Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 30. Januar 2011

Gedanken zum heutigen Evangelium


Da unser Pfarrer seine Predigten wahrscheinlich nach einer Heftreihe aus den 70er oder 80er Jahren hält (es soll da so Heftchen geben, die „Wort und Predigt“ oder so ähnlich heißen) und diese dann so aufbereitet, dass nur wenig Sinn übrig bleibt (vielleicht war auch nie viel darin), studiere ich in der Viertelstunde meistens noch einmal die Lesungen durch.

Während also für alle ein ca. 40 Jahre altes Gedicht verlesen wurde, in dem ein Theologe das „selig“ durch „verraten“ ersetzt hatte und darauf hinwies, und erzählt wurde, dass „selig“ identisch mit „glücklich“ sei und dass man diese Texte schwer nachvollziehen könne, sah ich sie noch einmal an und fand eigentlich alles einfach und logisch:

Es geht nämlich im Grunde nur um eines, ob wir völlig auf Gott setzen oder anderen Dingen verhaftet bleiben. Also gar keine Frage, dass der selig (=nicht weltliches Glück sondern in der Freundschaft Gottes leben), der „arm ist vor Gott“, also alles von ihm erwartet. Selig, wer trauert und sich in der Welt nicht völlig zuhause fühlt, weil das gar nicht seine Heimat ist. Selig, wer keine Gewalt anwendet, um die eigene Gier zu befriedigen und die dann deren Sklaven werden. Selig die Gerechtigkeit und Barmherzigkeit suchen, denn genau das finden sie bei Gott in perfekter Balance. Selig die ganz auf Gott ausgerichtet sind (= ein reines Herz haben), denn sie werden ihn sehen. Selig die Friedensstifter (die für die Heilung der Wunden sorgen, die die Sünde reißt), denn wie der Sohn Gottes den Frieden von Gott brachte, tun auch sie es. Selig die darum Verfolgten, es ist jetzt schon klar, wohin sie gehören. Selig, die es auch dann noch tun, wenn sich alle Welt darüber lustig macht oder darüber schimpft, denn allein darum geht es doch.

Die Seligpreisungen beziehen sich auf die Christusnachfolge und höchstens sekundär auf zwischenmenschliche Beziehungen und allenfalls tertiär auf soziale Umstände.

"Der Zölibat ist der Schatz der Kirche"

Unter obigem Titel gibt der Pastoraltheologe Andreas Wollbold in der DT vom Wochenende ein Interview mit Oliver Maksan. Ausgangspunkt ist die "Viri probati"-"Bitte" der ZdK-CDU-Politiker.
Einige der Äußerungen berühren auch Fragen, die ich in meinem Post von gestern abend ("Selbstdarsteller") thematisiert habe. So sagt er z.B.:
"Faktisch trug sie (die Liturgiereform) dazu bei, dass die Liturgie bloß als Veranstaltung von Menschen für Menschen wahrgenommen wird. Und da geht man eben nur hin, wenn es einem etwas bringt und wenn es einem passt ... die Umsetzung der Reform hat doch dazu beigetragen, dass die Liturgie eher als eine Art Gemeindeversammlung verstanden wurde."

Gelungen finde ich die Aussage: "es gibt nicht im eigentlichen Sinn ein Recht der Gemeinden auf die Eucharistie. Es gibt die Pflicht der Gläubigen, sonntags an der Messfeier teilzunehmen."
Die wenigsten Kirchgänger wissen wirklich zu schätzen, welches ungeheure Geschenk, es ist, den Herrn Jesus in der Eucharistie empfangen zu können und zu dürfen.
Thomas a Kempis hat in dem früher einmal sehr populären Büchlein "Nachfolge Christi" dargestellt, wie es wohl wäre, wenn das Wunder des Eucharistieempfangs (einer solch außergewöhnlichen Begegnung zwischen Gott und dem Menschen entsprechend) nur an wenigen Orten und zu wenigen Zeiten möglich wäre. Wie dann alle in tiefster Sehnsucht danach, daran teilhaben zu können, herbeiströmen und so ziemlich jedes Opfer dafür bringen würden.
Uns ist es zwar derzeit sehr leicht zugänglich. Leider hat das dazu geführt, dass wir oft glauben, einen Anspruch auf etwas zu haben, das in Wirklichkeit ein kaum vorstellbarer Gnadenerweis Gottes ist.
Mehr noch, weil in dieser Gnade noch gleich mehrere andere enthalten sind, wird sie manchmal zum Mittel zum Zweck degradiert, auf das man einen Anspruch haben kann. Wie ich gestern ja darstellte, wurde oft völlig davon abgegangen, die Gläubigen dazu zu ermutigen, diesem Liebesbeweis mit dem Maximum an Liebe, Ehrfurcht und Dankbarkeit zu begegnen, sondern eher darauf hingewiesen, dass er zur Gemeinschaftsvertiefung und zur Sündentilgung  als Gratisware diene. Dass aber die Vergebung lässlicher Sünden und die Stärkung der Liebe zu den Mitkommunikanten erst aus der gegenseitigen Liebe und Hingabe in der Kommunion erwächst, das wurde völlig unterschlagen.

