Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Dienstag, 30. November 2010

Wie ich die alte Messe kennen lernte


Ich bin auch mit der nachkonziliaren Form aufgewachsen, und zu was für seltsamen Schlüssen man dabei gelangte, zum Beispiel, dass man zur Gabenbereitung jedes x-beliebige Lied singen kann, weil sie liturgisch anscheinend belanglos ist oder dass zwar das Evangelium aus den Evangelien sein muss, aber die anderen Lesungen beliebig durch andere Texte ersetzbar sind. Ich könnte da noch viel aufzählen. Es war dann immer gar nicht einfach zu akzeptieren, dass es so gar nicht richtig ist, wenn jemand später darauf hinwies. Schließlich hatten es doch alle immer so gemacht, behauptete meine Erinnerung.

Meine Begegnung mit der alten Messe begann geheimnisvoll und kam völlig unerwartet. Ich war mit meiner Kusine in München unterwegs. Dabei begegnete uns in der Innenstadt jemand, der sehr ungewöhnlich begleitet war, wie aus einem anderen Jahrhundert. Er trug ein schickes schwarzes Cape und hatte es eilig. Wir folgten weniger eilig in die gleiche Richtung und besuchten zuerst St. Michael, um dann noch einen Blick in St. Peter zu werfen, und trafen mitten während einer lateinischen Messe ein. Hierhin war der seltsame Unbekannte geeilt, da waren noch mehr ähnlich Bekleidete.

Meine Kusine wohnte in einem Haus, das einmal einem alten Pfarrer gehört hatte. Sie hatte einmal ein Buch gefunden, in dem in Sütterlinschrift der Ablauf der Messe beschrieben war, und wir hatten das bei einer unserer nächtlichen Sitzungen mit Tee durchgelesen. Es war etwas fremdartig – nicht nur wegen der Sütterlinschrift -, aber auch spannend. So also sah die Messe richtig aus. Irgendwie war uns klar, dass bei dem, das wir kannten, das ein oder andere nicht war, wie es sein sollte, aber dass es dafür wohl irgendwelche wichtigen Gründe gab. Es sollte der Gemeinde helfen, alles besser zu verstehen, hatte ich einmal gehört. – Aufgrund jener Lektüre erkannten wir sofort, von was wir gerade Zeuge wurden. 

Meine Kusine interessierte es weniger, aber ich wollte unbedingt bleiben und konnte es nie mehr vergessen. Jahrelang habe ich gesucht, wo es denn auch so eine Messe gebe, denn ich wohne weit weg von München. Ich hielt Ausschau in unserem Bistumssitz – Fehlanzeige. Studium der Gottesdienstpläne in anderen Städten – einfach nichts. Ich befragte Eltern und Bekannte, keiner wusste etwas zum Thema. 

Ich hatte nie etwas davon gehört, dass diese Form der Messe geradezu verboten sei. Ich wusste nichts, von dem Streit über die Messformen. Ich wollte nur gelegentlich einmal noch bei so einer faszinierenden Messe dabei sein. Auf das Latein hören (ich mag Latein), über das Feierliche staunen (es war irgendwie überirdisch gewesen) und mehr davon richtig verstehen. Ich habe sogar unsere Organistin und andere Insider befragt. Die guckten komisch und antworteten Dinge, von denen ich inzwischen weiß, dass ich gar nicht verstehen konnte, was sie heißen sollten, weil ich keine Ahnung hatte, von was sie redeten, während sie dachten, ich wüsste da mehr, als ich tatsächlich wusste.

Ich habe die ganzen Hintergründe erst vor etwa sechs Jahren erfahren. Verstehen konnte ich es da immer noch nicht. Aber zumindest erklärte es, warum ich diese Messe nicht hatte wiederfinden können. Jetzt gibt es wieder eine regelmäßige in der Stadt. Ich habe selten Gelegenheit, dorthin zu gehen. U.a. weil sie zeitlich parallel zur Frühmesse in meiner Pfarrei liegt, und der Pfarrer hier ganz erpicht ist, die Frühmesse wegen mangelnder Besucherstrahl zu streichen.

Aber eines ist mir schon aufgefallen. Bei der alten Messe kann ich mich besser auf die Liturgie konzentrieren, bin immer noch fasziniert und bin voller innerem Frieden, wenn ich nach Hause gehe. Bei der Messe in der Pfarrei zuhause ist Konzentration sehr schwierig und ich gehe meistens etwas niedergeschlagen nach Hause.
Das ist natürlich eine ganz individuelle Empfindung. Meiner Kusine hat bei gleichem Erlebnis die alte Messe nichts bedeutet. Aber ich frage mich oft, wieviele andere nicht doch auch, überrascht und fasziniert wären, wenn sie die Chance erhielten, die alte Messe wirklich kennenzulernen. Einfach so, ohne Vorverurteilungen, wie sie üblich sind.

Gebetsvigil für ungeborene Kinder ein Ärgernis?

Unter diesem Titel stand letzte Woche ein Artikel bei zenit. 
(Ich hinke mit dem Durchsehen der Zenitmeldungen immer Tage bis Wochen hinterher.)

 Heute habe ich mal schnell einen Suchlauf gemacht, ob denn irgendwo in meinem Bistum das Anliegen des Papstes aufgegriffen wurde. Wie es aussieht hat es niemanden interessiert außer der Jugend 2000.

