Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Freitag, 31. Dezember 2010

Bischof Tebartz van Elst mit gutem Interview

Nachdem mich die AZ meiner Eltern vor einer Woche sehr geärgert hatte, hat sie es heute wieder gut gemacht, wieder auf S. 3 und mit einem relativen Minimum (Zeitungen müssen wohl immer etwas draufhalten, wenn es um überzeugtes Katholischsein geht) an böswilligen Äußerungen, die auch schön im Konditional stehen. Welch Jahresausklang, Journalisten sind lernfähig!

Es wird in der Vita angeführt, dass der Bischof (trotz Titel im Namen) aus einer Bauernfamilie kommt.
Es wird sogar erwähnt, dass seine Wohnung im "Haus der Bischöfe" nur 100 qm umfassen wird und ca. 200.000 Euro kostet.

Und dann ein wirklich gutes Interview. Bischof Tebartz van Elst hat endlich einmal die Fragen, auf die hin dieses Jahr die meisten deutschen katholischen Würdenträger in populistische Verrenkungen verfielen, klar und simpel beantwortet,z. B.:

"AZ: Sie sprachen das Ehrenamt an, da nehmen Frauen ganz wichtige Funktionen wahr. Die Rolle der Frau in der Kirche?
Die Frauen sind in unseren Gemeinden sehr engagiert. Aus gutem Grund habe ich auf Bistumsebene zwei Frauen in unsere Dezernentenkonferenz berufen.

AZ: Frauen im Prieramt?
Die katholische Kirche weiß sich der Praxis Jesu verpflichtet, der für den priesterlichen Dienst ausschließlich Jünger bestellt hat.

AZ: ... in der Liturgie, die Kritiker als "prunksüchtig" bezeichnen?
Dieser Vorwurf offenbart ein Missverständnis: Es geht nicht um Entertainment oder Selbstdarstellung ... Liturgische Symbole machen unseren Glauben anschaulich. .... Deshalb ist Liturgie niemals beliebig. Was wir besonders schätzen, dem geben wir einen festlichen Rahmen. Glaube braucht sichtbare Gestalt. Das ist wichtig und entspricht auch unserem Menschsein. Wenn ich die Heilige Messe feiere, bin ich zutiefst berührt von der HIngabe Jesu Christi in seiner Passion, die mich selbst formen will."

Leider habe ich auch hierzu kein Link gefunden, denn das ganze Interview ist lesenswert.

Kritik kann konstruktiv sein

Elsa hat es bei sich schon ausführlich kommentiert (hier). Auch ich bekam per Emailverteiler dieses "Schwarzbuch" zugeschickt und wunderte mich erst einmla sehr nicht über den Text - der war nicht sehr aufsehenerregend - sondern

a) von wem das wohl sei. - Denn das Kürzel, das diese Gruppe verwendet, ist leider in dieser Verwendung nicht singulär, sondern da gibt es noch eine andere Gruppe, die es führt, auf die mehr Vermerke kommen, und mit denen die Verfasser garantiert nicht verwechselt werden wollen.

b) Kann ich die Beobachtung am Ende des "Schwarzbuches" nicht teilen, dass auf den Blogs eine Meinungsdiktatur ausgeübt werde - ja wie denn? - und konnte nicht ganz nachvollziehen, dass kritische Kommentare von den Verfassern- die ich ja bisher in keiner Weise kenne - als kränkend empfunden wurden. - Meine persönliche Erfahrung ist, dass die Kommentarpolitik auf den Blogs relativ zurückhaltend. (Vielleicht liegt das auch daran, dass bei mir die völlig anonymen Kommentare nicht angenommen werden. Andererseits ist die Registrierung bei Google auch noch anonym genug; von etlichen Kommentatoren weiß ich nicht, wer sie sind).

c) Die Fünf-Jahre-Abwartfrist, bevor wieder ein Blog eröffnet wird, war dann doch eher Anlass zu Verwunderung. Da scheint eine völlig andere Auffassung vom Bloggen zu herrschen. Die meine war bisher, ich stelle meine Beobachtungen und Kommentare zu Vorgängen und Ereignissen sowie Informationen, die mir interessant oder manchmal auch nur amüsant erscheinen als Post ein, damit zum einen Interessierte etwas davon haben und zum andern, Inhalte über die Suchmaschinen gefunden werden können. Es freut mich immer sehr, wenn jemand über die Googlesuche etwas bei mir aufgestöbert hat, das ihm/ihr eventuell hilfreich sein konnte.