Auch wurden protestantisches und katholisches Gemeindeverständnis durchmischt, erläutert Wollbold. Denn es ist protestantisches Verständnis, dass die versammelte Gemeinde die eigentliche Kirche ist. Es ist katholisches Verständnis, dass Gemeinde nur in Einheit mit und um den Bischof existiert. Während das eine sich selbst "herstellt", muss das zweite gesucht werden.

Zur Weihe von "viri probati" meint Wollbold: "Das hieße Quantität über Qualität zu stellen ... Es ist eigenartig, dass bei vielen Wortmeldungen der letzten Zeit der Stand der wissenschaftlichen Zölibats-Forschung kaum beachtet wird. Wir wissen heute, dass der Zölibat des Weltpriesters, zumindest als Enthaltsamkeits-Zölibat, apostolischen Ursprungs ist und auf die Praxis und Weisung des Herrn selbst zurückgeht."

Samstag, 29. Januar 2011

"Selbstdarsteller"

(geschafft: nach fünf Tagen wieder da und einen Schnellleselauf der verlinkten Blogs hinter mir)

Meine eigenen Erfahrungen hinzufügen möchte dem Beitrag Hauptprobleme? von Stanislaus. Er führte dort vor ein paar Tagen aus, was dazu führen kann, dass Kinder (und Erwachsene) den erhöhten Altarraum/Chorraum in erster Linie als eine Art Bühne betrachten.

Am besten gebe ich hier die Volksmeinung in meiner Heimatgemeinde wieder. Aufgrund verschiedener Ereignisse, die nächstens im Wurstelheimer Kantorenkrieg ihren Niederschlag finden werden, wurden sämtliche Dienstausübende, die sich längere Zeit oder vorübergehend während der Gottesdienste im Altarraum aufhielten (Ausnahme Messdiener und Priester) als "Selbstdarsteller" bezeichnet.

Wenn dies einem der Verantwortlichen zu Ohren kam, führte das zu höchster Entrüstung: wie jemand es wagen könne, das sei doch ein Dienst an der Gemeinde (sic!!!) usw. Die so Gescholtenen waren sich dennoch einig, ihnen gingen die "Auftritte" verschiedener Personen schlichtweg auf die Nerven.
Aber wie das so ist, die Volksmeinung entsprach nicht dem offiziellen Kirchenverständnis und als gar wegen der nicht unbeachtlichen Unruhen zu denen es kam eine Befragung durchgeführt wurde und das Votum fast einstimmig war - ließ man es doch erst einmal unter den Tisch fallen. - Die Folge war, dass der Gottesdienstbesuch etwa auf die Hälfte zusammenbrach. Nicht dass alle diese Leute keine Messe mehr besucht hätten, aber es gab ja mindestens fünf andere Gemeinden in noch einigermaßen bequem erreichbarer Nähe. Zeitweise traf man mehr Pfarreimitglieder in anderen Pfarreien an als in der eigenen.

Eindeutig ist es auch bei den Familiengottesdiensten. Es geht gar nicht darum, die Messe für Kinder, so wie sie ist, verständlicher zu machen, sondern um die Pflichtteile der Liturgie (wobei die Pflicht großzügig ausgelegt wird) wird ein Programm gebaut, das Kinder mit religiösen Inhalten unterhalten soll. Die Priorität ist ganz klar, dass die Kinder Freude haben. Implizit wird auf Nachfrage dann erläutert, dass Gott sich doch auch freue, wenn die Kinder sich freuten. Also darf das Vorgehen nicht in Frage gestellt werden.

Was die Jugendgottesdienste, die ich (auch "mitgestaltend") miterlebte, so ging es dabei zwar weniger um Selbstdarstellung, sondern eher um Umerziehungsversuche. Mehr so als unterschwelliges "so sollte ein Gottesdienst aussehen, in dem wir uns so richtig wohlfühlen). Uns war damals zwar auch noch daneben klar, dass das Wort Gottesdienst etwas mit Dienst für Gott zu tun hat. Wir haben also schon versucht, Lieder auszuwählen, die Gott sicher auch gefallen, weil sie uns so gut gefallen und haben uns daran gehalten, wenn jemand sagte, irgendetwas ginge nicht. Aber der Haupteindruck war, dass die Gestaltung des Gottesdienstes als tiefsten Zweck hat, den Besuchern des Gottesdienstes diese Zeit der Anwesenheit in der Kirche (worin der Gottesdienst in erster Linie zu bestehen schien) möglichste angenehm und unterhaltsam zu gestalten.

Dabei schien es nur gerecht, dass jede Gruppe, die eine andere Ansicht über schön, angenehm und unterhaltsam hatte, irgendwann Regie führen durfte.

