Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 21. Dezember 2010

O oriens!


Mit der Übersetzung dieser Anrufung tun sich alle etwas schwer. „o Aufgang“ ist wohl die wörtlichste, ein Licht geht im Osten auf. Doch welchen Himmelskörper man dann als Symbol nehmen soll, da ist man sich nicht einig. „Dayspring“ übersetzen die Englischsprachigen und meinen damit oft den Sonnenaufgang, „Morgenstern“ übersetzt die deutsche Liturgie. Der Tag dieser Antiphon ist der der Wintersonnenwende, der 21. Dezember, der damit auf eine andere Dimension des Anwachsens des Lichtes verweist: ab jetzt werden in der nördlichen Hemisphäre die Tage wieder länger. Gleich welchen Aspekt wir herausgreifen, er steht nur als Metapher für das Anbrechen eines anderen Lichtes, des Lux aeternae, des ewigen Lichtes, der Sonne der Gerechtigkeit:

O Morgenstern, Glanz des unversehrten Lichtes, der Gerechtigkeit strahlende Sonne: o komm und erleuchte, die da sitzen in Finsternis und im Schatten des Todes!

O Oriens, splendor lucis aeternae, et sol iustitiae: veni, et illumina sedentes in tenebris et umbra mortis.

Die Antiphon greift den Widerspruch auf, den wir in der Welt um uns sehen. Mit der Menschwerdung Gottes ist die Zeit in ihre Endzeit eingetreten, der Übergang zur Ewigkeit hat begonnen, das ewige Licht ist präsent, die Gerechtigkeit ist verkündet – aber wir erleben oft anderes: noch immer scheint Dunkel um uns zu sein und oft die ganze Welt zu beherrschen. Noch immer sind sehr viele Menschen von Tod und Elend bedroht und von Gerechtigkeit kann keine Rede sein.

Darum dieser Ruf der Sehnsucht, dass das verheißene und schon aufgegangene Licht ganz aufstrahlt und alles erleuchtet.

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