Jedenfalls, nun zum Jahresende allen Kommentatoren, auch den kritischen, auf meinem Blog einen ganz herzlichen Dank! Bitte, merkt weiterhin an, was ihr gut, unvollständig, ergänzungs- oder korrekturbedürftig findet. Es ermöglicht, eine bessere Auseinandersetzung mit dem Thema.

Dankbar bin ich auch, dass ich noch niemandes Kommentar löschen musste, weil er vollkommen untragbar gewesen wäre, aber vielleicht habe ich eine friedlichere Zeit für meine Blogeröffnung gefunden. Vor ein paar Jahren scheint es manchmal wilder zugegangen zu sein (auch dies eine Erkenntnis aus der Recherche zum "Schwarzbuch".

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Wenn auch verspätet: zum Gedenken von Thomas (Becket) von Canterbury 29.12.

Die Zusammenfassung der Dokumentation aus "Der Rhein fließt in den Tiber" hat dann gestern soviel Zeit gekostet, dass ich dann völlig vergessen habe, hier meines bevorzugten Heiligen zu gedenken.

Mit Heiligen konnte ich nämlich lange nichts anfangen; die Geschichten, die da erzählt wurden, waren superfromm und so wollte ich gar nicht sein. Besonders schienen die meisten eine Leidenschaft für Krankenpflege zu haben, was sicherlich sehr löblich war, aber nichts, womit ich mich beschäftigen wollte. Und dann lief einmal spät abends dieser Film über Thomas Becket, schon alt aber in Farbe, und für mich war es eine echte Offenbarung. Was er getan hatte, konnte ich verstehen und nachvollziehen. - Im Film wird es so dargestellt, als sei er relativ weltlich eingestellt gewesen (was wohl nicht so ganz stimmt). Er war Kanzler von England und bester Freund des Königs, hat diesen bei seinen Kriegszügen gekonnt unterstützt. Und dann starb der Erzbischof von Canterbury. König Heinrich II hatte schon länger Streitigkeiten mit seinen Bischöfen und gedachte alles dadurch zu regeln, dass er seinen guten Freund Thomas zum Primas von England machte. Der Widerstand der Bischöfe war groß, aber Heinrich II gewann.

Nur, sobald Thomas zum Bischof geweiht war, änderte er sein Leben von Grund auf. Er verzichtete auf allen Luxus, gab das Kanzlersiegel zurück und vertrat vehement die Positionen, die der Kirche am nützlichsten waren. Den anderen Bischöfen war das dann auch nicht recht. Sie wollten dem König zwar ungern Konzessionen machen aber sich mit für allen möglichst bequemen Kompromissen durchschlagen.
Für Thomas war so etwas nicht möglich. Genauso wie er ein Bilderbuch-Kanzler gewesen war (mit allen Stärken und Schwächen und seinem König absolut loyal) genauso loyal war er jetzt zu seinen Verpflichtungen. Es kam zum Eklat, zu Missverständnissen und Unversöhnlichkeiten. Thomas floh ins Exil nach Frankreich.

Von dort aus gelang es ihm trotz fehlender Unterstützung seiner Bischöfe, dem König einige Steine in den Weg zu legen. Der Papst konnte/wollte ihn nicht unterstützen, weil er den englischen König brauchte - der deutsche Kaiser drohte ein Schisma zu verursachen.

Nach langen Verhandlungen kam es zu einer offiziellen Versöhnung zwischen König und Erzbischof, aber Heinrich II war immer noch sehr verletzt über den "Verrat" seines ehemaligen Freundes. Ein Wutausbruch seinerseits hatte zur Folge, dass vier seiner Ritter sich ermächtigt fühlten, für die Beseitigung des Problems zu sorgen. Sie überfielen den gerade nach Canterbury zurückgekehrten Erzbischof und ermordeten ihn äußerst brutal in der Vesper, der vorzustehen dieser bestand.

Manche kritisierten später seine Heiligsprechung, weil sein Tod doch leicht habe vermieden werden können, wäre er, statt zur Vesper zu gehen, geflohen oder versteckt geblieben. - Kaum war Thomas tot, hagelte und regnete es Wunder. Posthum hat er Heinrich II besiegt. England war monatelang wegen des Mordes unter dem Interdikt. Die Heiligsprechung erfolgte schon nach drei Jahren. Der König tat öffentliche Buße (keine Show, danach war er schwer krank, so ging das an die Substanz) - und am selben Tag gewann sein Heer eine wichtige Schlacht in Schottland.