Montag, 29. November 2010

Wahrheit birgt immer ein Risiko


-  aber Lüge zerstört immer.
Wie bei allem gibt es natürlich auch bei der Lüge alle möglichen Abstufungen.  Und viele Theologen haben schon zahlreiche Voten zu Gunsten der Notlüge abgegeben. Aber mir war schon immer unwohl, wenn ich diese Argumentationen hörte.

Ich persönlich gehöre zu den Leuten, die das Konzept Lüge wohl nie entdecken würden, gäbe es nicht andere. Das ist kein Verdienst und wird wahrscheinlich durch andere Schwächen entsprechend ausgeglichen. Z.B. sturer Stolz „Okay, das war ich. Und was jetzt?“ Einmal hat mir das sogar das einzige Nachsitzen meiner Schulzeit eingetragen. Ich hatte Streit mit meiner Banknachbarin, sie hatte angefangen und ich blieb nichts schuldig. Die Lehrerin zitierte uns nach vorn und wollte es mit einer milden Ermahnung. Aber ich bedauerte meine Reaktion nicht, sondern sah sie als mehr als gerechtfertigte Gegenmaßnahme.  Dafür wurde eine Strafarbeit draufgelegt. Woraufhin ich erklärte, das mache mir auch nichts. Für die Replik gab es dann Nachsitzen – was letztendlich höchst interessant war: die andere Klasse lernte etwas, was bei uns nie gelehrt wurde und wovon ich noch Jahre profitierte. Mir war das Nachsitzen auch nicht peinlich. Es hatte ja den Vorteil, dass keiner mehr behaupten konnte, ich sei zu brav, nur weil ich nie bei Sachen mitmachte, die ich gar nicht tun wollte.

Ich will nicht meinen Stolz entschuldigen, ich hätte ja auch einfach den Mund halten oder – beliebter Schachzug anderer-  in Tränen ausbrechen können. Aber mich hätte andererseits keine Woche Nachsitzen dazu bringen zu können, etwas zu sagen, hinter dem ich nicht stehen konnte. Es war ein Versuch, hundert Prozent aufrichtig zu sein.

Ich erzähle das, weil es zeigt, dass ich in Sachen Wahrheit oder Lüge keine wirklich neutrale Meinung haben kann, selbst wenn ich wollte.  Ich habe Lügen nie fertig gebracht, um mich zu schützen. Ich habe es einmal halbherzig versucht, um anderen eine Menge Ärger zu ersparen und weiß, dass ich es einfach nicht über mich bringe. Ich gebe sogar vollständige Steuererklärungen ab und weise Hotelrezeptionen auf vergessene nicht in Rechnung gestellte Posten hin. Gelegentlich kostet es also Geld, ärgerlich aber verschmerzbar.

Manchmal ringe ich mit mir, ob ich nicht doch lieber einmal feige sein und unangenehmen Konsequenzen entgehen will. Von daher verstehe ich, dass andere anders entscheiden. Es ist nur kein Weg für mich.
Ich persönlich glaube, es wäre eine bessere Welt, wenn jeder auf das Wort eines jeden vertrauen könnte. Wohl auch, weil ich schon so viele Lügen erlebt habe.

Mit am schlimmsten finde ich die „pastoralen Lügen“, also wenn Seelsorger Menschen das sagen, was diese hören wollen. Jedem das seine. Um niemanden zu verletzen. Weil die Wahrheit nicht zumutbar ist.
Eine dieser pastoralen Lügen, eine große weit verbreitete ist schuld daran, dass Menschen, die es sonst nie tun würden, schuld auf sich laden. Ich spreche von der Frühabtreibung durch hormonelle sogenannte „Verhütungsmittel“. Ich musste einmal zu diesem Thema für ein Jugendwochenende recherchieren und habe dort aber auch bei Bekannten vorgetragen, was ich herausgefunden habe. Und habe ein paar erzkatholische Leute in leichtem bis mittlerem Schockzustand gesehen. „Wir haben das damals auch probiert, als alle es machten“, sagten sie nach etwas Schweigen dann, „mir war nie wohl dabei. Aber ich hatte ja keine Ahnung ... Warum hat mir das nie jemand gesagt?“

Es gab Ärzte, die es damals zu sagen versuchten; sie wurden oft von kirchlichen Vertretern mundtot gemacht. Manchmal mit dem Argument, warum wolle man die Leute verunsichern, wo doch auch so viele Kinder in Afrika hungers stürben. Man stelle sich den Schock der Nichtsahnenden vor, wenn sie erführen, dass sie möglicherweise einige ihrer Kinder getötet hätten. Damit werde doch nur noch größerer Schaden angerichtet.
Und um die einen vor dem Schock zu bewahren, wurden die anderen nie gewarnt und das Entsetzliche setzt sich nun schon über Jahrzehnte fort und greift um sich.

Nur eine verzeihliche Notlüge?



Sonntag, 28. November 2010

Gemeindeleben Wurstelheim: Die Ära der kuscheligen Gottesdienste (IV)

Die infamen Briefe waren Pfarrgemeinderat (PGR) und Gemeindeleitung von Wurstelheim just vor einer Sitzung des PGR ausgeteilt worden, so dass die PGR-Mitglieder darauf drängten, das leidige Thema als zu diskutierenden Punkt in die Sitzung aufzunehmen.  Zwar hielt Hochwürden Schlau das für eine unkluge Konzession an die subversiven Elemente, doch gab er schließlich dem Drängen des PGR-Vorsitzenden nach. Zumindest bot sich ihm hier die Möglichkeit, einige deutliche Worte über den anwesenden Unruhestifter, der kein Rederecht hatte, vorzutragen, und allen offenzulegen, dass hier mit übelster Verleumdung und unfairsten Methoden gearbeitet worden war.