Nein, über die Liturgie hat uns nie jemand etwas erklärt. Ich habe etwas über die Elemente gehört, aus denen der Gottesdienst besteht und dass die Reihenfolge einzuhalten sei. Auch dass man nicht so gerne sähe, wenn manche Texte wie das Heilig, heilig beliebig ersetzt würden - das waren dann schon die Tipps für Fortgeschrittene -, es sei aber immer in Ordnung, etwas Annäherndes zu nehmen. Also beim Sanctus zumindest eine Art Loblied oder so.

Ich höre schon mein ganzes Leben lang, dass der Gottesdienst die Leute ansprechen soll oder verschiedene Zielgruppen. Und immer wird davon ausgegangen, dass es Gott am besten findet, wenn genau das getan wird. Also, wenn man das konsequent verfolgt, ist die Aussage: Gott findet alles gut, bei dem ihr euch richtig wohlfühlt.

Dass das so nicht stimmt, weiß ich inzwischen.

Ach ja. Gelegentlich wurde erwähnt, dass durch die Eucharistiefeier eine Heiligung der Teilnehmenden geschieht. Diese Erwähnung geschah gewöhnlich dann, wenn die Frage auftrat, ob es vielleicht richtig sei, gelegentlich beichten zu gehen. Ich weiß nicht mehr wie oft mir dann auseinandergesetzt wurde, dass, solange ich keinen Mord begehe oder andere bewusst schwer schädige, die Teilnahme an der Kommunion ausreichend sei, um jede Verbindung mit der Sünde für immer auszulöschen, weil ja durch die Eucharistie eine Heiligung geschehe. - Verheerende Aussagen, die so manche heutigen Zustände in unseren Pfarrgemeinden erklären.

Montag, 24. Januar 2011

Was Bischof Tebartz van Elst wirklich sagte

Nachdem jetzt so fast jede Zeitung gedruckt hat, der Bischof habe gesagt, er sei gegen muslimische Feiertage. Hier noch einmal in Lettern der Originaltext, entnommen von hier:

Zitatanfang:
Sollte der Staat den Muslimen einen eigenen Feiertag zugestehen, um das zu betonen?
Die Muslime pflegen längst ihre Festtage und Feierzeiten. Zu den bedeutenden Festen tauschen Christen, Juden und Muslime regelmäßig Grußadressen aus. Aber in der öffentlichen Feierkultur spiegelt sich die Prägung einer Gesellschaft wider. Und unsere Gesellschaft ist christlich geprägt.

Die katholische Kirche könnte einen „ihrer“ konfessionellen Feiertage – Fronleichnam, Allerheiligen – generöserweise zur Verfügung stellen.
Sie werden sich vorstellen können, dass ich als katholischer Bischof den Fronleichnamstag nicht aufgeben möchte, so sehr ich den Muslimen zugestehe, dass sie ihre Feste begehen wollen.
Zitatende


Bischof Tebartz van Elst ist nicht gegen einen muslimischen Feiertag. Wahrscheinlich hätte er gar nichts dagegen dann eben den 1. Mai zu streichen und in wessen-auch-immer-Namen einen anderen Tag gleichwelcher religiöser Provenienz freizugeben. Wenn er auch vielleicht so wie ich hoffen würde, es wäre dann Epiphanie oder das Fest der Unbefleckten Empfängnis.
Aber warum in aller Welt sollte er sich dafür aussprechen, einen (ursprünglich) katholischen Feiertag, den es ohnehin nicht in allen Bundesländern gibt, in einen muslimischen umzuwandeln? Und das, da sowieso schon zahlreiche unserer Hochfeste keine offiziellen Feiertage sind, womit wir eben auch leben müssen.



Sonntag, 23. Januar 2011

Attraktivität von Orden und Kirche


In der DT vom 22.1. steht folgendes Zitat:

„Wir dürfen einen Fehler nicht machen, wir dürfen uns nicht ändern, nur damit wir junge Leute anziehen. Im Gegenteil: Wer nicht so leben will, wie wir leben, gehört nicht hierhin.“

Das sagt Bruder Frederic von den Trappisten in Novy Dvur/Tschechien – (der Orden wächst, die Gemeinschaft hat sich verdoppelt, der Altersdurchschnitt halbiert im letzten Jahr).

Das kann er für seinen Orden natürlich einfacher sagen, denn hier geht es um eine ganz spezielle Berufung, während die Kirche ihren Heilsauftrag in Bezug auf alle hat, die bereit sind, sich auf den Herrn Jesus einzulassen.
Dennoch könnte der erste Teil wohl auch in Bezug auf die Kirche stehen bleiben. Der zweite müsste dann heißen: Wer nicht bereit ist, Jesus zum Herrn seines Lebens zu machen, dem können wir leider nicht helfen. 

Schließlich ist das keine Bedingung, die irgendein Mensch aufgestellt hätte.

Die Kirche braucht nicht attraktiv zu sein. Sie hat einen Bestehenszweck, das zu tun, was Jesus gesagt hat. Wenn sie das tut, kümmert er sich um den Rest.