Nun war der Film gar nicht so gut und in etlichen Details falsch, aber ich besorgte mir dann in der Universitätsbibliothek ein auch schon recht altes und dickes englisches Buch (Englisch), in dem eine Analyse seines Lebens versucht wurde. Der Autor hat Thomas Becket nicht so ganz verstanden. Aber ich hatte meinen persönlichen Freund und Schutzpatron gefunden, der mir dann auch den Weg eröffnete, andere von den Heiligen näher kennenzulernen.

Mittwoch, 29. Dezember 2010

Der Rhein fließt in den Tiber - 3: die 2. Sitzungsperiode


Die zweite Sitzungsperiode begann schon unter Papst Paul VI. In Vorbereitung auf das Treffen hatten sich einige der Konzilsväter in Gruppen getroffen. Die effektivste mit der eingehendsten Vorbereitung war die der Deutschsprachigen, bei der 480 Seiten Kommentare und Alternativschemata an alle ausgeteilt wurden. Für die Konzilssitzungen wurde das Reglement geändert, so dass sichergestellt wurde, dass auch Minderheitenpositionen ausführlich zu Gehör gebracht werden konnten. Die Periti erhielten die Möglichkeit, sich selbst zu äußern. Es wurden vier neue Moderatoren ernannt.

Die Sitzungen „Über die Kirche“ begannen. Hauptthema war dabei das Kollegialitätsprinzip, d.h. ob und inwieweit die Bischöfe ihre Entscheidungen auch unabhängig vom Papst treffen können bzw. inwieweit der Papst Entscheidungen unabhängig vom Bischofskollegium treffen kann. Dies war als ergänzendes Element zum Unfehlbarkeitsanspruch des Papstes Gedacht, der auf dem Vaticanum I erklärt worden war. Wortmeldungen gab es auch dazu, dass die Gründung von Bischofskonferenzen die Autonomie der einzelnen Bischöfe stark beschneiden würden und die Gefahr mit sich brächten, dass Minderheitenmeinungen innerhalb der Bischofskonferenz zum Schweigen verurteilt würden, um nicht Spaltung und Uneinigkeit nach außen zu tragen und die Autorität in Frage zu stellen. Vielen ging es darum, die Position der Bischöfe gegenüber der Kurie zu stärken. Zu dem Thema gab es ein eigenes unabhängig behandeltes Schema.

Das ursprüngliche Dokument über die Jungfrau Maria wurde seitens Rahners und anderer als bedenklich betrachtet, da es ökumenisch großen Schaden anrichten könne. Rahner befürchtete aber in der Frage großen Widerstand beim Konzil und wollte daher daraufhin arbeiten, aus dem Dokument ein Kapitel im Dokument über die Kirche zu machen.  Besonders problematisch empfand er den Titel „Mittlerin aller Gnaden“; auch innerhalb der deutschen Kirche konnte er aber nicht wie beabsichtigt durchsetzen, dass der Titel „Mittlerin“ ganz gestrichen werde.  Eine andere Gruppe brachte den Antrag, Maria solle offiziell als „Miterlöserin“ in der dogmatischen Konstitution genannt werden.

In einer ersten Abstimmung wurde beschlossen, das Marien-Schema in das Kirchenschema einzugliedern, da Maria auch Teil der Kirche sei.

Viel diskutiert wurde die Neueinrichtung des ständigen Diakonates; es war die Frage, ob dieses Amt den Unverheirateten vorbehalten bleiben solle. Verwirrung gab es bei den gemeinsam diskutierten Kapiteln über die Laien und das Volk Gottes, weil hier der Text bei Versendung der Dokumente nicht vollständig gewesen war und weil das neue Kapitel zum Volk Gottes, das sich explizit nicht nur auf Kirchenmitglieder beziehen sollte Fragen aufwarf.

Auf Betreiben Rahners war aus dem neuen Entwurf das Kapitel über die Orden entfernt und eines über die Berufung zur Heiligkeit ersetzt worden, Begründung war, dass eine spezielle Erwähnung der Orden bei Protestanten Vorbehalte verstärken könne. Die Orden waren darüber sehr betroffen. Die zahlreichen eingereichten Interventionen wurden aber – im Bruch zu den Regeln dafür – nicht alle angehört. Dies löste heftigen Widerstand aus, so dass ein Kapitel über die Orden letztendlich wieder eingefügt werden musste.
Das Schema über den Ökumenismus wurde nach langer Diskussion zur Revision gegeben.