In der abschließenden Debatte wurde noch einmal ausführlich erörtert, warum der Gottesdienst weder in der Kapelle des Altenheims noch in einem anderen Raum des Gemeindezentrums stattfinden konnte (s. Teil I dieses Artikels) Es wurde dann einstimmig beschieden, den Gottesdienst zurück in die Kirche zu verlegen, aber diese nicht zu heizen. Ein PGR-Mitglied schlug vor, die Gottesdienstbesucher könnten eingeladen werden, in den Bänken des Chorraumes zu sitzen, da sich das doch schon bei anderen Anlässen als recht gemütlich erwiesen habe. Des weiteren wurde dem Rosenkranzkreis wieder gestattet, die Gebete in der Kirche abzuhalten, allerdings unter der Auflage, sich nur auf der rechten Seite vorne zu versammeln, da nur hierfür Beleuchtung zur Verfügung gestellt werden könne.

Nun ist die Wurstelheimer Pfarrkirche weitgehend ein anachronistisches Gebilde, in dem noch inmitten eines mächtigen Hochaltares ein goldener Tabernakel mit reichlichen Verzierungen prangt. Zwar war schon mehrfach seitens Diakon Lenker darauf hingewiesen worden, dass dieses aus einer anderen Kirche vor Jahrzehnten übernommene Gebilde, schlicht und einfach nicht mit der anderen Braunnuance der beiden ebenfalls massiven Seitenaltäre übereinstimme und dieser Missstand dringender Bereinigung bedürfe. Man dürfe sich da nicht dadurch täuschen lassen, dass alle drei Objekte der Barockperiode zuzuordnen seien. Auch ein Spezialist des Ordinariates hatte bereits die Unstimmigkeit der Ausführung bei den Altären bestätigt. Dass der Missklang den kunstunverständigen Wurstelheimern bis dahin nie aufgefallen war, kann niemanden verwundern.

Rechts und links des Chorraumes, der mit mehreren Stufen gegen das Kirchenschiff abgehoben ist , befinden sich zwei alte Chorbänke, die jeweils etwa fünf Personen Platz bieten.  Am Ende des Chorraumes, das dem Kirchenschiff am nächsten ist, steht der Volksaltar.

Als sich nun zur Werktagsmesse am nächsten Tag die Gottesdienstbesucher einfanden, hatte Hochwürden Schlau die Direktiven des PGR striktens umgesetzt. Den zögernd sich durch die dunkle Kirche nach vorne in den Lichtkreis vorne rechtsTastenden fiel zunächst auf, dass die Herrichtung des Altares ungewöhnlich war. Beabsichtigte Hochwürden Schlau künftig von der Zelebration versus populo Abstand zu nehmen?

Doch nein, kaum waren die Schlussgebete des Rosenkranzes verklungen, erging der Befehl sich in den Chorraum zu begeben, da jetzt auch das letzte Licht im Kirchenschiff erlöschen werde. Darum war der Altar für eine Zelebration von der anderen Seite gerichtet worden. Da die Anzahl der Versammelten jedoch um einiges mehr als zehn betrug, wurde die 75-jährige Küsterin, Frau Demuth, noch schnell beauftragt, zusätzliche Stühle herbeizutragen und mit Kissen zu bestücken. So konnte der gemütliche Gottesdienst im Chorraum begonnen werden.

Wie kaum anders zu erwarten, waren die ständigen Querulanten auch jetzt nicht zufrieden gestellt worden. Einige behaupteten, die fünf Stufen ohne Geländer zum Chorraum seien für ältere Menschen schwer zu bewältigen. Andere behaupteten, sie hätten den Text im Gesangbuch nicht lesen können. Wieder andere monierten, dass man dort oben keine Kniebänke habe. Und fast alle beklagten sich, es sei zu kalt. Als ob sie das nicht sich selbst hätten zuschreiben müssen. Hätten sie eben die Intrige gegen den unübertreffbaren Giebelraum des Pfarrzentrums verhindern sollen!

Mit eiserner Hand zog Hochwürden Schlau die Vorgaben des PGR, die er genauestens in dessen Geiste auslegte (mit dem Auslegen von Geistern besteht immerhin schon große Praxis seit den Tagen des Zweiten Vatikanischen Konzils), durch. Nicht ganz ohne gewisse Zugeständnisse. Nachdem er sich mehrfach im Messbuch verlesen hatte, erglommen einige Leuchten mehr. Fast wäre es ihm gelungen, hier eine Gemeinschaft zusammenzuschweißen, die wieder hätte wachsen können, doch auch hier wurden seine Pläne hintertrieben. 

Mit zunehmender Tageslänge und damit zunehmender Helligkeit in der Kirche weigerte sich eine zunehmende Anzahl von Personen, die Stufen zu erklimmen und verblieb ohne Licht in den Bänken des Kirchenraumes, so dass das Nutzungsgebot für den Chorraum schließlich im Sommer aufgehoben wurde.

Natürlich mit desaströsen Folgen für die Anzahl der Kirchenbesucher, die im Laufe dieser Ereignisse weit unter den Dekanatsschnitt sank. Ein warnendes Beispiel, wie positive pastorale Ansätze durch böswillige Querulanten hintertrieben werden können.

Das Gesetz und die Freiheit

"An dieser Stelle wird besonders deutlich, dass das Christentum ... keine primäre Buch- oder Gesetzesreligion ist, weil es nicht um ein äußeres Befolgen der Gesetze geht, sondern um den inneren Nachvollzug des göttlichen Willens, der sich schließlich auch in den Handlungen der Person niederschlägt."

