Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Verkannte Tatsachen

Aber auch immer diese dialektischen Verkehrungen!
Im Grunde finde ich diesen Offenen-brief-an-pro-ekklesia nicht besonders aufregend. Und stelle nur fest, dass der Verfasser irgendwie ein paar Tatsachen nicht sieht.

Erstens fällt mir auf, dass er die Unterzeichner als Gruppe sieht, die
zweitens alle Resourcen einer Organisation hat und
drittens daher als eine Art etablierte  "Macht" anderen den Mit-Dialog ermöglichen soll.

Nichts davon trifft überhaupt zu.
zu 1) Hier haben sich - einander zum großen Teil und auch jetzt noch - unbekannte Menschen zur Unterzeichnung einer Petition (=Bitte) entschlossen, weil sie
zu 2) bisher keine Möglichkeit hatten, ihre Meinung in der Öffentlichkeit zu Gehör zu bringen - gerade weil sie nicht organisiert und viele allein oder in kleinen Gruppen zwar engagiert aber wie einzelne Schwimmer im Meer der Gleichgültigkeit sind und
zu 3) einfach nirgendwo ihre Meinung vertreten sahen sondern ihr ganzes Leben lang zusehen mussten, wie andere, die eine Meinung vertreten, die ihrer in gar nichts entsprach, behaupteten ihre Vertreter zu sein.

Gerade hatte sich wieder angebahnt, dass eine Führungsspitze (Bischofskonferenz) mit einer solchen Lobbygruppe (ZdK, BDKJ usw.) völlig über die Köpfe der Betroffenen hinweg verhandeln wollte und - fast ist es schon ein Wunder: Sie haben die Möglichkeit gefunden, erstmals ihre Sicht der Dinge tatsächlich so zu Gehör zu bringen, dass sie gehört wird.

Und dann wirft man genau diesen Menschen eine Dialogverweigerung  vor, weil sie sich erstmals äußern konnten.

Da falle ich vor Erstaunen ja vom üblichen Hochdeutsch in Slang:
"Echt! Vollkommen abgefahren so etwas!"

2 Kommentare:

  1. Recht interessant finde ich auch die nicht authentische Schreibweise des Namens der Petition. Aus dem "Pro Ecclesia" wird ein "Pro Ekklesia".

    "Es bleibt nur die Chance, die Menschen mit dem Evangelium in der Freiheit zu begrüßen und mit ihnen die Hoffnung Jesu zu teilen."

    Ich finde den Begriff Hoffnung hier falsch. "Verheißung Jesu" wäre m. E. richtiger, denn sonst kommt man auf den irrigen Gedanken, daß nicht die hoffnungsvolle Botschaft Christi gemeint sei, sondern (genitivisch) Jesu Hoffnungen.

    "Die Menschen sehnen sich nach Frieden, nach Menschlichkeit, nach Annahme, nach Freiheit, nach Liebe und Hoffnung - also nach dem, was Jesus gelebt hat aus seinem Vertrauen auf den himmlischen Vater."

    Auch dieses Zitat hinterläßt bei mir einen faden Beigeschmack, da sie recht wolkig formuliert ist. Nehme ich den restlichen Duktus der Aussagen des Autors her, so reift bei mir der Verdacht, daß es um eine rein irdische, völlig eschatologie-freie Lesart geht.

    Dem stelle ich folgendes entgegen:
    "Die Menschen sehnen sich nach Frieden, nach Menschlichkeit, nach Annahme, nach Freiheit, nach Liebe und Hoffnung - also nach dem, was Jesus gelebt hat aus seinem Vertrauen auf den himmlischen Vater." (Joh 17, 24)

    Nach der Himmelfahrt Christi dürfte ja wohl klar sein, wo er ist, und uns als sein Eigen wissen will.

    "Kirche verkünde endlich wieder das Evangelium (...)" Diesem Halbsatz stimme ich insoweit zu, daß es die Aufgabe der Kirche ist die frohe Botschaft zu glaubhaft verkündigen, anstatt Dialoge zu führen, wie man am effizientesten die Lehre der Kirche zerstören kann. Leider habe ich den Verdacht, daß Pfarrer Müllers "Frohe Botschaft" eher lautet: "Lebt glücklich und zufrieden im Hier und Jetzt und denkt nicht an den Tod und das danach" als etwas mit der zweitausendjährigen Lehre der Kirche zu zu haben.

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  2. @ Marcus der mit dem C:
    Wie meistens, sehr treffend analysiert. Stimmt, der Stil ist "wolkig" und erinnert in der Wortwahl an den "Brandbrief" an den Limburger Bischof.- Schon interessant, dass es hier sogar typische literarische Stile gibt, die bestimmten Denkweisen zu entsprechen scheinen

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