ist, wenn Du mich einlädst, ihn in einer Garage anzubeten? Komm mit ... ich werde Dir zeigen, was ich als ein echtes Gotteshaus auf Erden ansehe." Der junge Missionar verstand sofort. Als junger Priester hatte er einige Aymara-Gemeinden hoch in den Anden besucht. Ein Erdbeben hatte die Kirchen mehrerer Siedlungen zerstört. Die Einwohner hatten sie mit viel Mühe wieder aufgebaut, in anderen Dörfern ließen sie die Zeit verstreichen. Dort, wo es keine Kirche aus Stein und Holz gabe, erstarb mit der Zeit auch die Kirche aus lebendigen Herzen.

Das steht im Februarbrief von Kirche in Not, der heute kam und braucht nicht viel weiteren Kommentar. (Gemeinde-Mehrzweckhallen, zersägte Altäre, kalte Betonhallen, ...)

Montag, 7. März 2011

Katholische Aufputschmittel

Vielleicht kennen alle anderen es schon, ich bin heute auf der Seite der Karl-Leisner-Jugend auf diese "Aufputschmittel" gestoßen:

"Auf dieser Seite könnt ihr nun - in echten Medikamentenfläschchen - katholische Heilmittel bestellen. Vorerst bieten wir vier Arzneien an: "AquaSan" (60 ml Weihwasser); "BiblioSan" (300 Bibelstellen auf kleinen Zetteln); "HagioSan" (200 Heilige auf kleinen Zetteln) und "RosariSan" (echter Holz-Rosenkranz mit Anleitung).
Alle "Arzneimittel" sind in einer kleinen, hochwertigen Laborflasche (60 ml) verpackt worden; RosariSan verfügt zudem über einen echten Beipackzettel."


Versandkosten etc. sind auf der Webseite zu finden. Wenn also jemand noch Kampfausrüstung für die Fastenzeit sucht, wäre das ein Tipp.

Ich selbst bin auch immer spätestens ab Rosenmontag mit der strategischen Vorbereitung für die alljährliche Hauptsaison des geistlichen Kampfes beschäftigt: Auswahl der geistlichen Lektüre, Planung Gebetszeiten, Eliminierung fastenwidriger Restbestände ... 

Sonntag, 6. März 2011

Sehnsucht nach … Gesetzesbruch?


Ich greife hier eine Beobachtung auf, die vor knapp 10 Jahren von P. Anselm Günthör gemacht wurde und setze sie provokant  in Beziehung mit dem Satz, der mir vom Evangelium heute am meisten ins Bewusstsein gedrungen ist, als Jesus über Menschen spricht, die seinen Namen ständig im Mund führen, aber sich nicht an das halten, was er sagt: „Weg von mir, ihr Gesetzesbrecher!“

Was für ein Kontrast zum allgemeinen Frohbotschafteln, dass Gesetze eigentlich grausam seien und Gott doch alle irgendwie lieb hat und damit weitgehend vergessen werden kann, was für seine Gebote sowieso gilt. Die seien ja durch Jesus irrelevant (= ungültig) gemacht.  Jesus hat genau das Gegenteil gesagt: Wer ihm folgt, liebt Gott so sehr, dass er eigentlich keine Gesetze braucht (höchstens als Anhaltspunkt für ein Minimum unter das man auf keinen Fall fallen sollte), weil diese weit hinter dem zurückbleiben, was die Liebe schenken möchte. Hochgefährlich aber sei es, an diesen Gesetzen auch nur einen i-Punkt wegzunehmen. 

Was aber war die Beobachtung von P. Günthör? Er spricht über den beharrlich vorgetragenen Wunsch nach der „Mahlgemeinschaft der Protestanten und Katholiken am Tisch des Herrn“ und stellt fest:

So entsteht der Eindruch, alle Christen oder wenigstens die Christen mehrheitlich sehnten sich intensiv nach dieser Gemeinschaft und litten unter der Trennung. Dabei wird übersehen, dass die Mehrheit der Christen nichts am Tisch des Herrn schon in ihrer kirchlichen Gemeinschaft gelegen ist, wenn über 80 % der Katholiken  dem Sonntagsgottesdienst fern bleiben und der Prozentsatz der Protestanten, die keine Beziehung zum Abendmahl haben, noch höher ist.“ (In „Wird Europa gottlos?“, S. 77)

Natürlich gibt es Menschen, denen dies ein persönliches brennendes Anliegen ist, und für die individuell Lösungen gefunden werden. 