Prof. Peter Schallenberg, Lehrstuhl für Moraltheologie und Ethik (Paderborn)

Nachdem mein schnell herunter geschriebener Post vom Freitag hier (inzwischen mit zwei korrigierten Stellen) dank Elsas Kommentar bei Kathnet die Besucherzahlen bei mir dramatisch in die Höhe schnellen ließ, möchte ich obiges Zitat aus der DT von gestern (hier im Original zu finden) nachschicken, das das von mir Geschriebene auch von theologischer Seite bestätigt. Prof. Schallenberg geht in seinem Artikel auf die Entwicklung des Gewissensbegriffes ein.

Was für uns wichtig ist, um es nicht aus den Augen zu verlieren bei der Argumentation, ist, dass in der "Öffentlichkeit" oft eine unrichtige Behauptung aufgestellt wird (z.B. "die katholische Kirche verbietet dies und jenes") - während in Wahrheit, eine Auslegung der Offenbarung gegeben wird, die man dankbar annehmen kann und vielleicht sollte, statt zu meinen, jeder müsse und könne zu jeder Aussage sofort selbst das Rad neu erfinden -, um dann diese unrichtige Behauptung als Ausgangspunkt für eine Argumentation zu nehmen, die den Angeklagten (z.B. die Kirche) für schuldig befindet, weil diese Behauptung unmenschlich/grausam/bevormundend/... (Gewünschtes bitte auswählen) sei.

Die Verteidiger eines wichtigen Prinzips (z.B. dass Kondome nicht gerade Ausdruck der selbstlosen Hingabe an einen über alles geliebten und geschätzten Partner sind) weisen aber nicht auf die falsche Ausgangsbehauptung hin sondern übernehmen sie unklugerweise, z.B. "die Kirche hat mit dem Verbot recht, weil ...". Damit wird aber die unrichtige Behauptung mit der negativen Konnotation des Verbotes weiter zementiert.

Dieses Vorgehen ist aber auch Teil der Strategie, die schon im vorrevolutionären Russland nach der Idee Lenins eingesetzt wurde (vergl. hier), und mit der man jede vernünftige Aussage zu etwas "Politisch Unkorrektem" machen kann.

Hier werden natürlich auch die Ängste der Verteidiger wichtiger Werte und Hinweise ausgenutzt. Da ist das vage Gefühl, wenn etwas nicht eindeutig verboten sei, dann habe doch niemand einen Grund, sich daran zu halten und damit gehe allen eine wichtige Richtschnur verloren.

Aber Jesus und Paulus haben nicht umsonst betont, dass es hier um die wahre Freiheit geht, die an die Stelle des Gesetzes tritt und in der Hingabe (aus Liebe!) an den Willen Gottes das Gesetz weit übertrifft.

Das Gesetz, sagt Paulus, ist nicht schlecht, aber es gibt ein Mehr. Jesus sagt, er schaffe das Gesetz nicht ab, er erfülle es.

Gesetze werden nötig, um der Willkür vorzubeugen, da wo nicht ausreichend Liebe vorhanden ist, um das Gute ganz selbstverständlich zu tun. Da es aber manchmal schwer ist, zu wissen, was objektiv gut ist (und nicht nur dem eigenen Wunschdenken und -fühlen entspricht), kann auch das Gesetz - das nach wie vor durchaus sinnvoll ist - sehr hilfreich sein.


Samstag, 27. November 2010

Mein Beitrag zum Advent

Den Advent habe ich immer geliebt: die Lichter, die Erwartung, kleine Stücke von Tannen- und Fichtenzweigen, die ich auf der Straße fand, das Plätzchenbacken, die Lieder. Und dann führte diese leuchtende Zeit immer in das tiefe Loch Weihnachten.

Es war ein Loch, weil plötzlich alle Hoffnungen und Erwartungen scheiterten. Schon am Morgen des 24. gab es jedes Mal aus irgendeinem Grund Streit in der Familie und mit dem Fortschreiten der Feiertage wurde die Stimmung immer gereizter und depressiver - aber kein Entkommen, das Familien- und Verwandtschaftsprogramm musste abgehakt werden.

Irgendwann ging mir auf, dass ein Teil der Ursache meiner kleinen Weihnachtsdepression auch bei mir zu suchen lag. Ich steigerte mich in die Erwartung hinein, etwas besonders Romantisches (Schnee, Geschenke, die ich mir schon lange wünschte, kein Streit) zu erleben und das war einfach nicht realistisch. Es half, sich auf den tatsächlichen Grund von Weihnachten zu konzentrieren, das was da vor nun schon über 2000 Jahren in Bethlehem geschehen ist und das Staunen darüber gegen die Romantik einzutauschen.

Nur, auch das stieß auf ein Hindernis. Unser damaliger Pfarrer hatte ein besonderes Geschick für extrem frustrierende Weihnachtspredigten. In einem Jahr, es war gerade dritter Advent, bewegte ich in Gedanken den düsteren Ausblick auf die gerade bevorstehenden Predigten und beschloss, dass es eine Gegenmaßnahme brauchte: ich schrieb eine Geschichte (zu finden auf meinen Poesie- und Prosablog: hier), und jedesmal wenn die sichtbare Realität ins Bodenlose absank, konzentrierte ich mich auf die unsichtbare Wirklichkeit, die ich beschrieben hatte. Es war ziemlich gut.