Ein Vorstoß der vier Moderatoren, Punkte formulieren zu dürfen, über die direkt abgestimmt werden könne, wurde zurückgewiesen. Durch diese Methode wäre es einfacher gewesen, Fakten zu schaffen und die Diskussion zu beeinflussen.

Es wurde beschlossen, die Zahl der Kommissionsmitglieder um fünf auf dreißig zu erhöhen.

Es begann, die (Un-)Sitte, in inoffiziellen Gruppen erstellte Dokumente zu vervielfältigen und zu verteilen.  (Im Falle eines Bistums führte das dazu, dass der Weihbischof Papiere austeilte, die der Bischof möglichst schnell wieder einsammelte. – Anmerkung des Bloggers) Das Dekret über Kommunikationsmittel wurde trotz solcher Kampagnen dagegen angenommen. In der Folge wurde es verboten, Drucksachen aller Art in der Konzilsaura oder ihrer Nähe zu verteilen.

Das revidierte Schema über die Liturgie wurde angenommen, promulgiert und für den 16.2.1964 in Kraft gesetzt. Es war in vielen Teilen bewusst vage gehalten, da sich die Kommission in verschiedenen Punkten nicht hatte einigen können, so z.B. darüber ob der gregorianische Choral auch in der Landessprache gesungen werden könne. Im Januar 1964 wurde per Motu proprio bekanntgegeben, dass neue liturgische Bücher verfasst werden müssten. Ein Proteststurm brach los, insbesondere weil damit die Einführung der Volkssprache verschoben wurde. Das Motu proprio wurde daraufhin umgeändert.

Dienstag, 28. Dezember 2010

Der Rhein fließt in den Tiber - 2: Diskussion über Liturgie und Kirche in der ersten Sitzungsperiode