Aber es ist tatsächlich so, dass sehr viele derer, die uneingeschränkte Interkommunion insbesondere auf Großveranstaltungen und bei Sondergottesdiensten einfordern, an den meisten anderen Tagen des Jahres kein besonders großes Bedürfnis verspüren, die Kommunion überhaupt zu empfangen. Jedoch sind sie aus nicht ausformulierten Gründen überzeugt, nur so, könne zum Ausdruck gebracht werden, dass sie keine Abneigung gegen Mitchristen anderer Konfession verspüren. 

Hier fehlt es zumindest an Aufklärung. Oder ist es der Reiz, ein Gebot der katholischen Kirche zu brechen und dafür allgemein als Widerstandskämpfer gegen eine unterdrückerische Tyrannei gefeiert zu werden? Dieser – nichts kostende – angenehme Nervenkitzel etwas „Verbotenes“ zu tun und der Bonus, gelobt zu werden, ohne dass man wirklich ein Risiko eingegangen ist? Gepaart mit der Vorstellung, dass man eine rein metaphorische Handlung, die ja nur Gemeinsamkeit ausdrücken soll, endlich in ihren richtigen Kontext stellt?

Samstag, 5. März 2011

Der Geist der Sturheit

hat in Deutschland von vielen Besitz ergriffen, wie es scheint. Es zeigt sich zum Beispiel - nein, zwar auch an "Memorandum Freigeist 2011 - Abbruch der Kirche" oder so ähnlich - auch in der aktuellen Debatte um die Einführung des sogenannten "Biosprits". Der Predigtgärtner legt die Problematik und was gegen die Weiterverfolgung dieses schon von Anfang an umstrittenen Ansatzes spricht sehr gut auf, darum spare ich mir das hier. Die Umweltverbände sind dagegen. Welthungerkrisen werden verschärft. Menschen und Umwelt werden geschädigt. Und dafür werden Unmengen von Geld verpulvert.

Einzige bisher erkennbar Profitierende: Die Autoindustrie - da ein Motorschaden der meisten älteren Wagen vorzeitig eintreten wird und möglicherweise die Initiatoren des irrsinnigen Projekts, die ihr Gesicht nicht verlieren wollen.

Bereits vor gut einem Jahr war es plötzlich still um den "Bio"sprit geworden. Time-Magazine und viele renommierte Quellen hatten mit vielen Belegen darauf hingewiesen, dass schon bei jetzigem Stand dadurch Menschenleben in der dritten Welt gefährdet werden. Die Zusammenhänge sind manchmal komplett und die Querverbindungen laufen sogar zwischen Kontinenten, aber sie sind erkennbar. Der öffentliche Unmut stieg, die Regierung hüllte sich plötzlich in Schweigen - und viele atmeten auf, im Glauben, die Vernunft habe gesiegt.

Keine Chance! Schweden - nicht gerade das bevölkerungsreichste Land Europas - hat so etwas schon eingeführt. Und was Schweden hat, müssen wir auch haben. Mit diesem Argument wurden schon viele seltsame gesetzliche Beschlüsse gefasst. In Schweden sind Kindertagesstätten schon lange Standard. In Schweden gibt es optimale Integration von Immigranten. In Schweden sind gleichgeschlechtliche Beziehungen ganz mit der Ehe gleichgestellt.  In Schweden sind die Steuern viel höher. Und Schweden hat schon lange "Bio"sprit.

Außerdem heißt das "Bio"sprit und ist damit als positiv und förderungswürdig erklärt. Tatsachen - wen interessieren die denn? Jeder weiß, dass man mit der richtigen Ideologie Tatsachen schaffen kann. Es genügt, eine Behauptung oft genug zu wiederholen, dann hält jeder es für erwiesen.

Nur, dass seit etwa einem Jahr zunehmende Teile der Bevölkerung beginnen, gegen solches Vorgehen aufzubegehren. Oft etwas unreflektiert. Mehr reagierend als positiv agierend. Aber immer öfter scheint durch ideologisch verordnete Wirklichkeit bei einigen ein Lebensnerv getroffen zu werden.

Und ein Lebensnerv, das ist das Auto für viele. Gerade auch für viele, die nicht besonders reich sind, die sich nur ein älteres oder auswärtiges Modell leisten können, denen aber die Mobilität hilft, eine Arbeit zu haben, ihren Verpflichtungen nachzukommen und ehrenamtliche Dienste zu leisten. Diese Gruppe ist von den hohen Benzinpreisen ohnehin schon stark betroffen, und jetzt das. Wagen, die noch vor kurzem steuerbegünstigt weil niedrig im Verbrauch waren, werden plötzlich als "Stinker" bezeichnet, damit ein Kraftstoff getankt werden soll, der die Umwelt insgesamt stärker belasten wird. Wobei das "Stinker" in etwa der Wirklichkeit von "Bio" beim Sprit entspricht (Abgase riechen immer und biologisch ist wenn man es genau nimmt auch das Erdöl von seiner Herkunft her).