Sie hilft mir immer noch zu wissen, worum es an Weihnachten überhaupt geht, und da wir jetzt die Vorbereitungszeit auf das Kommen des Herrn haben, sei sie auch Euch mitgeteilt.

Freitag, 26. November 2010

Fixierung auf Verbote

Es ist sicherlich schon vielen aufgefallen, dass hierzulande eine gewisse Fixierung auf Gesetze und Verbote besteht. Ob nun im Stile von, wenn etwas verboten ist, will ich es tun oder tue ich es erst recht, aber man sollte den anderen verbieten, dass. Oder von das ist doch verboten, also schalte ich meine Denkfähigkeit aus und bleibe nachts um drei auf menschen- und autoleerer Straße vor einer roten Ampel stehen oder bestehe darauf, dass die Nachbarin einen Strafzettel zu bekommen hat, weil sie zehn Minuten vor der eigenen Einfahrt geparkt hat, womit sie zwar niemanden behinderte, aber das ist doch verboten und wo kommen wir hin, wenn wir anfangen nachzudenken, wozu diese Verbote bestehen.

Bei aufmerksamer Lektüre von Büchern wie dem Katechismus wird man eher nicht auf den Satz "es ist verboten" treffen. Das hat einen Grund. Es handelt sich hier nämlich nicht um ein Gesetzbuch sondern um eine Art Leitfaden für diejenigen, die die Absicht haben, nach dem christlichen Glauben zu leben. Wer das will, ist nämlich manchmal ganz dankbar, den Ratschlag anderer zur Orientierung konsultieren zu können, wenn er selbst gerade etwas verwirrt ist.

Wenn also in der Glaubenslehre von etwas steht, dass etwas verwerflich ist (= es wäre anzuraten, diesen Entwurf nicht anzuwenden, wenn man sein Ziel erreichen möchte), dann kann ich das berücksichtigen oder ignorieren. Für das Ergebnis meiner Entscheidung bin ich selbst verantwortlich. Aber ich kann später nicht behaupten, ich sei nicht gewarnt worden, dass der eine oder andere Lebensansatz gewisse Risiken in sich birgt.

Die Glaubenslehre legt nach bestem Wissen aus, was von Gott offenbart ist. Sie erlässt nicht einfach kreative Regeln. Wenn ich es riskiere, sie zu brechen, ist das auf eigene Gefahr.

Und das heißt, ich werde nicht etwa durch die ach so gemeine Kirche zur ewigen Verdammnis verurteilt, sondern ich treffe mit gewisser Wahrscheinlichkeit eine Entscheidung, die dazu führt, dass ich in meinem Leben irgendetwas zum Leitidol erhebe, an dem ich mich völlig orientiere und dass dieses Etwas auf keinen Fall identisch mit Gott ist.

Ohne das Suchen des Willens Gottes und Einswerden mit dem Willen Gottes gibt es nach christlicher Überzeugung kein ewiges Leben.

Wer nun der Meinung ist, er wisse es besser als die Glaubenslehre, wird ohnehin tun, was er will. Rätselhaft ist mir, warum diese Leute dann nicht ertragen, dass andere sagen, dass das ihrer Meinung nach gefährlich ist und diese Warnung (die sie ja ohnehin ignorieren können) schon fast mit Gewalt zum Schweigen bringen wollen.

Und hier sind wir zurück beim Punkt: Es gibt kein "Kondomverbot". Es gibt eine klare Warnung, dass die Nutzung dieser Gegenstände zu (un)absehbaren Folgen führen kann.

Warnungen sind aber keine Verbote!

Donnerstag, 25. November 2010

Eine Heilige, die hl. Katharina und die ermordete Hypatia/ Alexandrien

Kein einfacher Gedenktag. Keine einfache mehr oder weniger belegbare Geschichte. Statt dessen die Geschichten dreier Frauen. 

Von der einen, der Heiligen, kennen wir den Namen und die Umstände des Todes gar nicht. Ihr Grab mit der unverwesten Leiche wurde erst im 9. Jahrhundert gefunden und stammt möglicherweise aus den Christenverfolgungen um 300 herum. Die Gebeine liegen in der justinianischen Basilika des berühmten Kaharinenklosters auf dem Sinai, dem Kloster des Brennenden Dornbusches. Da es keinen Namen für sie gibt, kann sie wohl als die heilige Katharina betrachtet werden.

*****

Dann ist da die heilige Katharina, die es so wahrscheinlich nie gab. Diese Heilige kannte ich lange Zeit nur über das Verslein, das meine Mutter noch aus einem Gedicht über die 14 Nothelfer erinnerte: „Katharina mit dem Rädchen, das sind die heiligen drei Mädchen.“

Sie war im Mittelalter die beliebteste weibliche Heilige und Schutzpatronin nach der Jungfrau Maria selbst. Zuerst hatten die Kreuzritter sie als Patronin gewählt, wohl aufgrund ihres unerschütterlichen Mutes. Aber dann wuchs das Patronat kräftig an auf alle, die zu ihr einen Bezugspunkt finden konnten: Mädchen, Frauen, Ritter, Philosophen, Theologen und Gelehrte, Lehrer und Studenten, Redner und Advokaten, Wagner, Müller, Töpfer, Gerber, Spinner, Tuchhändler, Seiler, Schiffer, Buchdrucker, Sekretäre, Anwälte, Notare, Waffenschmiede, Schuhmacher, Frisöre, Näherinnen, Scherenschleifer und alle Berufe, die mit Rädern zu tun haben. Dazu kamen dann noch Krankenhäuser, Hochschulen und Bibliotheken. Sie sollte Helferin für Migräne (weil sie ja enthauptet wurde) und Krankheiten der Zunge (da sie eine gute Rednerin war) sowie für die Auffindung Ertrunkener sein.