Die erste Sitzungsperiode (11.10.-8.12.1962)
Es gab zehn Konzilskommissionen, zu denen. Je 16 Mitglieder wurden gewählt, 9 vom Papst bestimmt.
Es war Aufgabe des Konzils vorläufige Entwürfe, genannt Schemata) zu überprüfen, sie eventuell zu verbessern oder zu verwerfen. Die ersten 20 Schemata waren über ca. 3 ½ Jahre bis zur Konzilseröffnung erarbeitet worden. Drei Monate vor dem Konzil wurden die ersten 7 Schemata an die Konzilsväter versschickt. Die Themen waren  „Die Quellen der Offenbarung“, „Reinerhaltung des Depositum Fidei“, „Christliche Moralordnung“, „Keuschheit, Ehe, Familie und Jungfräulichkeit“, „Liturgie und zwei weitere. Auf eine Initiative von P. Schillebeeckx hin, wurde das Schemata zur Liturgie, das ihm das ausgereifteste erschien, zuerst behandelt.
Die Besprechung des Depositums begann mit Diskussionsbeiträgen darüber, ob das Latein weiterhin die zeitgemäße Sprache für alle laut gesprochenen Teile der Messe sein könne und solle. Zu diesem Zeitpunkt war es noch vollkommen selbstverständlich, dass die Worte des Hochgebets still gebetet wurde.  Insbesondere Missionsbischöfe schlossen sich dem Wunsch nach Verwendung der lokalen Sprache an, weil sie hier die Möglichkeit sahen, den Glauben einfacher zu vermitteln. Ihnen ging es auch darum,  Riten wie dem der Eheschließung symbolische Handlungen einfügen zu können, die den lokalen Traditionen stärker entsprachen und dem Empfinden der Menschen leichter zugänglich waren.
Bischof Naga aus Japan z.B. wollte Kniebeugen durch tiefe Verbeugungen ersetzt sehen, den Gebrauch des Kreuzzeichens und das Küssen von Gegenständen (Küsse galten dort generell als zu intim für die Öffentlichkeit) einschränken.
Bischof Duschak (Philippinen, Deutscher) regte an, eine „ökumenische Messe“, laut gesprochen, zum Volk hin, mit neuem Messformular zu entwerfen (der Beschreibung in etwa das, was wir heute als Ordo novus kennen – allerdings ohne die kreativen Zusätze, die dann üblich wurden).  Allerdings schwebte ihm dies als Zusatzform für den ökumenischen Einsatz vor – also in einer Art Brückenfunktion zur traditionellen Messe hin.
Schon vor Ende des Konzils waren drei solche Messformulare ad experimentum approbiert worden. Man versprach sich davon ein allgemeines Aufleben der Spiritualität.
Bei diesen Beiträgen – die Redezeit war auf 10 min beschränkt, die Anzahl der Redner war nicht beschränkt - kam es zu einem im nachhinein als durchaus unschön einzustufenden Vorfall. Der fast blinde Kardinal Ottaviani überschritt die Redezeit deutlich und war so in seine Rede vertieft, dass ihm schließlich das Mikrofon ausgeschaltet wurde.  Die meisten applaudierten. – Bereits hier wird der Zeitdruck deutlich, unter dessen Zwängen schließlich viele Entscheidungen nicht ausreichend diskutiert werden konnten.
Am 6. November wurde das Konzilspräsidium ermächtigt, eine Debatte per Abstimmung schließen zu lassen, wenn das Thema erschöpfend behandelt worden sei. Weniger wichtige Kapitel sollten gesammelt nicht einzeln diskutiert werden. Für Interessengruppen sollten nur noch Vertreter sprechen.
Diskutiert wurde auch, ob und wie das Breviergebet geändert werden sollte, von vielen wurde eine Reduzierung gefordert. Dies solle zugunsten von privatem Gebet und Frömmigkeitsübungen geschehen.
Es gab Vorschläge, den Ostertag fest auf den ersten Aprilsonntag zu legen. Bischof Pohlschneider von Aachen schlug vor, das Fasten in der Fastenzeit auf drei Tage zu beschränken, da es der moderne Mensch ohnehin nicht beobachte und auch der Klerus sich davon gewöhnlich dispensiere. Statt dessen solle jeder aufgerufen sein, „spezielle Opfer“ zu bringen. Auf Antrag von Bischof Cousineau wurde der Name des heiligen Josefs mit Gültigkeit ab dem 8. Dezember in den Messkanon eingefügt. Sechs Bände von Petitionen darum hatten bereits im März 1962 vorgelegen.
Das Schema über die „Quellen der Offenbarung“ wurde am 14. November vorgelegt. Zu diesem Zeitpunkt war unter den Konzilsvätern bereits ein Konkurrenzschema verteilt worden. Es ging auf die Bischofskonferenzen Österreichs, der Schweiz, Deutschlands, der Niederlande und Belgiens zurück und nahm für sich in Anspruch positiver und pastoraler zu sein. Es stellte sich heraus, dass diese Gruppe bei der Vorbereitung des offiziellen Schematas überstimmt worden war und nun so dafür sorgte, dass ihre Meinung allen vorgetragen wurde. Nach viel Empörung und stürmischen Diskussionen  wurde nach einem Appell von Bischof De Smedt (Belgien) für Sekretatariat des Rates für die Einheit der Christen, der im offiziellen Schema einen Mangel an ökumenischem Geist kritisierte, beschlossen die Diskussion zu unterbrechen. Der Papst entschied, das Schema vor der Neuvorlage durch eine neue Kommission revidieren zu lassen.
Nach schwerer Kritik am Schema „Über die Kirche“ wurde beschlossen, die Schemata „Über die Kirche“ und „Über den Ökumenismus“ mit den „Quellen der Offenbarung“ zu einem Schema zusammenzulegen.
Viele organisatorische Gründe führten dazu, dass eine zweite Sitzungsperiode erst am 8. September 1963 beginnen sollte.  Zum Ende der ersten Periode war noch kein Text approbiert worden

Montag, 27. Dezember 2010

Kommentierte Auszüge „Der Rhein fließt in den Tiber“ - 1


Vielen wird es bekannt sein. Es gibt ein Buch von P. Ralph M. Wiltgen, das auf Grundlage der offiziellen Dokumente und persönlicher Beobachtungen den Verlauf des Vaticanum II schildert. In diesem Buch finden sich einige recht interessante Beobachtungen. Es heißt „Der Rhein fließt in den Tiber“.

Ich möchte in der nächsten Zeit einige kommentierte Auszüge daraus bringen, die sicherlich hilfreich sein können, die Dynamik und Ergebnisse des Konzils einzuschätzen.

Das Konzil wurde an einem Marienfest eröffnet, am Donnerstag, dem 11. Oktober 1963. 2400 Konzilsväter zogen ein, viele hatten keine Vorstellung, was auf sie zukam, glaubten sie würden nur über vorgefertigte Dokumente abstimmen und alles wäre schnell zu Ende.