Das nebulöse "Umweltbewusstsein" ist zu einer Gottheit erhoben worden, der notfalls auch Hungernde in Entwicklungsländern zu opfern sind.
Die Wahrheit wird ja ganz öffentlich eingesperrt. Die offiziellen Informationen von gestern zum "Bio"sprit sollen plötzlich gar nicht richtig sein. Man habe da einen Fehler gemacht, denn jetzt werde nicht gut verkauft. Darum hat die Regierung beschlossen, dass das Ethanol überhaupt nicht schädlich für die älteren Wagenmodelle ist. Denn jeder weiß ja, dass Regierungsbeschlüsse auf magische Weise die Tatsachen verändern können ...?

Was hier fällig wäre, wäre eine öffentliche Entschuldigung aller Verantwortlichen, die das unsinnige Vorhaben mit aller Gewalt durchdrücken wollten und wollen, dass sie es nicht richtig und in allen Konsequenzen durchdacht haben.

Und dann können wir hoffen, dass die Mineralölkonzerne, die den nicht zu verkaufenden Sprit wahrscheinlich heimlich, still und leise in ganz kleinen Mengen dem normalen Treibstoff beimengen werden, es wirklich so vorsichtig machen, dass die meisten Wagen es trotzdem überleben.

Donnerstag, 3. März 2011

Und wer zahlt letztendlich ?

Da schreiben und diskutieren sie, dass "die Kirche" den Missbrauchsopfern mehr zahlen soll. So wie BP - evtl. - alle Kosten für den Unfall vor der amerikanischen Küste, weil das ja ein Konzern ist, der da etwas wollte, was ihm Profit verschafft, und jetzt hat es statt Profit eben hohe Unkosten gegeben und das ist Geschäftsrisiko.

So weit, so schön. Und ja, es ist menschlich gesehen sicherlich gut, dass Menschen die Hilfe brauchen unterstützt werden, darum gibt es ja zahlreiche caritative Werke. Noch richtiger ist es, dass insbesondere denen nicht Hilfe verweigert wird, die unglücklicherweise auch noch durch die Mitchristen zu Schaden gekommen sind. Das ist ja auch für jeden von uns ein Schmerz, wenn die Brüder und Schwestern in Christus, sich so gar nicht christusähnlich verhalten: es ist ein Schlag gegen Jesus, es verletzt den ganzen Leib der Kirche in diesen Gliedern, in den andern Gliedern und an den Opfern und durch den berechtigten Zorn, der Außenstehenden noch einmal an allen diesen Betroffenen. Ein Prozess des Leidens, der sich zum Teufelskreis aufbaut.

Nur kommt es mir vor, als würde das irgendwie anders gesehen, so als sei "die Kirche" ein Konzern, der Geld von einer Gruppe für Leistungen Zahlender erwirtschaftet und dabei seine Gewinne - wie das Konzerne so tun - maximiert und als habe dieser Konzern Angestellte, die in seinem Auftrag dieser Gewinnerzielung nachkommen und ein konzerneigenes Vermögen, auf das man bei Regresspflicht mal einfach so zurückgreift.

Möglicherweise ist es auch überdenkenswert, wie und wo ein Bistum seine Gelder schwerpunktmäßig einsetzt. denn sie sollen ja dazu dienen, die Glaubensweitergabe zu unterstützen, dazu werden hierzulande - unser Kirchensteuersystem - Gehälter gezahlt. Doch was sind denn derzeit die ersten Stellen, an denen gekürzt wir. In den meisten Bistümern gehörten dazu Zuschüsse für Veranstaltungen der Glaubensvertiefung (Jugendliche und Erwachsene), teilweise Kostenerstattungen für Ehrenamtliche, die Verbreitung weltkirchlicher Informationen, Subventionierung von Bildungshäusern. Kirchliche Häuser für Fortbildungen sind reihenweise geschlossen worden in den letzten Jahren. Jetzt geht es sogar an die ersten Arbeitsplätze und so leicht es ist von Überbesetzung zu sprechen, für den Einzelnen ist es oft ein persönliches Drama. Baumaßnahmen sind weitgehend eingestellt. Kirchen werden verkauft.