Dargestellt wird sie mit Rad (Folter), Buch (Gelehrtheit), Schwert (Enthauptung) und Krone (eine königliche Frau und Märtyrerin).

1969 wurde sie aus dem Heiligenkalender gestrichen, da es sie nie gegeben habe. 2001 wurde sie wieder in diesen aufgenommen. In Dokumenten erwähnt ist sie nachweisbar erst ab 840.
Sie soll aus Zypern gestammt haben, aber 306 in Alexandrien hingerichtet worden sein. Sie sei eine sehr gebildete Frau gewesen, schön und reich, die sich zum Christentum bekehrt habe. Sie habe argumentativ viele für diesen Glauben gewonnen, so auch in einer Diskussion mit den 50 besten Philosophen, die in Alexandria aufzutreiben waren. Die Details der Folter, zu der es gekommen sein soll, weil sie weder den Kaiser Maxentius heiraten noch ihren Glauben aufgeben wollte. Beim Versuch sie zu rädern, soll das Rad zerbrochen sein. Schließlich wurde sie nach brutaler Folter enthauptet.

*****

Und dann eine dritte Frau, Hypatia, Philosophin, Gelehrte, klug, tugendhaft, überhaupt trifft auf sie fast alles zu, was in der Heiligenlegende erzählt wird, bis auf eines: Sie war keine Christin (und als sie ermordet wurde wohl bereits an die 60 Jahre alt). Das war im Jahr 415 in Alexandria und ist eines der Kapitel, durch der Name Christi sehr verunehrt worden ist. Gerne greife ich solche Kapitel nicht auf. Denn das waren Christen, die sie damals grausam umgebracht haben, weil sie ein relativ leichtes Opfer war, während der Auseinandersetzungen, die damals in Alexandria stattfanden.

Die Adventszeit soll ja – auch wenn das weitgehend durch Weihnachtsromantik überdeckt ist – eine Zeit der Vorbereitung und Buße sein. Da ist es durchaus angemessen auch solcher Opfer zu gedenken. Es ist natürlich leicht zu sagen, dass das keine richtigen Christen waren und wenn man von dem ausgeht, was Jesus Christus wollte, dann haben sie das klar nicht getan. Aber die Verantwortlichen waren getauft und zum Teil sogar hohe Würdenträger der Kirche. Ich kann mit fast 1595 Jahren Zeitunterschied und ohne mich näher mit den Quellen beschäftigt zu haben, nicht sagen, was sie eventuell als mildernd vorbringen würden. Es bleibt dennoch diese Untat, für die Hypatia nur exemplarisch steht, bestehen.

Es war keiner von uns. Es ist lange her. Es hat nie der christlichen Lehre entsprochen. Aber es ist geschehen. Beten wir für die, die heute so irregeführt sind, wie es damals unsere Brüder und Schwestern im Glauben waren. Auch das ist ein wichtiger Gedanke zur Eröffnung der geschlossenen Zeit (*)  vor Weihnachten, die mit dem Katharinentag beginnt.

Heilige Katharina, bitte für uns!

*Geschlossene Zeit hieß, dass es von jetzt bis Weihnachten keine Tanzveranstaltungen und ähnliche Feiern mehr gab, da sich jeder mehr dem Gebet, der Besinnung und dem Fasten widmen sollte.

Mittwoch, 24. November 2010

Vorkonziliare Ministrantinnen

So was gab es tatsächlich. Und zwar kam das in einem Örtchen so:

Das war in 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Die Ortschaft lag im evangelischen Gebiet, noch keine echte Diaspora, aber es gab wenige Messdiener. Einige Mädchen besuchten eifrig alle Werktagsgottesdienste. Offensichtlich war auch nicht immer ein Küster da. Daher wurden manche der jungen Damen gelegentlich gebeten, die Ministrantendienste zu übernehmen, d.h. die lateinischen Gebete zu sprechen (die sie ganz selbstverständlich kannten!), die sonst die Messdiener sprachen und auch anderweitig zu assistieren. Die Ministrantengewänder trugen sie dazu nie.

Die alte Dame, die mir das aus ihrer Jugend erzählte, wäre auch nie auf die Idee gekommen, danach ein Recht zu ministrieren einzufordern. Sie hatte einfach mit Freude diesen Dienst getan und denkt gerne daran zurück.

Es belegt auch sehr schön, dass es immer möglich war und ist, Laien (ob Männer oder Frauen) zu einem außerordentlichen Dienst zu berufen, so dass der Gottesdienst so abgehalten werden kann, wie es richtig ist.

Traurig ist, dass aus dem Dienst allzu oft ein "Amt" wird und dass eine Reglementierung eingefordert wird, die zementiert, was nicht zementiert werden sollte.