Papst Johannes XXIII war voller Freude und Begeisterung. In seiner sehr lesenswerten Ansprache zur Eröffnung legte er unter anderem dar, es sei das größte Anliegen des Konzils, dass „das heilige Depositum der christlichen Lehre wirksamer bewahrt und gelehrt werden soll.“ Ein „erneuertes, ruhiges und gelassenes Festhalten an allen Lehren der Kirche n ihrer Gesamtheit und in aller Genauigkeit“ sei nötig, „an den Lehren, wie sie bereits aus den Akten des Konzils von Trient und des Ersten Vatikanischen Konzils hervorleuchten.“ Das Konzil sei „überwiegend von pastoralem Charakter“.

Aus dieser Ansprache geht schon einmal klar hervor, dass seitens des Papstes kein Bruch mit Bisherigen beabsichtigt war. Angestrebt wurde eine bessere, „moderne“ Präsentation des Glaubens, auf keinen Fall eine Änderung seiner Inhalte.

Sonntag, 26. Dezember 2010

Wie wäre es mit Pisatest für ...

Was beim Pisatest als ein großer Block abgeprüft wurde, war die Fähigkeit, Texte zu verstehen und mit ihnen umzugehen, indem man Fragen dazu richtig beantwortet und Sachverhalte aus ihnen her- und ableitet. Sie zusammenfasst, umformuliert usw. Ich erinnere mich, das im Deutschunterricht bis zum absoluten Widerwillen durchexerziert zu haben. Ich fand das extrem langweilig und wusste nicht, was das soll. Jetzt bin ich soweit meiner damaligen Deutschlehrerin posthum den Dank auszusprechen. Denn es wurde in diesem Jahr unzählige Male demonstriert, dass solche Fähigkeiten den meisten Mitmenschen vorenthalten wurden.

Da wäre z.B. die Berufsgruppe der Journalisten, bei denen die Mehrheit einen solchen Pisatest kaum bestehen würde. Erinnern wir uns nur an den kleinen Test (vielleicht bringt Wikileaks ja demnächst die Meldung, dass das ein groß angelegter Pisatest für Journalisten war, bei dem das denkbar schlechteste Resultat erreicht wurde) vom Chistkönigssonntag. Der Heilige Vater hatte ein Interview über das "Licht der Welt" (für alle, dies immer noch nicht wissen sollten, damit ist der Herr Jesus Christus gemeint) gegeben, das in Buchform veröffentlicht wurde. Und die Presse verkündete, es handele sich um eine Art Reklame für Gummiteile, zu der der Heilige Vater sich entschlossen haben, weil er jetzt von den Grundlagen des Glaubens, dessen höchster Repräsentant und Bewahrer er ist, abweichen werde, um sich der von ihm stets kritisierten Diktatur des Relativismus endlich zu beugen. Nicht, dass dies so klar und auf solchem Stilniveau präsentiert worden wäre. Aber schweigen wir. Auf diesem und anderen Blogs finden sich genug Details darüber.

Jedoch habe ich eine weitere Zielgruppe für Pisatests zum Textverständnis entdeckt, und zwar die ehren- und hauptamtlichen Personen, die der Gemeinde vom Ambo in der Kirche aus Texte vortragen. Ich berichtete ja neulich über die bemerkenswerte Fürbitte für Engel. Heute kam es noch besser. Am Ende der Predigt hieß es: "Gedenken wir der Heiligen Familie (Anmerkung des Bloggers: das sind Josef, Maria und Jesus) und beten wir für sie."

Medientheoretiker Norbert Bolz über "Dialog"

Es gibt noch mehr Menschen, die den Begriff  'Dialog' inzwischen als problematisch empfinden. So erklärt, der unter zitierte Medientheoretiker, dass dieser Begriff oft nur Tarnung für das Vermeiden einer wirklichen Auseinandersetzung mit Problemen ist und - so wie er derzeit verwendet wird - unter nicht wirklichkeitsnahen Umständen (akademischen Diskussionsrunden mit akzeptierten Rahmenbedingungen) entwickelt wurde.

Ausschnitt aus dem Interview mit der DT vom 23.12.2010, S.22:

"DT: Wenn die deutschen Bischöfe kürzlich eine Dialoginitiative ins Leben gerufen haben?
Bolz: Das klingt schlimm.