Wer zahlt also das Geld, das vom "Konzern Kirche" eingefordert wird? - Fast ausschließlich wir, die Kirchensteuerzahlenden.
Wr zahlt nicht mit Geld sondern mit weniger zur Verfügung stehenden Geld, in sozialen, caritativen und evangelistischen Projekten? - Ich glaube, ich muss es nicht näher ausführen. Jede Menge Menschen, die gleichzeitig - ohne nachzudenken - laut fordern, "die Kirche" müsse da mal mehr rangenommen werden. Aber auch alle anderen. Es würde helfen, hier einmal mehr nachzudenken.

Sinnvoller wäre es möglicherweise, einen kirchlichen Spendenfond für Missbrauchsopfer zu initiieren oder mehrere. Ich fände das motivierender. Oder gibt es das schon und es wird kaum irgendwo erwähnt? Dann wäre das ein klares Manko.

Wir - Sie und ich - zahlen sowieso, entweder freiwillig über die Spende oder in Zwangshaft, wenn es von "der Kirche" eingeklagt wird.

Oder verschafft es mehr Befriedigung, ein Recht eingeklagt zu haben, statt - igitt igitt - mit etwas so unangenehmen wie Mitgefühl und Hilfsbereitschaft konfrontiert zu werden?

Das sind Fragen, die sich mir stellen, wenn ich die neuesten Angebote und Forderungen lese.

Sollte dann etwa eine Pfarrei regresspflichtig werden, weil es zwar Opfer in ihrer Mitte gibt, aber auch der Täter in ihr lebte und andere, die hätten reden können und geschwiegen haben? Oder ist es klar das Bistum, weil kirchliche Angestellte Mitarbeiter des Bischofs sind? Aber müsste dieser dann nicht auch  persönlich haften? Oder müssten nicht die Täter für den Schaden aufkommen, den sie ihrem "Arbeitgeber" und der Gemeinschaft wie den Opfern verursacht haben?
Andererseits, wäre es in jedem Fall zu rechtfertigen, alles nur dem "Täter" aufzulasten, der möglicherweise unter der Last der Umstände einmal zusammengebrochen ist und in anderer Beziehung selbst Opfer ist? Und was mit denen, von denen es sich nach Jahrzehnten herausstellt, dass sie unschuldig angeklagt und verurteilt werden? Was wenn sich "die Schuldigen" gar nicht alle ausmachen lassen?

Und jenseits von Strafrecht, Arbeitsrecht und anderen Rechten: Wie sollte eine genuin christliche Antwort auf den traurigen Tatsachenbestand eigentlich idealerweise aussehen? Hat das schon jemand bedacht? Oder hält man es für völlig irrelevant? Nur, was wird uns das kosten, wenn wir nicht einmal alles von Christus her überdenken?

Mittwoch, 2. März 2011

Zumutung

Wer von uns ist nicht vertraut mit den vielen Dingen, die anderen nicht zugemutet werden dürfen. Etwa, dass ein Jugendlicher oder Erwachsener lernt, seine Sexualität zu bändigen oder dass Frauen ihre ungeborenen Kinder nicht beseitigen lassen. Am Ende einer solchen Liste meinte Eduard Kamenicky im Jahr 1972:


"Die stolze Reihe jener, denen so vieles nicht zumutbar ist, weist allerdings eine merkwürdige Lücke auf. Das ist der gläubige Katholik. Ihm kann interessanterweise alles zugemutet werden. 

Etwa: daß er seine heiligsten Überzeugungen ungerührt und anstandslos gegen andere, völlig entgegengesetzte, vertausche …; daß er den ehrwürdigen Traditionen des kirchlichen Lebens ohne Träne den Abschied gäbe, als handle es isch um altes Gerümpel und wertlosen Tand, um an ihrer Stelle sich die blasse Nüchternheit intellektueller Skepsis zu eigen zu machen …; daß er die wahrhaft blasphemische Entstellung und Entweihung des Gotteswortes, der er täglich begegnet, mit Beifall und Sympathie quittiere; daß er der gezielten Mißleitung der jungen Generation … auch als Vater und Mutter tatenlos zusehe, ja seine freudig erregte Zustimmung spende; daß er die Lehren der Väter verächtlich finde, seine bisherigen Grundsätze belachenswert, daß er seine Ideale verrate, seine Schwüre breche und im Verzicht auf den letzten Funken Selbstachtung sich zum Partisanen und Handlanger des kirchlichen Suizids erniedrige."

S. 91/92, Ruinen im Licht, Eduard Kamenicky