Kurz kommentiert: aus der Berichterstattung der AZ vom 23.11.2010
Es beginnt theatralisch:
„Papst-Äußerung weckt Hoffnung … für viele Katholiken bleibt ein Hoffnungsschimmer“
O ja, wie haben sie gedarbt und gelitten, diese armen verdummten unterdrückten Wesen, denen alle Menschenrechte vorenthalten werden und die keine Chance haben, sich dieser grausamen Tyrannei zu entziehen. Liebreich nimmt die Presse sich endlich dieser Gruppe an. Denn ein kleines Lichtlein geht jetzt auf, ein winziger Schimmer, der alles Elend dieses Lebens wenden wird. Das Licht der Welt heißt „Kondom“. Wie genau es das Elend wenden soll, wird allerdings weder auf der Titelseite, noch in der Leserumfrage noch im eigentlichen Artikel näher vermerkt.
Doch einen Hinweis in Frageform gibt es:
„Wird die katholische Kirche liberaler?“
Leider wird uns auch die genauere Definition, was denn nun „liberal“ ist vorenthalten, außer diesem hier:
„… erstmals vom strikten Kondomverbot abgerückt“
Was es ja nie gegeben hat und was im gleichen Artikel sogar berichtet wird als Zitat eines vom Schreiber konsultierten Theologen.  Nur leider hat der Schreiber wohl ein Gedächtnis, das maximal drei Zeilen umfasst, bevor er seine eigenen Worte wieder vergisst.

„Katholiken weltweit rätseln, ob es eine Kursänderung der Kirche gibt.“
Hallo die Herren und Damen Journalisten? Würdet ihr bitte mal auf die Katholiken weltweit hören, die mit Texten, Statements, Richtigstellungen, Erklärungen und vermutlich auch mit Leuchtfeuern, Morsezeichen und Blinkspiegeln versuchen Euch auf der fernen Journalisteninsel zu erreichen, wo ihr offenbar von allen normalen Kommunikationsmöglichkeiten abgeschnitten seid. Vielleicht ist auch Taubheit und Blindheit ein besonderes Berufsrisiko für Journalisten?
Die einzigen, die rätseln, sind die, die auf Eure verwirrten aufgeregten Äußerungen gehört haben.

Aber doch, hier ist wieder etwas durchgedrungen. Nur – natürlich – jetzt schlug wieder die Amnesie zu:
 „Der Vatikan rudert zurück.“
Im Text ist zwar eindeutig erkennbar, dass es kein Zurückrudern geben kann, wo nicht vorgerudert wurde.  Aber da war die schöne Floskel wohl schon rausgerutscht und es war doch zu schade, die hübsche Formulierung wieder zu streichen.

Zum Glück habe nicht ich diese (lokale) Zeitung abonniert, sondern meine Eltern. Und die tun es eigentlich hauptsächlich wegen der Todesanzeigen und des Sports.

Dienstag, 23. November 2010

Sensation! Sensation! Kondome sind im katholischen Katechismus überhaupt nicht erwähnt!

„Unter großen Mühen ist es den Journalisten aller Welt gelungen in den Besitz eines Exemplares des Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) zu gelangen und in diesem mit der Unterstützung von Informanten, die die darin vorkommenden dem Allgemeinwissen entzogenen Begriffe wie „Liebe“, „Verantwortung“, „Hingabe“ und „Freiheit“ zu entschlüsseln.

Fazit der zeitaufwendigen Recherche ist: Es konnte an keiner Stelle ein explizites Verbot von Kondomen gefunden werden!

Wie aber kam es zu den nun schon Jahrzehnte andauernden Fehlmeldungen über diesen überaus wichtigen Tatbestand? Ist hier die Erklärung zu suchen, dass bisher noch keine Brandanschläge auf Kondomfabriken verübt wurden und noch keine Exkommunikationen in Zusammenhang mit dem Gebrauch von Gummiteilen aller Art ausgesprochen wurden?

Experten wiesen die journalistische Untersuchungskommission auf den Abschnitt 2370 des KKK hin, wo sich ein Zitat der dem allgemeinen Abscheu preisgegebenen aber gewöhnlich ungelesenen Enzyklika Humanae Vitae, Abschnitt 14 findet: Es „ist jede Handlung verwerflich, die entweder in Voraussicht oder während des Vollzuges des ehelichen Aktes oder im Anschluss an ihn beim Ablauf seiner natürlichen Auswirkungen darauf abstellt, die Fortpflanzung zu verhindern, sei es als Ziel, sei es als Mittel zum Ziel.“

Nach Rücksprache mit verschiedenen Übersetzern scheint eine der Aussagen dieses fremdsprachlichen Satzes die Folgende zu sein: ‚Die Benutzung eines Kondomes wird dann als nicht den christlichen Überzeugungen und damit dem Willen Gottes widersprechend angesehen, wenn es Zweck der Nutzung ist, das Entstehen von Kindern zu verhindern.‘

Des weiteren verwiesen  Kenner der katholischen Szene darauf, dass an anderer Stelle im KKK dargelegt werde, dass prinzipiell jede Art von Geschlechtsverkehr, die nicht innerhalb einer zwischen einem Mann und einer Frau gültig und für immer geschlossenen Ehe stattfindet, ohnehin nicht das ist, was jemand der Christus nachfolgt und seine Lehren ernst nimmt, tun will.

Ausgehend von dieser Grundannahme werden daher Feinheiten in Verhaltensweisen, die ohnehin vom Verhalten eines überzeugten Christusnachfolgers abweichen (= nicht-eheliche Beziehungen aller Art) erst gar nicht diskutiert.  Denn diese sind dann ohnehin ein Bruch mit dem, was als Wille Jesu Christi überliefert ist.

Nichtsdestotrotz ist – so wurde mit allergrößter Verwunderung festgestellt – ein Prozess bekannt, der manchmal Evangelisation genannt wird. Bei diesem geht es unter anderem darum im Gespräch mit Personen, die nicht Christusnachfolger sind, diese in den Dingen zu bestätigen und zu bestärken, die diesem Willen Christi entsprechen und sie auf die Dinge hinzuweisen, in denen das nicht der Fall ist und Unterscheidungshilfen zur Verfügung zu stellen, anhand derer man lernen kann, wie man Jesus Christus nachfolgt.