DT … ist das eine solche Schaufront?
Bolz: Exakt. Die katholische Kirche sollte eigentlich genug intelligente Leute in ihren Reihen haben, die schon zusammenzucken, wenn das Wort „Dialog“ fällt. Dialog ist meist die Ankündigung dessen, was Harry Frankfurt, der große amerikanische Philosoph, unlängst einfach „bullshit“ genannt hat, Diese Erfahrung hat doch wahrscheinlich jeder von uns schon gemacht."

Okay. Von uns sind bei dem Wort schon einige zusammengezuckt. Hoffentlich gibt es auch anderswo diese intelligenten Leute.  

Stephanustag - katholischer Gebetstag für verfolgte Christen?

So richtig eingeführt war er noch nie, ein Gedenk- oder Gebetstag für die verfolgten Christen katholischerseits. Es gab einmal Versuche, ihn für den Stephanustag zu etablieren. (s. hier) und noch vor dem ökumenischen Kirchentag wurde eine Aktion gestartet, den katholischen und den evangelischen Gedenktag doch auf ein Datum zu legen. Einerseits eine nette Idee (gemeinsames Gedenken), andererseits, so wie es weltweit aussieht könnten wir ruhig gleich ein paar offizielle Gebetstage in diesem Anliegen gebrauchen. Was aus der Aktion wurde, habe ich nie gehört. Heute aber, das das Stephanusgedenken vom Fest der Heiligen Familie überdeckt wird, konnte ich nirgends (auch nicht im Internet) einen Hinweis finden, dass heute tatsächlich der Verfolgten gedacht wird.

Ich glaube, hier wäre ein Handeln der deutschen Bischöfe sinnvoll, wichtig und nötig. Es ist ein aktuelles Problem. Es sind zahlenmäßig sehr viele Menschen betroffen. Es  könnte eine Möglichkeit sein, die Christen hierzulande aus dem Kreisen um sich selbst zu reißen und wenigstens zu betrachten, was der Glaube die Brüder und Schwestern andernorts kostet und was sie bereit sind, für ihre Treue dazu zu zahlen.

Aber dieses Thema wird eher verdrängt. Zumindest darf es uns nicht bedrängen, scheint die Meinung  zu sein. Denn eine eingehendere Beschäftigung damit, müsste fast unweigerlich Konsequenzen für das eigene Leben haben.

Lord of the Dance

Die Flatley-Version kenne ich nur vom Hörensagen. Dass das Lied für den Gottesdienst geschrieben wurde, habe ich erst vor drei Jahren zufällig entdeckt. Es passt natürlich nicht nur zu Weihnachten. Aber damit fängt der Text an, und auch an diesem Fest betrachten wir schließlich immer alles, was der Herr Jesus getan hat.

Hier also ein Verlinkung zum Musikvideoportal:

Donnerstag, 23. Dezember 2010

O Immanuel!


Die siebte und letzte Antiphon. Das Zeichen, das zur Zeit des König Ahas gegeben wurde: „Die Jungfrau wird ein Kind empfangen, und sie wird ihm den Namen Immanuel geben. 

Immanuel heißt „Gott mit uns“.  Aber wer hätte sich vorstellen können, was letztendlich geschehen ist: venit ad salvandum nos Dominus Deus noster – unser Herr und Gott ist gekommen, uns zu retten. Das Kind, das geboren wird, ist „Gott mit uns“ und wird unter einem anderen Namen in den historischen Dokumenten erwähnt werden: Jeschuah – „Gott ist Retter“.

O Immanuel, unser König und Lehrer, du Hoffnung und Heiland der Völker, o komm, eile und schaffe uns Hilfe, du unser Gott!

O Emmanuel, Rex et legifer noster, exspectatio gentium, et Salvator earum: veni ad salvandum nos Domine Deus noster.

Lehrer, sagt die Übersetzung, “legifer” – Gesetzgeber – das Original. Hier wurde in der Übersetzung auf einen wichtigen Aspekt verzichtet, auf den Papst Benedikt XVI im ersten Teil seines Buches über Jesus gründlich eingegangen ist. Gerade in Bezug auf das, hat er sich auf die Ausführungen eines heute lebenden Rabbis berufen: Jesus hat klar gemacht, dass seine Person, sein Wort an Stelle des bisherigen Gesetzes tritt, nicht es auflösend, sondern es übersteigend und erfüllend.