Oremus pro Pontifice nostro Franzisco.

Dominus conservet eum et vivificet eum

et beatum faciat eum in terra et

non tradat eum in animam inimicorum eius.

Sonntag, 5. September 2010

Ist Gott zurechnungsfähig?

Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass jeder, der nicht nur an irgendeinen Gott sondern an den Einen Gott glaubt (mit Attributen wie allmächtig, allgütig, allwissend und dergleichen mehr) wohl mit einem klaren Ja antwortet.
Tja, und wenn man dann etwas weiter denkt, kommt man schnell an den Punkt, wo fast jeder von uns das bei irgendetwas in Frage stellt. Meistens dann, wenn etwas ganz anders ist, als wir es gern hätten oder für richtig halten. Manchmal sind es ganz existentielle Bedrohungen (schwere Krankheiten, Verlust Nahestehender, kurz von etwas oder jemandem, der oder das uns lieb und wert ist). Manchmal sind es auch nur Dinge, auf die man sich aus irgendeinem Grund versteift.
Dann beginnen die Brüche mit dem logischen und konsequenten Denken. Eigentlich wissen wir, dass wir in jeder Lage Gott vertrauen sollten, fühlen uns aber mehr nach Misstrauen und Empörung, weil wir das Gefühl haben, wenn Gott das zulässt, sei er grausam oder gemein. Dann aber wäre er nicht der Gott, an den wir glauben und oft glauben wollen. Wir versuchen fromm zu sein und da wir – aus welchem Grund auch immer – uns nicht der Herausforderung stellen, Gott auch in der Schwierigkeit ganz zu vertrauen, brechen wir an einer Stelle mit der Klarheit und Wahrheit.
Das ist sehr gefährlich für unseren Glauben, denn zumindest im Unterbewusstsein wissen wir, dass wir uns für etwas Unwahres entschieden haben. Manchmal ruft es nach einiger Zeit eine große Abneigung gegen die Lüge hervor. Dummerweise halten wir dann oft den Glauben für eine Lüge, statt zu erkennen, dass wir sie in die Welt gesetzt haben.
Da das alles sehr abstrakt ist, nun also ein Beispiel hierzu. Ich nehme dazu ein Beispiel, das nur für Menschen interessant ist, denen Glauben durchaus wichtig ist, aber das auch gut zeigt, wie abstrus unser Denken manchmal verläuft, nämlich: Warum gibt es in der römisch-katholischen Kirche keine Frauen als Priester? Das Thema interessiert nur einige wenige wirklich, wird aber gerne genutzt, um Diskussionen um Zölibat und dergleichen noch einmal richtig gut anzuheizen. Da hier gerne Unterdrückung und Benachteiligung von Frauen impliziert wird, hofft der Nenner des Reizthemas meist damit Sympathiepunkte zu verbuchen, weil er (oder sie) sich ja damit gegen Unterdrückung und Diskriminierung wendet und damit natürlich Sympathie verdient.
Dann ist für viele dabei die Frage nach der Macht ein Thema. Aber all das will ich jetzt außen vorlassen. Nehmen wir an, ein Mensch, in dem Fall ein weiblicher, sähe die derzeitige Situation der Kirche und die Not, die das zunehmende Schwinden der Gemeinden und das Fehlen an Priestern (sowie die leider auch zahlreichen Verfehlungen von Priestern, und hier sei an Abweichungen von der katholischen Lehre und verschiedene andere Dinge wie man in schwerer Sünde leben kann gedacht, nicht nur das letzthin so heiß diskutierte Thema). Und angesichts der Not und obwohl das Dasein eines Pfarrers nun nicht gerade so attraktiv erscheint, entstünde der Gedanke: „Ich möchte mein Leben hier einsetzen. Ich möchte dieses Zeugnis leben. Ich halte den Zölibat für mich möglich. Ich möchte mein restliches Leben Gott in so einem Dienst schenken, um der Not abzuhelfen.“
An so einem Wunsch ist nichts auszusetzen, im Gegenteil. Nur, er ist nicht verwirklichbar.
Heißt das aber, dass man deswegen anfangen darf zu rebellieren und zu schimpfen, weil „diese Kirche“ die Umsetzung der guten Absichten verhindert? Ganz sicher nicht. Denn dann müsste „diese Kirche“ mal wieder herhalten als Ersatzsündenbock für Gott selbst.
Denn- und eigentlich sollte das klar sein – für Berufungen ist nun einmal der Herr selbst verantwortlich. Und wenn Er den Fehler machen würde (was Er sicher nicht tut), jemandem eine Berufung zu geben, der dieser gar nicht nachkommen kann, wäre das grausam. Wenn Er sich geirrt hätte bei der Person wäre es auch seltsam und jedenfalls nicht ganz zurechnungsfähig.
Wenn wir wirklich logisch vorgingen, müssten wir in einer solchen Situation also in etwa so argumentieren: „Gott weiß genau, was Er tut. Wenn er mich diese Not sehen lässt, mir die Bereitschaft gibt dienen und helfen zu wollen und mich dabei als Frau erschaffen hat, dann wollte Er, dass ich nicht das scheinbar Offensichtliche tue, nämlich Priester zu werden, sondern dass ich dazu zu etwas anderem angespornt werde, das wirklich Seinem Willen entspricht.“ Was dieses Andere ist, muss jeder für sich herausfinden.
Die Argumentation jedoch lässt sich auf jede beliebige andere Situation übertragen. Wenn Gott weiß, was Er tut und zulässt, dann können wir davon ausgehen, dass sich dahinter ein sinnvoller Auftrag an uns verbirgt und dass Er uns helfen wird, diesen zu verwirklichen. Die Herausforderung an uns ist nur, Ihm zu vertrauen.

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