Solche Orientierungsgespräche könnten u.a. zum Inhalt haben, zu bestätigen, dass der Gebrauch eines Kondoms, um vor der Ansteckung mit gefährlichen Krankheiten zu sichern, durchaus lobenswert sei. Dies ist unabhängig von anderen Umständen, in denen dieses geschieht und die getrennt zu bewerten sind.

Großes Erstaunen erregte die Vermutung, es sei auch in katholischen Kreisen bekannt, dass Kondome außerhalb von christlich geschlossenen Ehen eingesetzt würden. Die Begründung, warum dies dann nicht deutlicher erörtert wird, gibt allerdings Anlass zu weiteren Nachforschungen. Denn da hieß es: ‚Aus Gründen des Anstandes verzichte man gelegentlich auf Äußerungen, die die Phantasie mancher Menschen auf Bahnen lenken könne, die ihnen nicht hilfreich seien.“

Diese äußerst kryptische Äußerung wirft viele neue Fragen auf. Vor allem jedoch: Was ist „ANSTAND“?“

Quelle: Pressedienst der wahrheitssuchenden Journalisten International /Press Agency of Journalists Looking for Truth (PAJLT)

Kommentar: Bitte jetzt nicht im Internet nach Pajlt suchen; das hier ist ein fiktiver Beitrag. Eine gute Zusammenfassung für theologisch Interessierte findet sich bei Josef Bordat

Montag, 22. November 2010

Gemeindeleben Wurstelheim: Die Ära der kuscheligen Gottesdienste (III)



Als jener Gottesdienstbesucher  sich dann dem Pfarrzentrum näherte, gingen gerade die Gruppenstunden der Erstkommunionkinder zu Ende und eine der betreuenden Mütter war gerade dabei das Pfarrzentrum zu verschließen. Der etwas verwirrte Neuankömmling erkundigte sich, ob denn nicht jetzt dort ein Gottesdienst stattfände, es habe doch auch dafür geläutet. Die Mütter wussten von nichts, erklärten sich allerdings bereit, die Haupttür offen zu lassen, bis die Frage geklärt war. Ein Blick in den Giebelraum ergab, dass hier tatsächlich einige Gemeindemitglieder zum Gottesdienst versammelt zu sein schienen.
Nicht nur die Kommunionmütter wussten nichts von der Sonderveranstaltung im Giebelraum. Kaum hatte Pfarrer Schlau dass Kyrie gesprochen, erschallten aus dem Treppenhaus mehrere krachende Schläge. Nachdem Hochwürden tiefrot im Gesicht etwa eine Minute (unter weiterem Krachen draußen) still da gestanden hatte, erhob sich eine der Damen des Rosenkranzkreises und ging nach draußen; eine Szene die sich wiederholen sollte. Wie sich später herausstellte, hatte eine Jugendgruppe, die nichts von dem Gottesdienst wusste, dringend einen Tisch vom Erdgeschoss in den Keller befördern müssen und hatte mit den Tücken des engen Treppenhauses zu kämpfen gehabt. – Der Gemeindereferent wies später darauf hin, dass es Jugend- und Firmgruppen nicht zuzumuten sei, darauf hingewiesen zu werden, sie möchten Rücksicht auf etwaige Gottesdienste nehmen. Solche Maßnahmen könnten die jungen Leute nur verschrecken und für immer der Gemeinde entfremden und seien tunlichst zu unterlassen. Schließlich werde ihnen durch so etwas Ablehnung seitens der Kirchenstruktur vermittelt, und Messen seien der jugendlichen Erlebenswelt so fremd, dass hier kein Verständnis erwartet werden könne.
Der schon erwähnte – mehr oder minder zufällige – Gottesdienstbesucher nahm jedoch diesen ganz regulären Gottesdienst zum Anlass zu wahrhaft unerhörten Maßnahmen. Nicht nur informierte diese Person den Dekan und behauptete absolut unzutreffend, bei der Rückkehr vom Kommunionempfang, bei dem sich die Kommunikanten abgeknickt oder geduckt unter der Dachschräge hindurch bewegt hätten (niemand sonst hatte bisher daran Anstoß genommen!) sei eine alte Dame mit lautem Knall mit ebendieser Schräge kollidiert. Nein, dieser Eindringling bezeichnete die kurzen Besinnungspausen des Pfarrers während des Tischtransportes durchs Treppenhaus ebenfalls völlig unzutreffend als „Unterbrechungen“.  Wahrhaft ungeheuerlich! Schlimmer noch, in einem Brief, den nicht nur der gesamte PGR erhielt, sondern der auch in Nachbargemeinden auftauchte, fiel in beleidigender Absicht der Ausdruck „Schilda“. Und noch immer nicht genug! Es wurde eine Beschwerde bei der Ortsgemeinde angedroht, weil hier eine öffentliche Veranstaltung nicht barrierefrei angeboten werde und das Nicht-Vorhandensein eines Notausgangs bei Nutzung eines Dachraumes am Ende einer schmalen Treppen die Feuerschutzbestimmungen verletze.
Jeder wird hier nachvollziehen können, dass ob solcher Demütigungen der Zorn des Pfarrers, der den Giebelraum doch so fürsorglich ausgesucht hatte, nur mit Mühe durch den PGR-Vorsitzenden zurückgehalten werden konnte. (Fortsetzung folgt)